Temeswar/Großwardein (ADZ) – Die Ende vergangener Woche gestarteten Unterstützungsaktionen für die von Russland angegriffene Ukraine werden in Westrumänien tatkräftig fortgesetzt. Staatliche und private Stellen sammeln und schicken Mobiliar, Arznei- und Lebensmittel direkt in die Ukraine oder in die Kreise Suceava und Maramures, wo die meisten Kriegsflüchtenden eintreffen. In der Temeswarer Vorortgemeinde Dumbrăvița kamen innerhalb weniger Tage Spenden in Gesamtwert von 75.000 Lei zusammen, allein für 46.000 Lei wurden Medikamente gekauft, die nach Marmaroschsiget/Sighetu Marmației geschickt wurden. Nach Milișăuți im Kreis Suceava wurden 67 Feldbetten mit dazugehörendem Zubehör geschickt. Die Sammelaktionen gehen weiter. Einige Hotels in Temeswar haben bereits geflüchtete Familien aufgenommen, diese sollen hier auf die Weiterfahrt nach Westeuropa warten. Die Fakultät für Psychologie, Soziologie und Sozialarbeit der Temeswarer West-Universität hat inzwischen ein Unterstützungsprogramm für Flüchtlinge auf die Beine gestellt und sich bereit erklärt, die Betreuung von Flüchtlingen aufzunehmen. Sachspenden werden jeden Tag zwischen 8.30 und 16.30 Uhr im Foyer der West-Universität gesammelt, man brauche vor allem Decken, Winterkleider (vor allem Mützen, Handschuhe, Socken) sowie Hygiene-Artikel aller Art, aber vor allem Windeln, OP- und FFP2-Masken, neues Spielzeug und Babymilch. Ähnliche Aktionen wurden dieser Tage in allen westrumänischen Großstädten vorbereitet und angekündigt.
In Temeswar kam es am Mittwochabend zu Protesten vor Tankstellen der russischen Konzerne Gazprom und Lukoil, aufgerufen wurde zum Boykott aller in Rumänien tätiger russischer Unternehmen, da deren Einnahmen den russischen Krieg gegen die Ukraine finanzieren. In Temeswar und seinen Vororten gibt es acht Lukoil- und drei Gazprom-Tankstellen.
Im Kreis Bihor haben Verkehrspolizei und Straßenverwaltung inzwischen Hinweisschilder in ukrainischer Sprache aufgestellt, um jene ukrainischen Staatsbürger, die nach Westeuropa weiterfahren wollen, auf die rumänisch-ungarischen Grenzübergänge von Valea lui Mihai – Nyírábrány und Săcueni – Létavértes hinzuweisen. Da der sich im Kreis Sathmar befindende Grenzübergang Petea – Csengersima überlastet ist, sollen die Flüchtlinge auf die sich im Kreis Bihor befindenden Übergänge ausweichen. Allerdings mussten zahlreiche Ukrainer am Mittwoch vor allem in Großwardein/Oradea untergebracht und betreut werden, weil die ungarische Grenzpolizei begonnen hatte, jene Einreisenden zurückzuweisen, die nicht über biometrische Pässe verfügten. Inzwischen soll sie nach einem Gespräch zwischen Außenminister Bogdan Aurescu und seinem ungarischen Amtskollegen Péter Szijjártó auf die Maßnahme verzichtet haben.