Wenn die Erkennungszahl „205“ spazieren geht...

Unzumutbare Zustände beim städtischen Ordnungsdienst offenbart

Temeswar (ADZ) - Mehrmals hatte Bürgermeister Nicolae Robu verneint, dass er bei Spaziergängen und Wahlkampf-Auftritten von der ihm unterstellten Lokalpolizei beschützt werde, doch nun haben mehrere Beamte des städtischen Wach- und Ordnungsdienstes ausgepackt und die unzumutbaren Zustände in der Behörde publik gemacht. Der Bürgermeister übe ununterbrochenen Druck auf den Interimsleiter der Lokalpolizei, Dorel Cojan, aus und dieser räche sich an seinen Untergeordneten. Seit Jahren würde die Stadtverwaltung keine Überstunden bezahlen, obwohl die Ordnungsleute unzählige solcher Überstunden leisten müssen, für jedwede Kleinigkeit bestraft werden und zahlreichen Demütigungen ausgesetzt seien. Der Bürgermeister habe die Codezahl „205“ bekommen und wann immer diese Zahl auf den Handy-Bildschirmen der Polizisten erscheine, müssten sie herbeieilen, weil Robu wieder spazieren gehe und beschützt werden müsse.

Der Bürgermeister habe die Lokalpolizisten darüber hinaus verdonnert, die Blumenbeete auf dem Opernplatz zu bewachen, Graffiti-Bilder von der Michelangelo-Unterführung mit chemischen Verdünnungsmitteln zu entfernen und im Allgemeinen alle Routen, auf denen er verkehre, zu bewachen. Wer gegen die Willkür der Behördenleitung protestiere, werde sofort auf den Opernplatz geschickt, um dort die Blumen zu bewachen, im Frühjahr habe man die Tulpen gezählt und für jede gestohlene Tulpe die Wachmannschaften bestraft, die dort ihre Runden zu drehen hatten. Wann immer der Bürgermeister etwas sehe, was ihm missfalle, würde er den Leiter des Wachdienstes anrufen und dieser würde sofort mehrere Streifen herbeiordern. Diese hätten so einzugreifen, dass der Bürgermeister ihren Einsatz auch direkt zur Kenntnis nehmen könne und er zufrieden gestellt werde, sagten unter dem Schutz der Anonymität mehrere Lokalpolizisten der Temeswarer Presse. Seit der Wahlkampf begonnen habe, soll der Bürgermeister angeordnet haben, dass sich die Lokalpolizei bei der Bestrafung von Fahrradfahrern, die auf dem Opernplatz unterwegs sind, obwohl sie dies nicht dürfen, zurückhält und diese eher verwarnt und nicht mit Geldstrafen ahndet. Nach dem 27. September allerdings soll bei der Verhängung von Geldstrafen nicht mehr gezögert und jedwede Ordnungswidrigkeit hart bestraft werden, hieß es.

Am schlimmsten sei es allerdings um die Rund-um-die-Uhr-Bewachung des Bürgermeisters bestellt. Min-destens zehn Lokalpolizisten hätten für seine Sicherheit zu sorgen, jeden Abend pflege Robu spazieren zu gehen. Bei der Lokalpolizei habe er die Erkennungszahl „205“ bekommen und wenn diese ausgegeben werde, müssten sie alle herbeieilen, denn es bedeute, dass der Bürgermeister wieder im Anmarsch sei. Vor allem die Streife „Delta 1“ sei gefragt, sie sei für die Sicherheit von Robu zuständig. Bei Wahlkampf-Auftritten müsse die Lokalpolizei ebenfalls präsent sein, doch um Kritik vorzubeugen, müssten die Polizisten in Zivilkleidung erscheinen und sich in der Menge verlieren.

Alle Gerüchte, wonach ihm die Lokalpolizei auf Schritt und Tritt folge, seien frei erfunden, er habe eine Bewachung nicht nötig, sagte Robu vor wenigen Tagen. Jeden Abend gehe er mit seiner Ehefrau spazieren und alle Bürger würden ihm mit großer Sympathie entgegentreten. Niemand würde ihn bewachen, weil dies einfach nicht notwendig sei, so der Bürgermeister.

Währenddessen haben 150 Lokalpolizisten Verfahren gegen die Behörde eingeleitet, gefordert wird die Einhaltung der geltenden Gesetzgebung, die Bezahlung von Überstunden und aller gesetzlich geregelten Erschwerniszulagen. Man hoffe natürlich auch, dass die Willkür des Interimsleiters Cojan bald ein Ende findet. Dieser habe die Lokalpolizei in eine persönliche Dienertruppe des Bürgermeisters umgewandelt. Seit 2014 leitet der pensionierte Polizist Cojan die Temeswarer Lokalpolizei, sein Dienstherr Robu weigerte sich wiederholt, den Posten auszuschreiben und verlängerte immer wieder Cojans Interimsvollmachten. Auf die Frage, warum er keine Postenausschreibung veranlasse, antwortete der Bürgermeister: „Weil ich nicht will.“