Temeswar (ADZ) – Im Dialog mit den Bürgern, dem einzigen, an dem er sein Interesse bekundet hat, verliert Bürgermeister Nicolae Robu (PNL) zunehmend die Nerven: Bei einem Wahlkampf-Auftritt wurde Robu von einer Frau angesprochen, die ihn auf den Mangel an Krippenplätzen und den desolaten Zustand vieler Schulen in der Stadt hinwies und ihm vorwarf, in seiner Amtszeit keine neue Krippe oder Schule gebaut zu haben. Robu hatte bei seiner Ankunft auf einem Kinderspielplatz im Randviertel Plopi zunächst erklärt, dass die Kinder seine größten Fans seien, alle würden auf ihn zukommen. Die Frau fragte ihn daraufhin, warum er sich dann nicht um die Bildungseinrichtungen im Stadtteil kümmere. Der Bürgermeister sagte, dass die Krippenplätze nicht ausreichen, weil es inzwischen deutlich mehr Kinder gäbe. Er habe aber die Möglichkeit gehabt, EU-Gelder für den Bau zusätzlicher Krippen, Kindergärten und Schulen zu beantragen, erwiderte die Frau.
Daraufhin platzte Robu der Kragen, er beschimpfte wüst die Bürgerin, die jedoch die Ruhe bewahrte. Sie solle ihn nicht mehr aufhalten und seine Zeit vergeuden, er wolle mit den Bürgern sprechen, nicht mit ihr. Auch solle sie ihm keine Lektionen über EU-Mittel erteilen, schließlich sei seine Verwaltung bei der Abschöpfung von EU-Geldern einfach Spitze. Die Frau solle zu jener Partei hingehen, wo man sie dermaßen indoktriniert habe. Welche diese Partei sei, sagte Robu zunächst nicht. Seine Gesprächspartnerin antwortete, dass sie lediglich Robus Aussage über die große Liebe der Kinder zu ihm gehört und gleichzeitig festgestellt habe, dass er für das Bildungswesen und die Betreuung von Kleinkindern kaum etwas getan habe. Daraufhin winkte der Bürgermeister ab und sagte, sie würde Klischees vorbringen. Sie solle sich alles anschauen, was er getan hat, denn nichts habe sich von allein erledigt. Weil die Frau antwortete, dass es sich überhaupt nicht um Klischees handele, beendete Robu das Gespräch genervt, wurde zuvor aber doch noch deutlich: Die Frau solle zur USR gehen, dort gehöre sie hin. Und ihm solle sie gefälligst keine Vorwürfe mehr machen.
Nachdem das aufgezeichnete Gespräch von einer Bukarester Zeitung veröffentlicht wurde, leugnete Bürgermeister Robu das Geschehene. So wie dargestellt, habe sich das Gespräch nicht zugetragen, jedenfalls aber wolle er mit solchen frechen Exemplaren nicht mehr zu tun haben. Am Samstagabend dann schrieb der Bürgermeister auf Facebook, dass Temeswar großartige Kinder und Jugendliche habe, denen seine ganze Aufmerksamkeit gelte. Weil er wisse, dass die Krippenplätze in der Stadt nicht ausreichen, wolle er die Bürger aufrufen, die Häuser zu verkaufen hätten, sich bei ihm zu melden. Er wolle einige Immobilien kaufen und sie zu Krippen umwandeln lassen. Mehrere Bürger meldeten sich sofort und präsentierten ihr Angebot. Robu schrieb, er werde alle kontaktieren. Wie die ADZ berichtete, bekommt in diesem Herbst in Temeswar nur etwa jedes siebte Kind, dessen Eltern einen entsprechenden Antrag gestellt haben, einen staatlichen Krippenplatz.
Robus wichtigster Herausforderer, der unter anderem auch vom Demokratischen Forum der Deutschen im Banat unterstützte Dominic Fritz (USR-PLUS), schrieb nach dem Vorfall auf dem Kinderspielplatz im Stadtteil Plopi, dass Amtsinhaber Robu nun jenen Dialog mit den Bürgern bekommen habe, den er gewünscht hatte. In seiner achtjährigen Amtszeit habe sich der PNL-Bürgermeister immer mehr von seinen Mitbürgern entfremdet. Dies gelte auch für seine Verwaltung, die von Unfähigen bevölkert sei, die das seit Monaten bekannte Krippenproblem nicht lösen können. Robu glaube ernsthaft daran, dass jeder Bürger, der über seine Arbeit unzufrieden ist, von einer anderen Partei manipuliert werde. Das geschehe, wenn man sich nur von Ja-Sagern umgibt, wie es Robu getan habe.