Kronstadt - Ursprünglich war er einem kleinen Kreis von Fans bekannt, welche sich mit den witzig-ironischen Kommentaren auf seiner Facebook-Seite seit geraumer Zeit amüsierten: der Verkehrspolizist Marian Godină aus Kronstadt/Braşov. Irgendwann ermutigten ihn seine Fans, welch landesweit verstreut sind, diese Kurzgeschichten in einem Band zusammenzufassen und diesen als Buch zu veröffentlichen, was er auch machte. Der Verlag Curtea Veche druckte den Band und nahm Bestellungen für eine Auflage entgegen, welche von Marian Godină signiert wurde.
Doch just an dem Tag, als er vom Signieren heimkehrte, sollten sich die Ereignisse überstürzen und zwar so schnell und gründlich, dass zur Zeit kein Ende in Aussicht ist.
Während seiner Schicht, am 8. Februar, hielt Marian Godină den Fahrer eines Dienstwagens an, welcher an einem Fußgängerübergang das Vorrecht eines Fußgängers ignorierte und diesen zwang, zurück auf den Bürgersteig zu flüchten. Eigentlich ein Zwischenfall, wie sich viele täglich landesweit zutragen, doch durch die Person, welche sich rechts vom Fahrer befand, wurde er zum Auslöser einer noch nicht abgeschlossenen Reihe von Untersuchungen und Rücktritten. Der Fahrer wollte nämlich „verhandeln“, einen Begriff, den Autofahrer wohl auf Anhieb verstehen, während die Dame auf dem Beifahrersitz schon eifrig telefonierte, wie Marian Godină später aussagen sollte. Da das Strafprotokoll ausgefüllt war, die Bescheinigung des Führerscheinentzugs ebenfalls, wollte sich Godină schon verabschieden, als die Dame ausstieg und sich vorstellte: Luana Minea, Direktorin des Roten Kreuzes Kronstadt „und ich arbeite eng mit deinen Vorgesetzten zusammen“.
Luana Minea ist desgleichen Kreisratsmitglied seitens der Sozialdemokraten (PSD) und ATOP- Mitglied (Autoritatea Teritorială de Ordine Publică), eine selbständige Behörde mit beratender Funktion, landesweit neben allen Kreisräten gegründet, ohne jedoch Rechtsperson zu sein. Diese Territorialbehörde für Öffentliche Ordnung hat als Ziel die stetige Verbesserung der öffentlichen Sicherheit, also genau das, was Marian Godină mit dem Führerscheinentzug gemacht hat.
Kurz gesagt: Direktorin Luana Minea reichte bei der Kreispolizei eine Klage gegen Marian Godină ein, den sie beschuldigte unhöflich, dreist und obendrein im Unrecht gewesen zu sein. Kurz darauf wurde dieser vor seine Vorgesetzten gerufen, um eine Kopfwäsche verabreicht zu bekommen und um seine Facebook-Seite zu schließen.
Zum Pech einiger Beteiligter hatte jedoch die Lokalpresse, vor allem die TV-Stationen, von dem Zwischenfall Wind bekommen und ließen Direktorin Luana Minea vor laufenden Kameras ankündigen, was sie alles gegen den als schuldig angeprangerten Verkehrspolizisten zu unternehmen beabsichtigt. Pech, weil Marian Godină sofort mit der Veröffentlichung der Tonaufzeichnung des Zwischenfalls reagierte und der Tathergang für jedermann verständlich wurde. Zu der Stunde war schon ein Team des Generalinspektorates der Rumänischen Polizei nach Kronstadt unterwegs, um eine Untersuchung einzuleiten, wobei in den Abendnachrichten der Zwischenfall zum Hauptthema wurde. Es folgten nacheinander: der Rücktritt von Luana Minea vom ATOP-Vorstand, der Übergang in Rente des Leiters des Kreisinspektorats der Polizei, Ioan Aron, der Rücktritt von Luana Minea vom Direktorenamt des Roten Kreuzes Kronstadt. Nach Verfassen dieses Beitrages, am Morgen des 24. Februar, war die erste Nachricht der Lokalzeitungen in Kronstadt, die dass Luana Minea rückwirkend (18.2.2016) auch aus der PSD ausgetreten ist. Doch der Druck auf vollständige Klärung steigt: am Montag, dem 22. Februar demonstrierten an die 100 Polizeibeamte aus mehreren Kreisen vor dem Sitz der Polizei in Kronstadt gegen interne Korruption und Amtsmissbrauch der Vorgesetzten, zahlreiche Kronstädter Autofahrer klebten sich von innen auf die Heckscheibe ein Sympathieposter mit dem Konterfei von Marian Godină.
Ein vorläufiger Zwischenstand klingt gut für den witzigen Polizisten, der die Lacher auf seiner Seite hat, selbst wenn sie sehr amtlich klingt: die Staatsanwaltschaft des Kronstädter Gerichtes kündigt an, dass nach durchgeführten Überprüfungen der am 16.2.2015 in den Medien erschienen Angaben über Godină Marian, „Anzeichen für mögliche Straftaten, bestehend aus vermuteten Interventionen außerhalb des gesetzlichen Rahmens, im Sinne der Begünstigung einer am 08.2.2016 für ein Vergehen bestraften Person, welche durch seine Vorgesetzten ausgeübt wurden vorliegen.“
Da weitere Entwicklungen nicht voraussagbar sind, könnte sich die Facebook Adresse von Marian Godină als schnellste Nachrichtenquelle erweisen: https://www.facebook.com/godinamarian
Hier gibt es übrigens auch mehrere Leseproben aus seinem Buch. Eine Entwicklung könnte sich ergeben aus der Anwesenheit von Premierminister Dacian Cioloş (http://www.gov.ro/) bei der Buchvorstellung, welche gestern Abend in der Aula der Zentralen Universitätsbibliothek „Carol I“ in Bukarest stattfinden sollte.