Bukarest (ADZ) – Nach dem Erfolg der Ausstellung „Touch Nature“ im Jahr 2024 bringen die Kuratoren Sabine Fellner und Alex Ion Radu die Werke von 44 renommierten Künstlern aus Rumänien und Österreich in einem neuen Großprojekt zusammen, das Tabus in Stücke reißt. Die Ausstellung „Why ‚We Should All Be Feminists’“ (Warum „Wir alle Feministinnen/Feministen sein sollten“) ist ein Plädoyer – natürlich unvollständig, aber demokratisch und entpolarisierend – für eine Veränderung der Art und Weise, wie wir gewohnt sind, auf alte soziale Dynamiken zu reagieren und neue zu konstruieren. Die Ausstellung kann vom 18. Dezember bis zum 14. Februar 2026 (Vernissage am 18. Dezember um 19 Uhr) im /SAC @ Malmaison (Calea Plevnei 137C) besucht werden. Die Ausstellung „Why ‚We Should All Be Feminists’“ wird von /SAC – Spațiul de Artă Contemporană (Raum für zeitgenössische Kunst) und dem Österreichischen Kulturforum mit Unterstützung des österreichischen Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten im Rahmen des Programms „Calliope. Join the Dots“ organisiert.
Die Künstler aus beiden Ländern versuchen, Lösungen und Ideen für gerechtere, nachhaltigere Gemeinschaften vorzuschlagen, die Vielfalt und Unterschiede akzeptieren und mehr Fürsorge für ihre Angehörigen bieten – Eigenschaften, die heute mehr denn je notwendig sind. Ihre beeindruckenden Werke sind äußerst vielfältig und reichen von Zeichnungen und Gemälden über Videokunst und Installationen bis hin zu zeitgenössischen Kunstprojekten des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Ausstellung ist Teil des internationalen Projekts „Why ‚We Should All Be Feminists’“, das von Sabine Fellner konzipiert und in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk der Österreichischen Kulturforen in zahlreichen Ländern weltweit entwickelt wurde. Bukarest wurde als zweite Etappe dieses Projekts ausgewählt, angesichts des Prestiges des /SAC – Spațiul de Artă Contemporană (Raum für zeitgenössische Kunst) und der Wirkung der Ausstellung „Touch Nature“ (2024).
Im Jahr 2012 hielt Chimamanda Ngozi Adichie, eine Schriftstellerin und Aktivistin nigerianischer Herkunft, im Rahmen der TEDxEuston in London eine Rede mit dem Titel „We Should All Be Feminists“ („Wir sollten alle Feministinnen/Feministen sein“), die millionenfach online verbreitet wurde. Dieses feministische Manifest plädierte für eine gerechtere Welt, in der alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht und ihrer kulturellen Identität wirklich gleich sind. Der Text ging um die Welt und nährte die Hoffnung, dass die Menschheit tatsächlich in diese Richtung geht. Mehr als ein Jahrzehnt später scheint die Realität auf globaler Ebene jedoch ganz anders zu sein. Obwohl auf gesetzgebender Ebene viele Fortschritte in Bezug auf die rechtliche Gleichstellung von Frauen erzielt wurden, zeigt der Alltag, dass die konkrete Situation oft sehr nuanciert und komplex ist, wenn nicht sogar von den Gesetzestexten abweicht. In den sozialen Netzwerken verbreitet die internationale Bewegung der „traditionellen Ehefrauen“ beispielsweise eine rückständige Weltanschauung und widersetzt sich damit der tatsächlichen Gleichstellung der Geschlechter. Das Geschlecht beeinflusst wei-terhin die soziale Stellung, die Ressourcen, die Rechte, die wirtschaftlichen Interessen und die Perspektiven.
„Das Geschlecht spielt eine Rolle. Männer und Frauen nehmen die Welt unterschiedlich wahr. Das Geschlecht beeinflusst, wie wir die Welt wahrnehmen. Aber wir können das ändern“, sagt Chimamanda Ngozi Adichie. Feministische Künstlerinnen haben im Kampf um Gleichberechtigung viel erreicht, aber „die Errungenschaften unserer Generation sind fragil“, warnt Annegret Soltau, eine der bedeutendsten feministischen Künstlerinnen der 1970er Jahre. Sie betont, dass die Errungenschaften der 1968 gegründeten internationalen feministischen Avantgarde und der 1977 in Österreich gegründeten IntAkt (Internationale Aktionsgruppe bildender Künstlerinnen) jeden Tag gefestigt und unterstützt werden müssen. Wo stehen wir also heute, fast ein halbes Jahrhundert nachdem es den Künstlerinnen jener Zeit gelungen ist, die Machtmechanismen in der Gesellschaft und die Geschlechterverhältnisse in Frage zu stellen/herauszufordern?





