Karansebesch - Mit bloß drei Stimmenthaltungen genehmigte der Stadtrat von Karansebesch auf seiner jüngsten Tagung das Unterstützungsansuchen von Bischof Lucian von Karansebesch, der in einem Schreiben an den Stadtrat eine halbe Million Lei als „finanzielle Unterstützung“ gefordert hatte.
In seiner schriftlichen Geldforderung gibt der Bischof an, die halbe Million Lei sei erforderlich „für die Fortsetzung der Montagearbeiten der Ikonen aus Mosaik sowie für die Weiterführung der Innenausmalerei der Bischofskathedrale, aber auch für die Restaurierung der Innenmalereien und den Bau eines Umfriedungszauns der historischen Sankt-Georgs-Kathedrale“. Die Sankt-Georgs-Kathedrale ist übrigens die alte neobarocke Bischofskathedrale von Karansebesch, die nach der Wende durch die Ambition eines der Bischöfe von Karansebesch mittels Staatsgeldern durch eine neue rumänisch-orthodoxe Bischofskathedrale mitten in der Fußgängerzone von Karansebesch ersetzt wurde.
In ihren spontanen Stellungnahmen sprachen sich mehrere der Stadträte gegen die Überweisung der Geldforderung aus und bezogen sich unter anderen auf die Tatsache, dass die Bistumsverwaltung auf viel zu großem Fuß lebt (u. a. hatte der Vorgänger des jetzigen Bischofs sich, parallel zum Bau der neuen Kathedrale, sein Domizil luxuriös umbauen lassen, dessen Bäder viele der Gläubigen für übertrieben verschwenderisch hielten) und ihren Steuerverpflichtungen Staat und Stadt gegenüber kaum und nur unvollständig nachkommt, aber auch auf die starrköpfige Haltung der Administration des Bistums in der causa der Stadtbibliothek, deren Gebäude dem Bistum gehört und das ursprünglich an der Stadt vorbei verkauft werden sollte, wobei das Vorkaufsrecht der Stadt Karansebesch von den Bistumsvertretern einfach zu ignorieren versucht wurde (die ADZ berichtete wiederholt).
Ratsherr Valentin Dascălu, der Fraktionschef der PSD im Stadtrat, erinnerte daran, dass er bereits während der Debatten über den Kauf des Gebäudes der Stadtbibliothek angekündigt hatte, niemals mehr für eine Geldzuwendung ans rumänisch-orthodoxe Bistum Karansebesch zu stimmen – was er auch anschließend mit Konsequenz tat, indem er sich der Stimme enthielt. Die PP-DD-Stadträtin Elena Avasilicăi sagte: „Ich übe Stimmenthaltung. Es geht da um sehr viel Geld, das die jetzt fordern, nachdem sie kurz vorher uns mit ihren Geldforderungen für den Verkauf der Stadtbibliothek düpiert haben und unseren Vorschlag, das Gebäude einfach der Stadt zu schenken angesichts der horrenden Summen und Sachwerte, die wir ihnen bereits vermacht haben, entrüstet abgewiesen haben.“ Die PNL-Stadträtin Aurora Gherman (sie gehört der Partei von Bürgermeister Ion Marcel Vela an, der sich im angespannten Verhältnis der Stadt zum Bistum merkwürdig und für ihn total unspezifisch herauszuhalten versucht) enthielt sich ebenfalls der Stimme, ohne im Vorfeld das zu begründen.
Angesichts zahlreicher Präzedenzfälle steht zu erwarten, dass das Bistum Karansebesch in diesem Jahr noch mindestens zweimal an die staatlichen Verwaltungen mit Geldforderungen herantreten wird, wie dies seit der Wende vom orthodoxen Bistum Karansebesch mit der Regelmäßigkit eines Uhrwerks praktiziert wird: im Vorfeld der Europawahlen im Mai und vor den Präsidentschaftswahlen gegen Jahresende. Der Vorgänger des amtierenden Bischofs, der inzwischen in Südsiebenbürgen in höhere Kirchenränge aufgestiegen ist, wird immer noch im Banater Bergland mit einer geschmetterten Aussage aus einer seiner Sonntagspredigten im Vorfeld der Wahlen von 2000 zitiert, als er Klartext formulierte: „Kein Politiker wird in diesem Lande je gewählt werden, wenn unsere Kirche ihn nicht unterstützt! Das möge für alljene als Warnung gelten, die ihre Beziehungen zu unserer Kirche vor Wahlen überdenken!“