Hermannstadt - Rumänien sei ein Land mit großem Potenzial, stellte Dr. Ulrike Wolf fest. Die Abteilungsleiterin für Außenwirtschaft und Standortmarketing im bayerischen Wirtschaftsministerium leitete eine Delegation, die am Dienstag mit Mitgliedern des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen (DWS) zusammentraf, darunter dem Vorsitzenden Thomas Gerlach und Geschäftsführer Jörg Prohaszka.
Es sei das erste Mal, dass das Wirtschaftsministerium eine solche Reise nach Rumänien organisiere, erklärte Prof. Anton Kathrein, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, die die Reise mitorganisierte. Zur Delegation gehörten mittelständische bayerische Unternehmen aus den Branchen IT, Energie und Umwelt, Maschinen- und Anlagenbau und Logistik. Vielen Teilnehmern der 20-köpfigen Delegation ist Rumänien gut bekannt, stellte sich in der Vorstellungsrunde heraus.
Der IHK-Vizepräsident beispielsweise unterhält in Temeswar/Timişoara ein Werk mit 1000 Mitarbeitern, eine mitgereiste Handschuh-Fabrikanten lässt ebenfalls in Temeswar und in Mühlbach/Sebeş produzieren, ein Logistikdienstleister hat zwei Standorte in Sutschawa/Suceava und Großwardein/Oradea, ein weiterer Unternehmer lässt in Lippowa/Lipova Pinsel herstellen und die Münchener Wasserbetriebe unterstützen in Temeswar eine Akademie zur Ausbildung im Umweltbereich.
Die Gespräche in Hermannstadt/Sibiu drehten sich insbesondere um die Mitarbeitergewinnung und die Ausbildungsfrage. Sowohl die Delegationsteilnehmer mit Rumänienerfahrung als auch die 12 Vertreter von DWS-Mitgliedsunternehmen waren sich einig, dass die Arbeitsmarktlage aus Sicht der Unternehmen angespannt sei, zumindest was den Nachwuchs an Facharbeitern oder bestimmten Studienrichtungen wie Informatik angeht. „Ausbildung ist der Schlüssel“, meinte Kathrein, „Rumänien ist kein Billigland mehr, nicht die verlängerte Werkbank. Wir wollen hochwertige Mitarbeiter haben, die auch entwickeln können.“
Befragt nach der politischen Situation im Land, meinte DWS-Geschäftsführer Jörg Prohaszka, dass es momentan das Gefühl gebe, der Regierung ist die Wirtschaft egal. Dabei benötigen die Unternehmen Vertrauen in die Kontinuität der Politik und die Sicherheit ihrer Investitionen. Prohaszka zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die neue Regierung die Bedeutung ausländischer Investitionen für die rumänische Wirtschaft erkenne und unterstütze.
Außer dem Treffen in Hermannstadt standen am Montag Gespräche in Bukarest auf dem Programm. Man sei mit Europaminister Leonard Orban zusammengetroffen, berichtete Kathrein, sowie mit Vertretern des Wirtschaftsministeriums und dem Vorsitzenden des Deutschen Wirtschaftsklubs Kronstadt, Werner Braun. Am Mittwoch ging es weiter nach Temeswar, wo Termine an der Westuniversität und mit Bürgermeister Nicolae Robu angesetzt waren.