Reschitza – Die sozialen Medien sind in jüngster Zeit voll mit Lamentationen, aber auch mit Wutmanifestationen über den Zustand der alten Schwimmhalle von Reschitza im Lunca-Pomostului-Viertel, die zunehmend verfällt, wobei niemand einen Finger zu rühren scheint, weder zur Sanierung, noch zum Wegsprengen. Dabei steht die Schwimmhalle an sehr günstiger und perspektivreicher Stelle, denn hier hat die Stadt Initiativen und Projekte gestartet, die aus dem Raum des ehemaligen Industriestandorts Mociur ein Einkaufs- und Freizeitzentrum machen sollen. Zu dem ein überdachtes und ein Freiluft-Schwimmbecken ganz gut passen würden.
„Olympisches Schwimmbecken Reschitza 2018 ... Nachlässigkeit, Dummheit oder Böswilligkeit? Oder vielleicht alle drei? In einer überpolitisierten Welt ist der Ort, wo in Reschitza Schwimmchampions ausgebildet wurden, bloß noch Ballast. Mich ekelt’s an!“ schrieb jemand auf social-media und veröffentlichte Fotos aus der Bauruine.
Die Schwimmhalle, die ein Becken von olympischen Dimensionen beherbergt, wurde 1954 gebaut und war der Hauptarbeitsplatz des erfolgreichsten Schwimmtrainers Rumäniens, Hans Schuster, der nach eigenen Selektions- und Trainingsmethoden in Reschitza eine Meisterschmiede aufgebaut hatte, an deren Produkten sich alle anderen Schwimmzentren Rumäniens die Zähne ausgebissen haben. Die Stadt Reschitza hingegen, die sowohl die Schwimmhalle im Lunca-Pomostului-Viertel, als auch jene in der Neustadt finanziell zu tragen hatte, klagte immer öfter über die Belastung, so dass Hansi Schuster zu seinen Lebzeiten wiederholt vor den Stadtrat treten musste und für die Bedeutung des Schwimmsports und den Nutzen seiner Förderung plädierte – einschließlich vor seinen ehemaligen Zöglingen, denn es gehörte um eine Zeit in Reschitza zum guten Ton, von Hansi Schuster trainiert zu werden... Als sich die sportlichen und Freizeitaktivitäten zunehmend in die Halle der Neustadt verlagerten (deren Wasser und Halle ganzjährig beheizt werden konnte, also ganzjährige Aktivitäten erlaubte), geriet die „alte Halle“ zunehmend in Vergessenheit. Bis sie gesperrt wurde. Und zu verfallen begann.
2011 verhandelte die damalige Stadtleitung mit Bukarest wegen der Finanzierung der Sanierung der „alten Halle“ und hatte dazu auch das Projekt „Konsolidierung der Schwimmhalle im Lunca-Pomostului-Stadtviertel“ ausgearbeitet. Es ging um 4,165 Millionen Euro, die über die Machbarkeitsstudie ausgerechnet wurden. Das Projekt und die Verhandlungen mit Bukarest versandeten zeitgleich mit einem Regimewechsel. Der Verfall der ehemaligen Kaderschmiede des rumänischen Schwimmsports setzte sich fort.
Anfang 2018 brachte Bürgermeister Ioan Popa - ständig bemüht, die Stadt Reschitza anziehender zu machen - das Thema „alte Schwimmhalle” neuerlich aufs Tapet des Stadtrats. Da in dieser Gegend eine neue Bersaubrücke gebaut wurde, da ein neues Lidl-Einkaufszentrum geöffnet hat und bald eine neue Kaufland-Filiale öffnen wird, bewog Bürgermeister Popa die Stadträte, 130.000 Lei für eine neue Expertise („Technische Expertise der Schwimmhalle Lunca Pomostului“) bereitzustellen. Festzustellen ist darin durch die Fachleute, ob die Schwimmhalle von 1954 bereits so baufällig ist, dass sie nicht mehr gerettet werden kann, also zu beseitigen wäre, bzw. wenn nicht, wie viel in etwa eine Konsolidierung kosten würde. „Ohne diese Expertise kann ich nicht entscheiden, was ich im Weiteren mit diesem Raum und dem Objekt tun kann, die beide der Stadt gehören“, erklärte der Bürgermeister trocken.