Hermannstadt - Die Kärntner Landlerhilfe und die Kärntner Landesregierung pflegen seit vielen Jahren enge Kontakte nach Siebenbürgen. Zur guten Tradition gehören beiderseitige Besuche. So laden die Kärntner immer wieder auch Gastreferenten aus Siebenbürgen zu ihrem seit 1990 veranstalteten Volksgruppenkongress ein. Zuletzt sprach dort 2010 der Archäologe Dr. Zeno-Karl Pinter, dessen Beitrag neben neun weiteren im Band 27 der Reihe „Kärnten Dokumentation“ veröffentlicht wurde.
Die derzeit in Hermannstadt/Sibiu weilende Delegation aus Österreich nahm dies zum Anlass, das Buch auch hier vorzustellen. Über 80 Gäste begrüßten die Organisatoren am Dienstagabend im Spiegelsaal des Forums. Zum dritten Mal werde ein Band der Kärnten Dokumentation in Hermannstadt vorgestellt, informierte Anita Pavel, Geschäftsführerin des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, die als Moderatorin durch den Abend führte. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der Sopranistin Elisa Gunesch, am Klavier begleitet von Teodora Cârciumaru.
Seit 1990 veranstalte man den Volksgruppenkongress, sagte Udo Puschnig vom Volksgruppenbüro der Kärntner Landesregierung. Anfangs habe sich der Kongress hauptsächlich den Kärntner Slowenen gewidmet. „Vor anderthalb Jahrzehnten haben wir beschlossen, den Kongress zu öffnen“, meinte Puschnig. Aufgrund der bestehenden Kontakte über die Landlerhilfe nach Großpold/Apoldu de Sus, Großau/Cristian und Neppendorf/Turnişor rückten Siebenbürgen und die Frage der deutschen Minderheit recht schnell in den Fokus der Verantwortlichen.
Drei Referenten aus Siebenbürgen sprachen bereits als Gastredner auf dem Kongress, darunter Pf. i.R. Wolfgang Rehner, Dr. Hans Klein, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt. Dietrich Galter, Dechant des Kirchenbezirkes Hermannstadt, war Referent bei einer wissenschaftlichen Tagung. Bei der 21. Auflage des Kongresses im Jahr 2010 unter dem Titel „Zählen Minderheiten? - Volksgruppen zählen!“ sprach Dr. Zeno Pinter, Präsident der Rumänischen Archäologischen Kommission.
„Die rumänische Minderheitenpolitik und die Deutschen auf dem Gebiet Rumäniens – ein historischer Überblick“ lautet der Titel seines Beitrages, aus dem er Auszüge vorlas. „Auch wenn die Zahlen nicht gut ausfallen, unserer Ansicht nach zählen sie“, meinte Pinter unter Bezug auf den Kongresstitel und mit Blick auf die zurückliegende Volkszählung. „Und wir hoffen, dass nach den nächsten Kommunalwahlen unsere Minderheit zählen wird“, beendete er seinen Vortrag.
Der Schlussredner Dr. Hans Klein, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt, nahm den Ball auf. Ihm sei aufgefallen, „dass wir bereits nach anderen Strukturen zu denken begonnen haben“. Man habe sich darauf eingestellt, dass nicht so sehr die Zahl wichtig, sondern die Kraft, die Anderen zu überzeugen und Wahlen zu gewinnen.