Bukarest - Sie hat ein ganzes Jahrhundert miterlebt, in dem sie sich oft wünschte, versteckt unter einem Mantel, der sie unsichtbar macht, zu sein... Mit ihrem Werk, das Generationen von Österreichern und Europäern geprägt hat, ist Ilse Aichinger eine der prägendsten zeitgenössischen Prosaistinnen und Dichte-rinnen Österreichs, die Ende 2021 100 Jahre alt geworden wäre. Das Österreichische Kulturforum Bukarest beteiligt sich an den Feierlichkeiten in der internationalen Literaturszene mit einer Reihe von Veranstaltungen - Filmvorführung, Workshop, virtueller Ausstellungführung - in Zusammenarbeit mit der Österreich-Bibliothek Bukarest und der Abteilung für germanische Sprachen und Literaturen der Fakultät für Fremdsprachen der Universität Bukarest.
Ilse Aichinger und ihre Zwillingsschwester Helga wurden am 1. November 1921 in Wien geboren. Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland im März 1938 verlor ihre jüdische Mutter, die als Ärztin arbeitete, ihre Arbeit. Helga konnte dank der Kindertransportbewegung nach Großbritannien emigrieren, aber der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhinderte die bereits geplante Ausreise der restlichen Familie. Die Brüder der Mutter sowie die Zwillingsschwester der Großmutter wurden 1942 deportiert und im Konzen-trationslager Maly Trostinec in Minsk umgebracht. Während des Krieges musste Ilse Aichinger, die als Halbjüdin erster Klasse mit zwei semitischen Großeltern galt, in Wien Zwangsarbeit leisten. 1945 begann sie ein Medizinstudium, das sie jedoch zwei Jahre später abbrach, um ihren Roman „Die größere Hoffnung“ fertigzustellen, der 1948 erschien. 1952 veröffentlichte sie den Roman „Spiegelgeschichte“, der mit dem Preis der Gruppe 47 ausgezeichnet wurde, der ersten großen Auszeichnung für die Schriftstellerin, der noch viele weitere folgten. Ilse Aichinger schrieb Lyrik, Prosa und Hörspiele. Ihr Gesamtwerk ist in 8 Bänden im S. Fischer Verlag Frankfurt/Main erschienen. Ilse Aichinger verbrachte den letzten Teil ihres Lebens in Wien und verstarb am 11. November 2016.
Programm:
Bis 16. Dezember 2021 - Online-Filmvorführung: „Wo ich wohne“ von Christine Nagel (Österreich, 2014) - Film hier verfügbar: www.bmeia.gv.at/ro/forumul-cultural-austriac-bucuresti/actualitate/evenimente
24. November 2021, 14 Uhr - Workshop in deutscher Sprache über das Werk von Ilse Aichinger, der sich an Studierende des Fachbereichs Germanistik der Fakultät für Fremdsprachen der Universität Bukarest richtet und von Dr. Christine Ivanovic angeboten wird.
24. November 2021, 17 Uhr - virtuelle Führung in deutscher Sprache durch die Ausstellung „Es begann mit Ilse Aichinger”von Dr. Christine Ivanovic, Kuratorin des Projekts und mit der Schauspielerin des Radu Stanca Nationaltheaters Emöke Boldizsár.