Zum Ableben des Unfallchirurgen Johannes Poigenfürst

Dr. Johannes Poigenfürst in der Temeswarer „Casa Austria“ 2004. Archivfoto: Zoltán Pázmány

Temeswar (ADZ) – Der österreichische Unfallchirurg Dr. Johannes Poigenfürst ist vor wenigen Tagen im Alter von 94 Jahren gestorben.

Der ehemalige Leiter der Unfallchirurgie des „Lorenz-Böhler“-Unfallkrankenhauses Wien Professor Doktor Johannes Poigenfürst hat dank seines unermüdlichen Einsatzes und seines fachlichen Wissens tausenden Menschen nach schweren Unfällen geholfen und sie zurück ins Leben geholt. Für Temeswar/Timișoara war er der Vater des Unfallkrankenhauses „Casa Austria“. Dessen Bau initiierte Prof. Dr. Poigenfürst 1993. Die Idee des Baus eines Traumazentrums in der Bega-Stadt hatte der Unfallchirurg bereits während der Tage der rumänischen Revolution von 1989. Ende Dezember 1989 traf er mit einem Hilfstransport mit Ärzten, Medikamenten und medizinisch-technischen Geräten in Temeswar ein und operierte hier einige Tage lang die schwer verletzten Opfer der Revolution.

Durch die von ihm gegründete Stiftung „Casa Austria“ schaffte es Poigenfürst, Spenden für den Bau der geplanten Einrichtung zu sammeln. In Zusammenarbeit mit der österreichischen Regierung, der Caritas Österreich und dem Caritas-Verband der Diözese Temeswar wurde die „Casa Austria“ im Mai 2003 fertiggestellt. Das moderne Unfallkrankenhaus verfügt über 60 Betten und umfasst drei Abteilungen: Polytraumatologie, die einzige dieser Art in Rumänien, Plastische und Rekonstruktions-Chirurgie und die Abteilung für großflächige Verbrennungen. 1995 wurde Prof. Dr. Johannes Poigenfürst die Ehrenbürgenschaft der Stadt Temeswar verliehen. Für sein großes Engagement in Rumänien wurde Poigenfürst 2005 der „Viktor Frankl“-Preis der Stadt Wien verliehen, 2008 die Elisabethmedaille in Gold, die höchste Auszeichnung der Caritas Österreich.

Johannes Poigenfürst studierte Medizin an der Universität Wien, wo er 1955 zum Dr.med. promovierte. Nach dem Medizinstudium begann er seine Facharztausbildung für Unfallchirurgie, die von 1955 bis 1962 dauerte, in Berlin-West, England und Schweden. Von 1967 bis 1968 absolvierte er eine Fachausbildung in New York. Im Jahr 1972 habilitierte sich Poigenfürst und wurde 1983 zum ordentlichen Universitätsprofessor ernannt. Ab 1984 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1997 war er Ärztlicher Leiter des „Lorenz Böhler“-Krankenhauses in Wien.

Möge er in Frieden ruhen!