Klausenburg - Zwanzig Jahre nach dem Regime-Umbruch werden Emotionen und Erinnerungen an die aufregenden Dezembertage und die Aufbruchsstimmung vom Anfang der 90er Jahre wieder wach. An eben diese Zeit erinnerte man sich vergangenen Sonntag in Klausenburg/Cluj-Napoca bei der Feier zum 20-jährigen Bestehen des rumänischen Malteser Hilfsdienstes in Rumänien (Serviciul de ajutor Maltez în România/SAMR).
Begangen wurde das Jubiläum mit einer Gala und dem anschließenden Empfang. Auch der spektakuläre Umzug der Mitglieder des Malteserordens, die zur heiligen Messe in ihrer Ritterkluft erschienen waren, übte seinen Reiz aus. In der vollen St. Michaelskirche am Hauptplatz zelebrierte Erzbischof György Jakubinyi aus Karlsburg/Alba Iulia den Gottesdienst in ungarischer, deutscher und rumänischer Sprache. Zahlreiche Gäste aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Italien und Albanien wohnten den Festlichkeiten bei.
Der SAMR wurde am 11. Mai 1991 in Klausenburg auf Initiative einer handvoll begeisterter Helfer und mit der tatkräftigen Unterstützung des Malteser Hilfsdienstes Deutschland, des Malteserordens und der katholischen Kirche gegründet. Die Begeisterung, das Engagement der ehrenamtlichen Helfer, die vielfältigen Möglichkeiten des Auf- und Ausbaus von sozialen Diensten haben aus der einstigen Keimzelle eine standfeste Organisation entstehen lassen.
Heute gehört der SAMR mit über 1400 Mitgliedern in 22 Sparten und einer Malteser Jugend, die mehr als 500 Ehrenamtliche umfasst, zu den stärkeren Hilfsdiensten des souveränen Ritter - und Hospitalordens vom Heiligen Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos und von Malta.
Die „Waffen“ der zeitgenössischen Malteser-Ritter sind unter anderen Erste-Hilfe-Koffer, Essen auf Rädern, Behindertenfahrtendienst, Hauskrankenpflege, Jugendzentren, Betwochen, Altenheime, Wallfahrtdienste usw. In über 100 laufenden Projekten mit mehr als 4000 unmittelbaren Begünstigten bieten die Malteser in Rumänien ein vielfältiges Dienstleistungsangebot. Bei der Konzipierung ihrer Projekte steht für Malteser-Generalsekretärin Zsuzsa Barla hauptsächlich eines im Vordergrund: die Aktionen müssen langfristig planbar sein und dauerhafte positive Änderungen für die Begünstigten, aber auch in der Gesellschaft bewirken.
Die Malteser in Rumänien heben sich von den Schwesterorganisationen in Europa ab: der SAMR war der erste Hilfsdienst des Ordens in einem mehrheitlich orthodoxen Land. Auch die Teilhabe der griechisch-katholischen Kirche an der Gestaltung des Vereinslebens ist per Satzung bekräftigt – eine bislang einmalige Regelung. Nicht zuletzt bemerkenswert ist die Tatsache, dass das Amt des Generalsekretärs in dieser katholischen Einrichtung eine (nichtkatholische!) Frau (!!) innehat. Für die Malteser einmalig.
In seiner Ansprache bestätigte Franz Alfred Reichsgraf von Hartig, Magistral-Kommissar der rumänischen Assoziation und Botschafter des Ordens in Rumänien, dass derartige Besonderheiten, die sich aus der konfessionellen und ethnischen Vielfalt der Bevölkerung (und der Mitgliedschaft) in Rumänien ergeben, nicht immer leicht zu überwinden waren. Schon die Gründung einer landesweiten Organisation mit Hauptsitz außerhalb Bukarests wurde 1991 als „Sakrileg“ betrachtet, sagte Hartig. Doch hat der SAMR bewiesen, dass solche „Abweichungen“ von der Norm durchaus auch eine Chance darstellen können.
Die Jubiläumsgala konnte nicht ohne Würdigung der vielen Ehrenamtlichen stattfinden, die sich in der Gründerzeit und den seither verstrichenen 20 Jahren wichtige Verdienste erworben haben. Botschafter Hartig vergab Ehrendiplome und Jubiläumsmedaillen des Ordens an acht der ursprünglich 21 Gründungsmitglieder. Der Vizepräsident Bálint Puskás würdigte die Mitglieder des Präsidiums, der Vizepräsident Dr. Ferenc Bárányi und Landesjugendreferent Ferenc Tischler überreichten Diplome für die aktivsten Mitglieder. Der Präsident und Ordensmitglied Mihály Dénes zeichnete Helfer für besondere Verdienste aus und Zsuzsa Barla bedankte sich bei einigen langjährigen, treuen Sponsoren und Förderern für deren konsequente materielle Unterstützung.
Bereits im Vorfeld wurde die Gesamtleistung des SAMR vom rumänischen Staat gewürdigt: Staatspräsident Traian Băsescu vergab an den SAMR als erste Nichtregierungsorganisation überhaupt in Rumänien, den Nationalen Orden „Pentru Merit“ (für Verdienste). Eine derartige Anerkennung tue nicht nur gut, sondern sei auch ein wichtiger Ansporn für das zukünftige Engagement des Vereins, wie sämtliche Redner und Laudatoren während der Gala hervorhoben.
Da behauptet werden kann, dass das Leid der Bedürftigen, der Behinderten und vielen Notleidenden in unserem Land in den letzten zwei Jahrzehnten nicht unbedingt geringer geworden ist, dürfen wir hoffen, dass uns die Malteser noch lange helfen werden, diesem Leid entgegen zu wirken.