Zwei Bücher über Zeppeline im Balkaneinsatz

Reschitza (ADZ) – Die rumänische Version des Buches über den Einsatz von deutschen Luftschiffen im ersten Weltkrieg auf dem Balkan mit Start- und Landehafen in Sanktandreas (damals: Szentandrás) bei Temeswar ist erschienen, die umfangreichere deutsche Version desselben Autors Dr. Jörg Biber erscheint noch vor Jahresende. 

Über den Krieg auf dem Balkan ist sowohl im deutschen wie im rumänischen Sprachraum relativ wenig bekannt, obwohl das Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914 auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger und seine Frau im tiefsten Balkan stattfand und als Auslöser für den ersten Weltkrieg gilt. Die Hauptkriegsschauplätze lagen aber in anderen Gebieten. 

Nur Interessierten ist bekannt, dass bei diesem Krieg über dem Balkan auch deutsche Luftschiffe zum Einsatz kamen. Eine Übersicht mit detaillierten Aussagen zu den einzelnen Aktivitäten über dem Balkan mit den angrenzenden Gebieten des Schwarzen Meeres und des Mittelmeeres sucht man aber bisher vergebens. Mit dem Buch von Dr. Jörg Biber soll diese Lücke geschlossen werden. Dabei wurden viele recherchierte Originaldokumente, von Experten bereitgestellte Unterlagen und Fotos sowie die gut erhaltenen foto- und schriftdokumentarischen Unterlagen von Paul Biber einbezogen (409 Fotos, 16 Übersichten, 8 Farbprofile und 19 Grafiken, Feldpostkarten und Briefe). 

Paul Biber, der Vater des Autors, war Feinmechaniker von Beruf, ein begeisterter Fotograf und von 1914 bis 1916 Luftschiffer beim Königlich Sächsischen Trupp für Luftschiffe Nr. 14 – „LT 14“. Er bezog mit seiner Einheit im Oktober 1915 den neuen Luftschiffhafen in Sanktandreas/Sânandrei bei Temeswar (damals Südungarn), den die Einheit eingerichtet hatte. Die vielen Fotos und Notizen in seinem Album bildeten eine gute Basis für das entstandene Buch, welches einen umfassenden Blick, einerseits auf die Aktivitäten von Luftschiffen über dem Balkan, vom Eintreffen des ersten Luftschiffes – LZ 81 – am 2. November 2015 im Temeswar (Sanktandreas/Szent-andrás, bis zur letzten Fahrt von L 59 vom Luftschiffhafen Jamboli (Bulgarien) aus nach Malta im April 1918 ermöglicht. Alle wichtigen Einsätze der Luftschiffe von den Luftschiffhäfen Temeswar/Sanktandreas und Jamboli ausgehend sind angeführt.

Mit dem Einbeziehen von Bildern und Notizen aus dem Buch „Orient Adventures of the Airforce 1914 - 1918“ gelang es beispielhaft, die Sichtweise der „Gegenseite“ zu demonstrieren. Andererseits wurde mit „LT 14“ erstmalig ein Trupp für Luftschiffe mit seinen umfangreichen Arbeitsaufgaben und speziellen Kommandos am Luftschiff vorgestellt und seine gesamte Einsatzzeit sowie dessen Einsatzräume auf dem Balkan dokumentiert.

Das von seinem Vater angelegte und von Dr. Jörg Biber aufgearbeitete Bild- und Dokumentenarchiv des Luftschiffers Paul Biber vertraute der in Thüringen lebende Autor und Hochschullehrer zuerst Werner Kremm an, der die Dokumentation für die ADZ-Beilage „Banater Zeitung“ bearbeitet und als Beitragsserie veröffentlicht hat. Inzwischen hat sie Raluca Nelepcu ins Rumänische übersetzt und Prof.Dr. Rudolf Gräf, der Leiter des Hermannstädter Instituts für Geisteswissenschaften, sorgte für die Veröffentlichung der rumänischen Variante des Buches, das dieser Tage erschienen ist.

Die endgültige und durch die Darstellung „Sichtweise der `Gegenseite`“ (siehe weiter oben) – umfangreichere Buchversion in deutscher Sprache soll noch vor Jahresende 2023 erscheinen, teilte Dr. Jörg Biber der ADZ mit.
Die rumänische Version des Buches wird am 20. November von Prof.Dr. Rudolf Gräf im deutschen Kulturzentrum „Alexander Tietz“ in Reschitza vorgestellt.