Reschitza – Ioan Popa, der Bürgermeister von Reschitza und sein Kollege aus Karansebesch, Felix Borcean (beide PNL), haben übers Wochenende Brüssel besucht und dort Termine vor allem mit der Europäischen Investmentbank wahrgenommen. Bei ihrer Rückkehr zeigten sich beide im Rahmen einer Pressekonferenz optimistisch. Ioan Popa gab bekannt, dass er sich im Rahmen seiner Bemühungen um die Sanierung des Stadthaushalts mit der Europäischen Investmentbank über die Höhe der Zinsen der Anleihe unterhalten habe, die sein Vorgänger Stepanescu aufgenommen hatte.
Die Stadt Reschitza hatte unter Bürgermeister Stepanescu (PSD) von der Europäischen Investmentbank einen Kredit über zehn Millionen Euro zu einem (schon damals für hoch eingeschätzten) Zinsfuß von 3,5 Prozent aufgenommen. Nach einigen Ratenüberweisungen hatte die Administration andere Zahlungsprioritäten und „vergass” die Überweisung der Schuldenrate nach Brüssel. Daraufhin hat die Investmentbank ungerührt eine Vertragsklausel angerufen, die einen „Strafzins” von 4,37 Prozent aktivierte. Diesen rückgängig zu machen, verhandelte Popa in Brüssel.
Er kam zwar ohne feste Zusage darüber, aber optimistisch zurück. Als er nämlich dort die Möglichkeit angesprochen hatte, den Kredit an eine andere Bank zu transferieren, waren die harten Banker plötzlich weich geworden und haben Ioan Popa ermutigt, an weitere Projekte zu denken: „Die von der BEI (das ist das rumänische Kürzel der Europäischen Investmentbank – wk) haben uns geraten, große, möglichst überregionale Projekte anzupeilen. Das Absorbtionsvolumen europäischer Gelder in Rumänien schätzen sie für die kommenden Jahre auf rund 45 Milliarden Euro ein, bei der BEI könnten allein wir beide, Reschitza und Karansebesch, mit 40 Millionen Euro rechnen, wenn wir wichtige und regional relevante Projekte vorlegen. In diesem Kontext hoffe ich auch, dass die Zinsrate für den laufenden Kredit auf 3,5 Prozent zurückgeschraubt wird. Kreditangebote auf dem Kapitalmarkt gibt es eh jede Menge.”
Zu solchen regional relevanten Projekten zählen die Bürgermeister von Reschitza und Karansebesch auch die Umstellung auf den Bau modernerer Maschinen. Felix Borcean sprach aus, an was beide denken: mit den Amerikanern von TESLA Elektro-Motoren für die Elektroautos des Weltmarktführers herzustellen. Erste Kontakte seien ermutigend gewesen. Felix Borcean: „Wir wissen sehr wohl, dass wir da hoch greifen. Aber viel hängt von unserem Verhandlungsgeschick mit den Europaverantwortlichen von TESLA ab. Vorerst geht es um zwei alternative Möglichkeiten: Bau von elektrischen Motoren oder Herstellung von Bau- und Ersatzteilen. Das menschliche Potenzial für beides haben wir.”
Ioan Popa, selber ein Unternehmer und Selfmade-Man, ist etwas kategorischer: „Gut ein Jahrhundert lang hat Reschitza leistungsfähige Dampfloks gebaut, ein halbes Jahrhundert lang beste Dieselloks. Das ist alles Geschichte. Wenn wir wirklich aus deren Schatten heraustreten möchten, müssen wir ans Innovative ran. Elektrische Antriebe für Straßenfahrzeuge sind so etwas. Die können jenes Etwas werden, das uns aus dem Tief zieht. Unser Entwicklungsbedarf in der Gegenwart.”