Temeswar - Am 7. Februar hatte der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen einen Antrag an den Stadtrat gerichtet, damit zwei neue Ehrenbürger von Reschitza ernannt werden. Es geht um Msgr. Josef Gerstenengst, den Priester und weltberühmten Organisten, seit dessen Tod am 9. Januar 1992 25 Jahre verstrichen sind. Er wurde am 3. Juli 1920 in Tschakowa/Ciacova, Kreis Temesch, geboren. Als Absolvent der Temeswarer Theologischen Akademie (Priesterseminar des lateinischen Ritus) hatte er Gelegenheit, Orgel zu studieren.
Dabei schloss er das Orgelspiel zunehmend in sein Herz, so dass er alle Geheimnisse dieses Instrumentes sehr genau und eingehend studierte. Und beherrschte. 1945 weihte Dr. Augustin Pacha, Bischof der römisch-katholischen Diözese Temeswar, Josef Gerstenengst zum Priester. Nach kurzer Tätigkeit in Neuarad und Lenauheim wurde Josef Gerstenengst im Herbst 1946 nach Reschitza, als Kaplan, versetzt. Hier setzte er sich besonders für das musikalische Leben der Stadt ein. Sein Aufenthalt in Reschitza zwischen 1946 und 1958 hat die Stadt maßgebend geprägt. Josef Gerstenengst organisierte oder gestaltete musikalische Veranstaltungen ersten Ranges mit Orgel, Chor und Orchester, die Reschitza zu einem wahren Zentrum musikalischer Kultur machten. Für den Priester Josef Gerstenengst wurde das tägliche Breviarium zu sakraler Musik. Er schuf eine Symbiose zwischen Glauben und Musik. Gegen Ende 1958 übersiedelte Josef Gerstenengst endgültig nach Bukarest zur Sankt-Josefs-Kathedrale. Von da öffnete sich für ihn der Weg zu einer internationalen, sehr erfolgreichen musikalischen Karriere. Mit den Jahren wurde er zu einem echten Orgelvirtuosen, zu einem Meister mit glänzender Technik und fabelhafter Interpretation. Er war ein weltweit bekannter und geschätzter Musiker und Organist. Als Mensch und Priester war er jedoch immer bescheiden, hilfsbereit, warmherzig und mitfühlend.
Am 31. März 2017 genehmigte der Stadtrat von Reschitza den Vorschlag seiner Ernennung zum Ehrenbürger post mortem des Munizipiums und würdigt damit sein 12-jähriges Reschitzaer Engagement zu Gunsten des hiesigen Musiklebens.
Der zweite Vorschlag des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, der in der Sitzung des Stadtrates vom 31. März 2017 genehmigt wurde, ist der bekannte Historiker Dr. Volker Wollmann, der ab diesem Tag zu den Ehrenbürgern Reschitzas gehört.
Der nun in Deutschland, in Obrigheim, lebende Siebenbürger Sachse Dr. Volker Wollmann erblickte am 17. April 1942 in Hermannstadt das Licht der Welt. Er ist Absolvent der Klausenburger „Babeş-Bolyai”-Universität, Fakultät für Geschichte-Philosophie, Studienrichtung Weltgeschichte und Archäologie.
In der Zeitspanne Oktober 1964 bis Juni 1965 war er Geschichtslehrer an der Allgemeinbildenden Schule Nr. 6 in Reschitza. Ab Juni 1965 bis Juni 1967 war er der erste Direktor des Geschichtsmuseums Reschitza.
In Deutschland war er u.a. in der Zeitspanne 15. Mai 1989 - 15. Dezember 2001 Direktor des Siebenbürgischen Museums auf Schloss Horneck in Gundelsheim/Neckar, im Landkreis Heilbronn.
Das monumentale Werk in rumänischer Sprache „Vorindustrielle und industrielle Denkmäler in Rumänien” (alle bisherigen sechs Bände sind im Honterus-Verlag Hermannstadt/Sibiu mit Hilfe des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien erschienen, der letzte in diesem Jahr) bildet die Krönung seiner langjährigen wissenschaftlichen Tätigkeit im Bereich der Industriearchäologie.
Dr. Volker Wollmann ist Träger zweier Preise der Rumänischen Akademie (1984, „Vasile Pârvan”-Preis; 2016, „Ludovic Mrazek”-Preis), ist Doktor honoris causa der Universität Karlsburg/Alba Iulia, Ehrenbürger des Munizipiums Mühlbach/Sebe{ seit 2011 und der Stadt Tannenhof/Brad im Kreis Hunedoara, ebenfalls seit 2011. Am 13. Januar 2012 ist ihm das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen worden.
Mit der Ehrenbürgerschaft Reschitzas würdigt man nun auch seine hervorragende wissenschaftliche Tätigkeit in dieser Stadt.
Durch diese beiden vom Stadtrat Reschitza angenommenen Vorschläge beweisen wir, wie so oft bisher auch, dass es für uns von besonderer Bedeutung ist, unsere Persönlichkeiten, oder diejenigen, die hier Großartiges geleistet haben, in den Vordergrund zu rücken, ihnen Ehre zu erweisen.
Erwin Josef Ţigla