Zweimal „Sidy Thal“ in Bukarest

Aufführung schaffte es in die Auswahl des Nationalen Theaterfestivals

Szene aus „Sidy Thal“, einer Koproduktion des DSTT und des Jüdischen Staatstheaters Bukarest. Foto: Ovidiu Zimcea

Bukarest – „Sidy Thal“, die Koproduktion des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT) und des Jüdischen Staatstheaters Bukarest, nach einem Text von Thomas Perle und Clemens Bechtel, unter der Regie von Clemens Bechtel, soll in diesem Monat auch in Bukarest aufgeführt werden. Und das gleich zweimal.

Am 20. und 21. Oktober sollen die beiden Aufführungen in Bukarest, im Rahmen des 34. Nationalen Theaterfestivals, das dieses Jahr vom 18. bis 27. Oktober stattfindet, über die Bühne gehen. Die mehrsprachige Aufführung – sie findet auf Jiddisch, Deutsch und Rumänisch statt – wurde in die offizielle Auswahl des Festivals aufgenommen, da sie von der Jury (bestehend aus den Theaterkritikern Mihaela Michailov, Călin Ciobotari und Ionu] Sociu) als repräsentativ für das diesjährige Thema erachtet wurde: „Dramaturgien des Möglichen“ – das heißt, spannende Stücke, die entweder aufgrund ihres Themas oder ihres Aufbaus herausragen. Die „Sidy Thal“-Aufführungen finden am 20. Oktober um 17 Uhr bzw. am 21. Oktober um 19 Uhr im Jüdischen Staatstheater Bukarest statt.

Am 26. November 1938 explodierten im Saal des Temeswarer Theaters zwei Handgranaten während eines Auftritts der jüdisch-bukowinischen Sängerin Sidy Thal und ihres Ensembles. Der antisemitische Anschlag, bei dem vier Personen ums Leben kamen und weitere 70 verletzt wurden, wurde von der Eisernen Garde, einer rechtsextremen nationalistischen Gruppierung, verübt. Das grauenvolle Ereignis, das nicht nur in Rumänien, sondern auch in Temeswar kaum bekannt ist, wurde vom Dramatiker und ehemaligen Temeswarer Stadtschreiber Thomas Perle und dem Regisseur Clemens Bechtel mit Unterstützung von Maria M²d²lina Irimia vom Zentrum für das Studium der jüdischen Geschichte in Rumänien „Wilhelm Filderman“ recherchiert und als dokumentarisches Drama inszeniert.
Welche ist die Wahrheit? Was ist wirklich geschehen? „Sidy Thal“ ist ein Versuch, das Attentat und damit den Moment zu rekonstruieren, in dem Antisemitismus und Faschismus zum Alltag einer multikulturellen Gesellschaft wurden und zu dem Grauen des Zweiten Weltkriegs und der Shoah führten. Weitere Informationen zur Aufführung gibt es unter www.teatrulgerman.ro/ro/spectacole/sidy-thal/.