Der „Goldene Spatz“ ist das größte Festival für deutschsprachige Kindermedien. Jedes Jahr werden das junge Publikum und Fachleute dazu eingeladen, sich einen Überblick über qualitativ hochwertige deutschsprachige Film- und Fernsehproduktionen sowie digitale Angebote für Kinder zu verschaffen. Dabei werden die besten Produktionen für Kinder prämiert. Über die Auszeichnungen entscheidet die Zielgruppe selbst: die Kinder, über Kinderjurys.

Vom 4. bis 10. Juni lud das Festival „Goldener Spatz“ wieder in die Kinosäle zu einem besonderen Film- und Medienerlebnis ein. Bereits am Tag vor dem Auftakt des Festivals wurde auf der Sparkassenbühne im Hofwiesenpark Gera ein Filmmusikkonzert des „Metropolitan Jazzorchesters Gera“ und des gemischten Konzertjugendchors „Rutheneum“ Gera gehalten. Dabei wurden eigens dafür arrangierte berühmte Musikstücke aus den James-Bond- und Harry-Potter-Filmen, aus der Sesamstraße-Serie, der Song „Bohemian Rhapsody“ der englischen Rockband Queen und andere Stücke dargeboten. Die feierliche Eröffnung fand mit dem Schwur der Kinderjurys am 4. Juni im Theater Gera statt. 

Abwechslungsreiches Veranstaltungsangebot

Eine Festivalwoche lang lockte das „Kinder Medien Festival“ in über 90 vielfältigen Veranstaltungsformaten tausende Kinobesucher und über 600 akkreditierte Film- und Fachgäste zu einem vielfältigen Medienerlebnis nach Gera und Erfurt. Ein vielfältiges medienpädagogisches Programm mit Film- und Medienpatenschaften sowie eine dreitägige Pop-up-Medienwerkstatt mit vielen Stationen und kostenloser Teilnahme für Kinder von acht bis 12 Jahren im Kultur- und Kongresszentrum Gera sowie Fachpanels zum Austausch und Diskussionen unter Fachleuten rundeten das vielfältige Angebot ab.

Zum Festivalprogramm gehörten die Wettbewerbe „Kino-TV“, „DIGITAL“ und die Rubrik „Goldener Spatz Spezial“. Im Wettbewerbsprogramm Kino-TV gingen diesmal 32 Filme und Fernsehbeiträge ins Rennen um die Trophäen. Die Kategorien des Wettbewerbs Kino-TV waren: Langfilm, Kurzfilm, Serie Live-Action, Information/Dokumentation/Dokumentarfilm und Unterhaltung.

In diesem Jahr spielten besonders Themen wie Freundschaft und Familie, Magie, Mut und Ängste, aber auch Diversität, Respekt und Teilhabe eine große Rolle. Neben dem Wettbewerb Kino-TV gab es in der Rubrik Goldener Spatz Spezial vier Kinderfilme sowie vier Filme für Jugendliche zu sehen.

Darüber hinaus wurden im Wettbewerb DIGITAL die nominierten audiovisuellen digitalen Medienangebote aus dem deutschsprachigen Raum im Rahmen einer Ausstellungswelt dem Publikum zugänglich gemacht. 

Die sechs Erzählangebote verbinden auf clevere Art Geschichten mit digitalen Medienformaten, von liebevoll gestalteten Vorlese-Apps über interaktive Geschichten und Bücher, bis hin zu spannenden und informativen Webformaten und Computerspielen. 

Die Kinderjurys

Mit der Preisverleihung am 9. Juni im Zughafen Kulturbahnhof Erfurt fand das Festival seinen Höhepunkt. Durch die Veranstaltung führte die Moderatorin Nadine Hadad. Insgesamt wurden zehn Preise durch die Kinderjurys vergeben, davon sieben in der Farbglashütte Lauscha handgefertigte Vollglasspatzen.

Die Kinderjurys bestanden aus insgesamt 34 Kindern zwischen neun und 13 Jahren, die aus dem gesamten Bundesgebiet, der Schweiz, Südtirol, dem Fürstentum Liechtenstein, Österreich, der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, der deutschen Minderheit in Dänemark, aus Luxemburg und erstmalig auch aus Rumänien stammen und von 700 Bewerbern im Frühjahr ausgewählt wurden. 

Die Kinderjury Kino-TV hat während der Festivalwoche alle 32 in fünf Kategorien nominierten Wettbewerbsbeiträge gesichtet und die Preisträgerinnen und Preisträger ausgezeichnet. Weitere fünf junge Jurorinnen und Juroren der Kinderjury DIGITAL prämierten das beste digitale Medienangebot. Neben diesen von den Kinderjurys vergebenen Goldenen Spatzen gab es noch drei Sonderpreise.

Die Preisträger und Preisträgerinnen

Der große Gewinner des diesjährigen Deutschen Kinder Medien Festivals war „Lassie – Ein neues Abenteuer“ (Deutschland/Italien, 2023) in der Regie von Hanno Olderdissen. Dem Film wurde die Trophäe für den besten Langfilm zugesprochen, weil er „von der ersten bis zur letzten Minute spannend war“ so die Begründung der Jury. Seinem Regisseur wurde der mit 1500 Euro dotierte Sonderpreis des Thüringer Ministerpräsidenten für beste Regie gewährt. 

Zum besten Darsteller wurde Nico Marischka für seine Rolle als Flo aus demselben Film gekürt, denn er „zeigt viel Zielsicherheit vor der Kamera“, so die Jury, und außerdem habe er eine gute Verbindung zu seinem Filmhund Lassie dargestellt.

Die Handlung: Für die Sommerferien lässt Flo seine Eltern alleine nach Gran Canaria fliegen, um sich zusammen mit seiner Hündin Lassie vom Haushälter Gerhardt auf den Hof seiner Tante Cosima in den Südtiroler Bergen bringen zu lassen. Alle werden in helle Aufruhr versetzt, als sich Einbrecher Zugang zu Tante Cosimas Hof verschaffen und ihre Hündin Pippa stehlen. Doch die Diebe haben nicht mit Lassie gerechnet, die sich sofort auf Spurensuche nach ihrer hündischen Freundin begibt. 

In der Sparte Kurzfilm siegte „Laika & Nemo“ (Deutschland, 2022) in der Regie von Jan Gadermann. Besonders toll fand die Jury daran die Idee mit der Stop-Motion-Technik, „da die Bewegungen sehr flüssig und sauber rüberkamen“ und dass „es sich um tiefere Themen wie Mobbing, Freundschaft sowie Zusammenhalt handelt“. Darin treffen die beiden Außenseiterkinder Laika und Nemo aufeinander, die gemeinsam lernen, ihr Anderssein zu akzeptieren. 

Ein kleiner Einblick : Jan hat eine Zeitmaschine herbeigeträumt, und die kommt gerade recht, denn sie gibt Cem die Möglichkeit, doch nicht – wie er befürchtet – in die Wüste nach Kuwait ziehen zu müssen. Dazu muss aber der neue Wüsten-Job von Cems Papa vereitelt werden. Also werden die Kinder zurück zum gestrigen Tag geschickt, um dort alles auf den Kopf zu stellen. Doch die Zeitmaschine hat Nebenwirkungen. 

Den Goldenen Spatz in der Kategorie Information/Dokumentation/Dokumentarfilm erhielt „Triff … Anne Frank“ (Deutschland, 2022) in der Regie von Volker Schmidt-Sondermann, weil „er für Kinder gut erklärt war und alle den Film gut verstehen konnten, auch wenn sie das Tagebuch der Anne Frank vorher nicht gelesen hatten“. Der Kinderjury hat es außerdem gefallen, dass die Moderatorin Clarissa Corręa da Silva Anne Franks noch lebende Freundin Jacqueline van Maarsen besuchte und sich etwas über das Leben von Anne hat erzählen lassen.

Der Preis für Unterhaltung wurde an „Tagesthemen Special: 50 Jahre Sesamstraße“ (Deutschland, 2022) in der Regie von Dennis Jacobsen vergeben. In ihrer Begründung hob die Jury die Mühe aller Beteiligten an der Produktion sowie den Humor und die Wortwitze, welche die Kinder begeisterten, hervor.

Die Trophäe für den Wettbewerb DIGITAL unter dem Motto „Gute Geschichten. Digital erzählt.“ erhielt „CheX! Ukraine Spezial“, eine Web-Show für Kinder von sechs bis 14 Jahren (Deutschland 2022, Bayerischer Rundfunk/megaherz) in der Regie von Sarah Müller, Amelie Cran, Judith Issig und Antonia Simm. Es geht darin um den Krieg in der Ukraine, welcher Kindern anschaulich erklärt wird. „Das Besondere daran ist, dass das Thema mit dem nötigen Ernst behandelt wird, man den Kindern aber auch vermittelt, was sie tun können, um mit ihrer Angst umzugehen. Spannend ist auch, dass Interviews mit Fachleuten und Betroffenen geführt werden“, lautet die Begründung der Kinderjury.

Zudem ging der Urkunden-Preis des Rundfunkrates des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) für das beste Drehbuch an Anika Mätzke mit dem ebenfalls von ihr gedrehten Film „Jonja“ (Deutschland 2023). Der Drehbuchpreis  wurde von den Jurymitgliedern des MDR Rundfunkrates Kai Ostermann, Steffi Schikor und Antje Feiks, gemeinsam mit dem Autor Manuel Ostwald vergeben.

Die Handlung: Die Sommerferien sind fast vorbei, das Leben zu Hause wird bestimmt von den Geldsorgen der Mutter, ihrem nervigen neuen Freund und dem kleinen Bruder, auf den die dreizehnjährige Jonja aufpassen muss. Als sich nun die Chance bietet, auszubrechen und mit ihrem besten Freund Paul und dessen Familie einen Urlaub am See zu machen, reist Jonja einfach mit. Nur ihrer Mutter sagt sie davon nichts. Unter strahlender Sonne beginnt eine Zeit der inneren Umbrüche. 

„Die Drehbuchautorin greift eine breite Themenvielfalt auf und es gelingt ihr mit Bravour, diese auf subtile, nie oberflächliche Art und Weise in die Geschichte einzuweben. Ihre Figuren zeigen an den emotionalen Höhepunkten zu-dem eine Offenheit füreinander, die überrascht und berührt“, lautet die Begründung.

Last but not least wurde „Sonne und Beton“ (Deutschland, 2023) in der Regie von David Wnendt der Publikumspreis für den besten Jugendfilm, welcher von der Handwerkskammer Erfurt mit 2500 Euro dotiert wurde, verliehen. „Sonne und Beton“ ist ein Coming-of-Age- und Kriminalfilm, der auf dem autobiografisch inspirierten gleichnamigen Bestseller von Felix Lobrecht basiert. Darin brechen vier Klassenkameraden in ihre Schule in Berlin-Gropiusstadt ein, in der Hoffnung, auf diese Weise ihre Geldprobleme zu lösen. 
Die 32. Ausgabe des Kinder Medien Festivals „Goldener Spatz“ findet vom 2. bis 8. Juni 2024 erneut in Gera und Erfurt statt.

Das Festival „Goldener Spatz“ für Kinderfilme der DDR in Kino und Fernsehen wurde 1979 ins Leben gerufen und fand bis 1989 im zweijährlichen Rhythmus statt. Mit der Wiedervereinigung kam auch die Frage um die Weiterführung des Festivals auf. Um dem „Goldenen Spatz“ eine solide und langfristige Perspektive zu geben, wurde 1993 die Deutsche Kindermedienstiftung Goldener Spatz gegründet. Diese ist seitdem Trägerin des Festivals. 2003 kam der zweite Standort Erfurt hinzu, seit 2008 wird das Festival in beiden Städten jährlich veranstaltet.