Adrenalin-Sportarten, die faszinieren

Ein Winter ohne Ski und Snowboard ist für viele unvorstellbar

Auf der anfängerfreundlichen Skipiste in Rânca kommen Wintersportfreunde auf ihre Kosten.

Paul kann sich einen Winter ohne Ski nicht mehr vorstellen.

Die ersten Bewegungen mit dem Snowboard: Straja 2010.

Einmal mit dem Skilift hoch und wieder runter in Sekundenschnelle.
Fotos: die Verfasserin

Eine zauberhaft verschneite Landschaft ist das, was sie im Winter zum Glücklichsein brauchen: Winterfreunde können es kaum erwarten, dass sich der erste Schnee auf die Piste legt und sie den Hang hinabgleiten können. Reine Gebirgsluft atmen, sich auspowern und Spaß haben – für zahlreiche Menschen ist Skifahren eine faszinierende Sportart. Er ist in den Skianzug geschlüpft, hat seine roten Skischuhe geschnürt und die Skier angeschnallt. Los geht’s! Für Paul Gribincea (27) ist es das erste Mal in diesem Winter, dass er die voll beschneite Piste runtersaust. Es steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, dass ihm das Gleiten übers Weiß unheimlich viel Spaß macht.

Carving macht mehr Spaß

„Ich möchte ein paar Tricks versuchen. Dafür habe ich die Schier meiner Freundin geliehen“, sagt er. Seine Skier sind etwas zu lang, um sich damit so richtig austoben zu können. „Ich möchte mir Carvingskier kaufen“, wünscht sich der junge Mann aus Lugosch/Lugoj, der Silvester in Rânca, im Verwaltungskreis Gorj, verbringt. Ein Carvingski ist ein Ski mit einer stärkeren Taillierung als ein klassischer Alpinski. Durch diese Taillierung und die darauf abgestimmten Konstruktionsmerkmale Flex (die Durchbiegung an der Querachse) und Torsion (die Verwindungssteifigkeit bezüglich der Längsachse) sind Carvingskier sehr drehfreudig. Paul möchte nicht einfach schnell den Hang runtersausen und in einer Minute wieder am Skilift Schlange stehen. Er will sich drehen, im Slalom fahren und schnittig die Abhänge hinabcarven.

Skifahren als Sport gibt es erst seit 200 Jahren. Doch Ski ist viel, viel älter. Früher benutzten die Menschen Skier, um sich bei Wanderungen oder bei der Jagd fortzubewegen. Das Wort „Ski“ stammt aus dem Norwegischen und bedeutet „Holzscheit“. Vor vielen Jahren wurden die Skier aus Holz hergestellt.
Einen Winter ohne Wintersport kann sich Skihase Paul seit vier Jahren nicht mehr vorstellen. Damals stellte er sich zum ersten Mal auf die Skier. „Ich bin einfach drauf los gefahren. Natürlich bin ich oft gefallen, das ist ganz normal so. Man darf aber als Anfänger nicht aufgeben, sondern sich dadurch nur noch mehr motivieren“, sagt er. Mut haben muss man, rät Paul Gribincea Anfängern in Sachen Ski.

Der motivierende Sturz

Mut hatte auch der begeisterte Snowboarder Marius Suciu (34), als er sich nach einem Unfall im vergangenen Jahr kurz vor Silvester 2012 wieder aufs Brett wagte. Vor zwei Jahren fuhr er zum ersten Mal Snowboard, damals auf dem Muntele Mic. Es machte Spaß und Marius entschied, es sei eine Sportart, die zu ihm passe. „Ich mag Skifahren nicht, das habe ich auch ausprobiert“, sagt er ohne Gewissensbisse. Der Feuerwehrmann lernte Snowboard-Fahren „vom Internet“. Er las sehr viel dazu und sah sich zahlreiche Videos an, um sich die Tricks abzugucken. Kurze Zeit später kaufte er sich sein eigenes Snowboard. Das erste Brett ging in einer Schlucht verloren. Das zweite Snowboard bestellte er sich aus Großbritannien.
Wer das Snowboard erfunden hat, darüber hatte sich Marius jedoch keine Gedanken gemacht. Erfinder des Snowboards ist der Amerikaner Jack Burtchett, der 1929 auf einer Holzplatte den Hang hinunterglitt.

Mehr als 30 Jahre später kam ein anderer Amerikaner, Sherman Oppen, auf die Idee, Snowboards industriell herstellen zu lassen. Snowboard wurde immer beliebter, bis in den 70er-Jahren Jake Burton Carpenter ein biegsames Holzboard mit aufgeschraubter Bindung erfand. Das Snowboard-Fahren wurde bequem und machte so viel Spaß, dass in Amerika die ersten Rennen organisiert wurden. Bald eroberten die Snowboards Europa.
„Es war kein so steiler Hang, aber irgendwie fuhr ich relativ schnell und konnte das Board nicht mehr kontrollieren. Ich stürzte ab und verletzte mich an den Rippen. Zum Glück brach ich sie mir nicht“, erinnert sich Marius Suciu an das unglückliche Ereignis, das im vergangenen Jahr das Ende der Snowboarding-Saison für ihn bedeutete. In diesem Winter war Marius Suciu wieder auf dem Brett und rutschte mutig den Hang hinunter. Der Sturz motivierte ihn nur, weiterzumachen.

Mit Geduld zum Ski-Profi

Sergiu Monu (29) aus Lugosch ist überzeugter Skifahrer. Vor fünf Jahren fuhr er zum ersten Mal Ski, im Wintersportgebiet Muntele Mic. Seitdem versuchte er, jeden Winter eine andere Piste zu erobern. So war er bisher in Arieşeni, in Gura Humora/Gura Humorului, in Vatra Dornei, auf dem Semenik und in Straja bei Petroschen/Petroşani. „Im Sommer heißt es für mich immer – Motorsport, im Winter – Ski“, verrät der Feuerwehrmann. Was die beiden Sportarten wohl gemeinsam haben? „Beide machen Spaß und erhöhen den Adrenalinspiegel“, sagt  Sergiu nach kurzer Überlegung. Objektiv betrachtet, fand er Vatra Dornei am schönsten. Dort waren nicht nur die Wintersportbedingungen gut, sondern auch die Menschen freundlich und offen. Mit Geduld schaffte es Sergiu, mehrere seiner Freunde zum Skifahren zu überzeugen und ihnen die ersten Bewegungen beizubringen. „Ich möchte unbedingt nach Kronstadt und die Piste da ausprobieren“, sagt Sergiu Monu, der sich noch nicht als Profi bezeichnen möchte. Im Skisport lernt man ständig etwas Neues hinzu, weiß er.

Die Skipisten in Rumänien kennt Alin Todorescu (24) schon recht gut. „Am schönsten fand ich es in Gura Humora. Hier gibt es eine steile, lange Piste und der Aufstieg mit dem Sessellift ist auch nicht teuer“, sagt er. Alin fährt Ski, seit er gehen kann. Das allererste Mal probierte er es auf einem Hügel neben Herendeşti bei Lugosch/Lugoj, danach schwang er sich vom Hezerişului-Hügel hinunter und schließlich glitt der Jugendliche von damals über den Temesch-Damm. „Meine Skier waren 1,80 Meter lang und ich war zu der Zeit etwa 1,50 Meter hoch“, erinnert sich Alin und lacht. Vielleicht waren es die schwierigen Bedingungen, unter denen er Ski fahren lernte, oder das angeborene Talent, das ihn zu einem guten Skifahrer machte. Heute fährt Alin blitzschnell die Piste hinunter. „Der Adrenalinkick hat es in sich. Es kommt darauf an, wie schnell man fährt und wie gut man Hindernisse überwindet“, erklärt er. Im vergangenen Jahr fuhr er zum ersten Mal im Ausland Ski. Zusammen mit seiner Freundin reiste er nach Südtirol in Italien. Hier hatte er die Gelegenheit, von einem 3250 Meter hohen Gipfel runterzugleiten. Die Erfahrung war es wert.

Im Ausland stimmt das Verhältnis Preis-Qualität

„Dort gibt es zig Pisten, die blau, rot und schwarz markiert sind. Die schwarzen sind die schwierigsten“, sagt Alins Freundin, Ramona Titirez (26). Sie lernte vor drei Jahren Ski fahren, auf dem Muntele Mic bei Karansebesch/Caransebeş. Ihr Freund zwang sie mehr oder weniger, auf die Skier zu steigen. „Obwohl ich oft hinfiel, war es ein gutes Gefühl, sodass ich weitermachte“, erinnert sich Ramona. Es gab viele Stürze, doch mit der Übung kam auch die Erfahrung. Ramona Titirez kann heute sehr gut Ski fahren und genießt die Geschwindigkeit. „Stürze sind unvermeidbar, sie gehören einfach dazu“, sagt sie.
Erst in diesem Jahr kaufte sich Ramona die ersten Skier. 350 Lei kosteten sie aus zweiter Hand. „Es ist schon eine teure Sportart. Vor allem bei uns, in Rumänien, wo der Aufstieg mit dem Ski- oder Sessellift relativ viel kostet und die Pisten recht kurz sind“, erklärt die junge Frau, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht immer stimmt.

Auch Ramona ließ sich von den Wintersportbedingungen in  Italien beeindrucken. So sehr, dass sie am 14. Januar wieder ins Ausland zum Wintersport fährt. Diesmal geht es nach Österreich, etwa 30 Kilometer von Innsbruck entfernt. Zusammen mit Alin, versteht sich. Denn so richtig Skispaß gibt es nur, wenn man gemeinsam den Hang hinuntergleitet.