Adventsvorbereitung für alle Sinne

Viele motivierte Mitwirkende sorgten für gelungenes Wochenendseminar

Tischreihe mit Kränzen, Schüsseln mit Obstsalat und Tabletts voller Plätzchen, von denen keines dem anderen ähnelt. | Fotos (3): Astrid Weisz

Einer der elegantesten Adventskränze entstand unter Anleitung von Grundschullehrerin Daniela Lăpuște.

Spitzgebäck, unter Anleitung von Deutschlehrerin Ramona Roosz-Suba gebacken

Weihnachtsliedersingen im römisch-katholischen Pfarramt Tschanad mit Besuchern aus Burgkirchen/Bayern | Foto: Pfr. Bene Tamás

Keks-, Tannen- und Obstsalatduft umhüllten die generationenübergreifende Zusammenarbeit und den Austausch zum Auftakt der Adventszeit im Demokratischen Forum der Deutschen in Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare. Es war ein zweitägiges Seminar zum Backen, Kochen und Basteln in der Adventszeit, das Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren in den wohlig warmen Räumlichkeiten des Forums in der Republicii-Straße vereinte. 

Am frühen Samstagnachmittag des 26. Novembers saß man mit Schürzen gewappnet auf zwei Stuhlreihen an den Wänden des Hauptzimmers, während Ortsforumsvorsitzende Dietlinde Huhn alle kurz begrüßte und offen legte, was zu tun sei: In Gruppenarbeit sollten die am Vortag gebackenen Kekse und Lebkuchen verziert,  Spitzgebäck gebacken, Obstsalat zubereitet, Adventsschmuck und Adventskränze gebastelt und hergerichtet werden. Knapp vierzig Paar Hände machten sich an die Arbeit.

Bei der Werkstatt zum Verzieren der Plätzchen half die aus Bogarosch/Bulgăruș stammende und zurzeit in Tschanad/Cenad lebende Monika Ernst als leidenschaftliche Imkerin mit Tipps zum Herstellen von Naturlebensmittelfarben. Vorgemischt hatte sie bereits Kurkuma (auch Gelbwurz genannt), Spinat, Rote Beete und Blaubeeren, die zu einer Zuckereiweißmasse hinzugefügt und in kleine Tütchen gefüllt gespritzt oder mit Schaschlikspießen aufgetragen werden konnten, um ganz feine Muster zu kreieren. Wesentlich einfacher war dann die Technik, bei der mit Zitronenwasser vermengter Puderzucker auf die Plätzchen aufgestrichen wurde, um als Kleber für bunte Zuckerstreusel aller Art aus dem Geschäft zu dienen. Glasur aus dem Laden oder Schokolade kamen auch zum Einsatz, was für eine bunte Vielfalt auf den hunderten Keksen und Plätzchen, die ihrerseits bereits in den unterschiedlichsten, einschlägigen Weihnachtsformen gebacken worden waren, sorgte. „In der Weihnachtsbäckerei...“ erklang es sodann aus der mobilen Soundanlage und manch andere Advents-, Nikolaus- und Weihnachtslieder folgten, die von dem ein oder anderen auch mitgesungen wurden. 

Inzwischen breitete sich im Raum ein starker Duft von Zitrusfrüchten aus, denn es wurde Obst geschält und geschnitten, um einen vitaminreichen Obstsalat zuzubereiten. „Je bunter, desto gesünder“, lautete die Devise, unter der in vier großen Schüsseln Melonen, Äpfel, Orangen, Mandarinen, Pfirsiche, Ananas, Trauben, Heidelbeeren, Himbeeren und Kiwis, bestreut mit Samen und Kernen und mit ein bisschen Honig gesüßt, zu einer Geschmacksexplosion vereint wurden. Den Obstsalat durfte man zum Schluss der Werkstatt auch probieren, zumal er allen Teilnehmern in Schalen ausgeteilt wurde.

Bald sollte dem frischen Obstduft der warme Keksduft eine ernste Konkurrenz machen, denn am Nebentisch trieben emsige Hände fleißig Keksteig durch den Fleischwolf. Am Ende kam es jedoch nicht etwa Hackfleisch oder Spaghettieis heraus, denn mit ganz alten Vorrichtungen, die fast selbstgemacht aussahen, wurde Spitzgebäck hergestellt. Als gerippte Stäbchen aus dem Fleischwolf gepresst, kamen sie entweder direkt so auf das mit Backpapier ausgelegte Blech oder wurden in Herzform, als Schal oder Spirale noch per Hand von den einfallsreichen Kindern geformt, bevor sie für kurze Zeit in den heißen Elektroofen  mussten. Anschließend gab es für einige noch einen kleinen Schokoladenguss. Dass besonders Lehrerinnen unter den Erwachsenen waren, war nicht schwer zu erraten. Man nutzte jeden Arbeitsschritt, um mit den Kindern Deutsch zu sprechen und diese zu ermutigen, Deutsch zu antworten, neu erlernten Wortschatz zu wiederholen aber auch mal seine Meinung zu sagen. Alles wurde auf Deutsch erklärt, Rückfragen wurden auch gestellt. Die Motivation war beiderseits hoch.

Unterdessen wurden im Hof und im etwas kühleren Vorraum des Forums (hier stand nämlich kein heißer Backofen, wie drinnen) konventionelle und innovative Adventskränze hergerichtet, ein Weihnachtsdorf auf Karton mit weißen Stiften gemalt, Adventsschmuck im Hof mit Silber-, Gold- und Kupferfarbe besprüht. Der Geruch von Lösungsmittel und Farbe mischte sich hier mit dem kräftigen Tannen- und Rosmaringeruch. Auch wurden Efeu, Hagebuttenzweige, Thuja und weitere immergrüne Zweige beim Basteln hinzugenommen. Das frische Grün sollte mit wiederverwertetem Schmuck aus dem Vorjahr oder zweckentfremdeten Cognac-Gläsern oder Kaffeetassen zu teils üppigen, teils schlichten, aber durchaus effektvollen Adventskränzen vereint werden. Die Kränze, wie auch die mit einer Lichterkette festlich wirkende Dorfszene kommen für die Adventszeit in die Nestor-Oprean-Gymnasialschule, aus der die Lehrkräfte der deutschen Abteilung sowie die Schüler und Schülerinnen aus der VII. und VIII. Klasse kamen, die sich an dem Adventsseminar im Deutschen Forum am ersten Adventswochenende beteiligt haben.

Die Bibliothek des Deutschen Forums blieb am Samstag zwar zu, dafür wurde die Küche in Anspruch genommen: Erst für den Kaffee zum Auftakt, dann jedoch machte sich Tanzlehrer Hansi Müller, der auch die Tanzgruppe „Buntes Sträußchen“ in Großsanktnikolaus anleitet, ans Werk und tat das, wofür er besonders bei den Zuschauern der deutschen Akzente-Sendung im TVR1 bekannt ist – er kochte das Abendessen. Ein schwäbischer Filettopf mit Spätzle wurde geduldig von A bis Z für die Erwachsenen zubereitet (denn die Kinder, die teils aus den umliegenden Dörfern in die Stadt gekommen waren, mussten schon davor nach Hause).

Bis das Essen jedoch fertig war, versammelten sich Groß und Klein im Saal und stellten ihre Arbeiten vor. Besonderen Wert legten die Teilnehmer darauf, sowohl etwas Neues gelernt zu haben, als auch eine schöne Zeit mit Bekannten verbracht zu haben und es gemeinsam geschafft zu haben, die vielen Kekse zu dekorieren oder einen großen Adventskranz und die schöne Dekowand für die Schule herzurichten. Gemeinsam wurde beim ersten Kerzenlicht am Adventskranz das Lied „Wir sagen euch an den lieben Advent“ (Ferschl/Rohr) gesungen. Man bedankte sich gegenseitig für das Mitmachen, die Gastfreundschaft und die Betreuung in der wohligen Atmosphäre. Alle Teilnehmer bekamen zum Schluss eine Urkunde und die Anleitungen für die Naturfarben. 

Die Plätzchen wurden im Übrigen teils mit nach Hause genommen, teils sollten sie im Forum auf die Adventsfeiern vom Wochenende des 3.und 4. Dezember warten. Da kam nämlich Besuch aus der Partnergemeinde Burgkirchen aus Bayern. Am Vorabend des zweiten Advents traf man sich zum gemütlichen Beisammensein im Großsanktnikolauser Forum, am Sonntag gestalteten die Sänger aus Burgkirchen den Gottesdienst in deutscher und rumänischer Sprache mit, während am Sonntagnachmittag eine Adventsbegegnung mit Mitgliedern des neu gegründeten Tschanader Ortsforums im römisch-katholischen Pfarrhaus vorgesehen war. Weihnachtslieder wurden von der katholischen Kindergruppe wie auch den Sängern aus Burgkirchen gesungen. Die deutschen Besucher beteiligten sich außerdem an der Nikolausfeier in Großsanktnikolaus, zu der alle Kinder, von Kindergarten bis zur achten Klasse der deutschen Abteilung an der Nestor-Oprean-Gymnasialschule, eingeladen worden waren: rund 250, die der Reihe nach im Forumssitz am Montag, dem 5. Dezember, den Nikolaus und teils auch den Krampus trafen und beschert wurden. Die Mitglieder der Jugendtanzgruppe „Buntes Sträußchen“ luden zu einer Weihnachtsfeier mit Tanzvorstellung am 17. Dezember ein. Bis dahin findet allerdings beim Großsanktnikolauser Deutschen Forum noch ein Seminar für Mitglieder statt.