Alles Geschaffene ist gut

Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird. 1. Timotheus 4, 4

Dies schreibt der Apostel Paulus seinem Schüler und Freund Timotheus: „Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut.“ Und wir möchten hinter diesen Satz ein Ausrufungszeichen setzen. Er stimmt ja auch, wenn ich z.B. an einen blühenden Apfelbaum denke, wo die lieben Bienen gerade dabei sind, die vielen Blüten zu bestäuben. Da ist alles gut aufeinander eingestimmt! Und wir brauchen beide: Den Apfelbaum und auch die Bienen! Doch nun erinnere ich mich: Bei einem Besuch im Heiligen Land sah ich am Rande einer Ortschaft einen Strauch mit wunderschönen, rotbackigen Früchten, die ich nicht kannte. Darum ging ich näher, um eine Frucht zu pflücken. Doch da schrie unser Führer: „Nicht anfassen! Das sind Satansäpfel – Wer sie anfasst, bekommt sofort einen allergischen Ausschlag, und wer eine Frucht isst, eine tödliche Vergiftung!“ – Jetzt muss ich mich fragen: Sind nicht auch diese „Äpfel“ von Gott geschaffen? – Und die vielen Giftpflanzen, die giftigen Pilze, die gefährlichen Giftschlangen und vieles mehr – sind sie alle nicht auch ein Teil der vielfältigen Schöpfung Gottes? – Freilich, das andere weiß ich auch: Aus dem Gift einiger Giftschlangen werden hochwirksame Arzneien hergestellt, und irgendwo haben auch alle giftigen Pflanzen einen Sinn, nur ist er uns vielleicht noch nicht bekannt. – Wahrscheinlich hat der Apostel nicht so weit gedacht, wie wir das heute tun. Dennoch sollen wir über den ersten Satz nachdenken und ihn so stehen lassen, besonders wenn wir an das andere denken, was Paulus dann noch sagt: Nichts ist verwerflich.

Auch dieser Satz gibt zu denken. Denn wir sind in eine Wegwerfgesellschaft gerutscht! Ich komme noch aus einer Zeit, da hat man versucht, einiges aufzubewahren, etwa den Anzug des Ältesten für den jüngsten Sohn. Heute ist das anders. Was nicht mehr gebraucht wird, muss weg! – Erst in den letzten Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt: Alles Weggeworfene hat noch einen Wert! Glas, Papier, Altmetall, alles kann wiederverwertet werden! – Und ich denke jetzt weiter: Auch in Glaubensdingen ist es so! Wir sollten nichts gering achten! Negative Erfahrungen können uns viel Gutes lehren! Am deutlichsten hat das Paulus erfahren: Am Anfang war er ein entschiedener Gegner der Christen. Doch nachdem ihm der lebendige Christus begegnet war, hat sich seine innere Haltung in das Gegenteil verkehrt: Er wurde ein mutiger Bekenner des lebendigen Herrn! Er hat seine eigene Glaubenserfahrung ganz hoch geschätzt, denn auf diesem Grund bekam er eine neue Erfahrung des Glaubens. – „Nichts ist verwerflich!“ Diese Wahrheit beruht auf tiefer Lebenserfahrung. Das Danken darf dann hinzukommen.

Dieses hat der Apostel wahrscheinlich ganz bewusst hinzugefügt. Zu allem, was wir empfangen, gehört das Danken! – Wir bleiben immerfort Empfangende: Ob wir uns an den gedeckten Tisch setzen oder etwas Schönes kaufen, ob wir uns am Abend müde und gesund schlafen legen oder gerade aus dem Krankenhaus entlassen werden – was immer durch uns oder auch mit uns geschieht: Wir bleiben Menschen, die etwas empfangen, gleich, ob wir es positiv oder negativ sehen. Es kommt alles aus der Hand dessen, der unser Leben in seiner Hand hält! Der dreieinige Gott ist ja nicht nur unser Schöpfer, sondern auch unser Erlöser und zugleich auch der, der uns durch die Kraft des Heiligen Geistes tröstet und innerlich festigt! Dieses aber soll uns immerfort zu täglichem Dank ermutigen. Für alles Danken! – Ja, Herr, lass mich dir immer danken und vergib mir, wenn ich so oft auf das Danken vergesse!