Babywunsch nach sechs Jahren erfüllt

Landesprogramm ermöglichte erste In-Vitro-Befruchtung

„Wenn wir 1996 die landesweit erste Geburt infolge einer In-Vitro-Fertilisation ermöglichen konnten, so dürfen wir jetzt die erste künstliche Befruchtung ankündigen, die durch das Programm des Gesundheitsministeriums erfolgte“, sagt der Frauenarzt Florin Dorneanu. Das Zentrum für künstliche Befruchtung in Temeswar/Timișoara hat den Erfolg der ersten In-Vitro-Fertilisation durch das kostenlose Landesprogramm bekannt gemacht. Eine 35-jährige Araderin ist jetzt infolge des Programms des Gesundheitsministeriums schwanger. „Ich habe vor knapp einer Woche erfahren, dass die Fertilisation geklappt hat. Ich musste eine Blutuntersuchung machen, als ich aber die Ergebnisse bekommen habe, habe ich nichts verstanden. Ich musste meine Ärztin anrufen, sie hat mir dann die gute Nachricht entziffert“, so die 35-jährige Andreea, die seit sechs Jahren versucht, ein Kind zu bekommen. Derzeit ist sie in der dritten Schwangerschaftswoche.

Landesweit gibt es insgesamt 19 Zentren für künstliche Befruchtung, acht davon wurden in das Förderprogramm der Regierung aufgenommen. Die einzige Praxis in Temeswar, die davon profitiert, ist „Gynatal“. Der Frauenarzt Florin Dorneanu, der Leiter dieser Praxis, sagte, dass weitere fünf Frauen das gebührenfreie Projekt genutzt haben und derzeit auf das Ergebnis warten. Bei weiteren neun Ehepaaren wird das Verfahren gerade angewandt. Insgesamt wurden 53 Anträge eingereicht. Über 70 Prozent der Ehepaare kommen aus dem Verwaltungskreis Temesch, weitere 20 Prozent aus Arad. „Die meisten Anträge wurden vom Gesundheitsministerium genehmigt. Die Fertilisation erfolgt demnächst“, sagt der Frauenarzt Dorneanu. Diese kann zwischen zwei und vier Wochen lang dauern.

Das Programm für kostenlose künstliche Befruchtung läuft seit dem 1. Juni 2011 in Rumänien. „Das künstliche Befruchtungszentrum 'Bega' wurde 2009 geschlossen. In keiner anderen medizinischen Einrichtung aus Temeswar gibt es derzeit adäquate Bedingungen dafür. Unsere Praxis ist die einzige Einrichtung, die alle Bedingungen erfüllt hat, um in das Programm des Gesundheitsministeriums aufgenommen zu werden“, sagt Florin Dorneanu. „Viele Paare haben sich aber beeilt und inkomplette Unterlagen vorgelegt“, sagt er. Etwa zehn-zwölf Paare rufen täglich in seiner Praxis an und wollen Informationen über das Programm.

Um über eine Finanzierung verfügen zu können, müssen kinderlose infertile Paare mehrere Bedingungen erfüllen. Das Paar soll seit mindestens zwei Jahren verheiratet sein und die Schwangerschaft muss in dieser Zeitspanne trotz regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr ausgeblieben sein. Mindestens einer der Ehepartner soll rumänischer Staatsbürger sein und keiner darf ein Kind aus einer anderen Ehe haben. Frauen müssen zwischen 24 und 40 Jahre alt sein. Sie können im Rahmen des Regierungsprogramms eine einzige In-Vitro-Fertilisation in Anspruch nehmen.

Das Temeswarer Zentrum für künstliche Befruchtung „Gynatal“ funktioniert bereits seit Juli 2010. Etwa zehn In-Vitro-Fertilisationen werden monatlich durchgeführt. Die Kunden sind junge oder ältere Ehepaare.

Alle Paare, die keine kostenlose In-Vitro-Befruchtung erhalten, müssen tief in die Tasche greifen. Sie kostet etwa 1500 Euro, dazu kommen noch die Behandlungskosten. Vielen Verfahren zur künstlichen Befruchtung geht nämlich eine Hormonbehandlung voraus. Sie ist zwar nicht notwendig, erhöht jedoch die Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung, so die Fachärzte. Die Gesamtkosten für ein solches Verfahren können sich hiermit auf 5000 Euro belaufen. „Im Rahmen des Regierungsprogramms fallen pro Ehepaar nur knapp 700 Euro an, bedeutend weniger als bei einem normalen Verfahren“, so Dorneanu. Das Gesundheitsministerium stellt für jede künstliche Befruchtung rund 5000 Lei zur Verfügung, das Ehepaar bekommt nach der Geburt weitere 1200 Lei.

Das Programm läuft bis Dezember 2012. Für dieses Jahr wurden Fonds für insgesamt 800 Befruchtungen bereitgestellt. „Wahrscheinlich werden heuer nicht so viele Antragsteller sein, die Finanzierung ist aber auch im kommenden Jahr gültig“, sagt Dorneanu.

Bei der In-Vitro-Fertilisation werden die Eizellen der Frau mit dem aufbereiteten Sperma des Mannes in einem Reagenzglas zusammengebracht. Pro Behandlungszyklus werden maximal drei Eizellen mit dem männlichen Samen befruchtet. Danach werden die Embryonen in die Gebärmutter eingepflanzt. Der Erfolg der Behandlung hängt dann davon ab, ob sich der Embryo in der Gebärmutter einnisten und dort entwickeln kann. „Die Chancen bei der ersten Fertilisation liegen bei etwa 30 Prozent. Je öfter man versucht, umso mehr steigen die Chancen. Bei einem vierten oder fünften Versuch liegen die Chancen sogar bei 60 Prozent“, sagt die Frauenärztin Cezaria Mureșan. „Eine In-Vitro-Fertilisation enthält keine zusätzlichen Risiken im Vergleich zu einer normalen Befruchtung“, fügt sie hinzu.