Balthasar, 5 Jahre alt. Im Urlaub.

Papa guckt oft bis Mitternacht fern, da ist Mama schon längst im Bett und schläft wie ein Stein. Und wenn dann Papa endlich auch zu Bett geht, wacht sie wieder auf, weil er nicht aufpasst, und deswegen haben sie einmal gestritten.
   „Kannst du nicht etwas leiser ins Bett kommen? Das ist ja wie ein Erdbeben.“
   „Ich kann nichts dafür“, hat Papa gesagt, „wenn die blöde Matratze so weich ist. Es tut mir leid, aber ändern kann ich das auch nicht. Sonst müsste ich ja auf dem Fußboden schlafen, und das fehlt mir gerade noch.“
   „Soso“, hat Mama geschmunzelt, „und im Büro?“
   „Was im Büro?“ Papa war baff. „Was hat das mit dem Büro zu tun?“
   „Du hast  doch selber erzählt, dass du ab und zu hinter deinem Schreibtisch ein Nickerchen hältst.“
  Da war Papa super beleidigt! Das ist nicht wahr, hat er gesagt.
 „Mama, ich war auch schon in Papas Büro, und ich habe kein Bett hinter seinem Schreibtisch gesehen. Wie kann Papa denn ohne Bett und Pyjama schlafen?“, habe ich gefragt. Da hat Mama lachend gesagt: „Papa kann das eben, weißt du. Wenn du mal älter bist, dann wirst du das auch verstehen, Balzi.“
Von unserem letzten Urlaub im August auf der Alm gibt es auch so eine Bettgeschichte.
In der ersten Nacht hat Papa im Etagenbett unten geschlafen, damit er sich gut erholt, ich oben und Mama auf der ausziehbaren Couch. Oben war es natürlich viel schöner, die Aussicht und der Überblick waren klasse.
Die Ferienwohnung war so klein wie eine Imbiss-Bude, und wir sind dauernd zusammengestoßen, denn Mama und Papa sagen immer, echte Abwechslung tut gut, und in den Ferien muss es ganz anders als zu Hause sein.
Gleich nach der Ankunft hat Papas Smartphone geklingelt. Es war Oma.
„Ja, wir sind gut angekommen“, hat Papa gesagt. „Ja, es gefällt uns hier sehr gut. Ja, Balzi auch.“
Dann hat Mama bei der anderen Oma angerufen: „Toll, wir haben eine super Ferienwohnung! Genial! Schade, dass du nicht auch mit uns hier sein kannst“, hat sie gesagt.
Am nächsten Tag bin ich mit Mama und Papa gewandert.  Bergluft ist unheimlich gesund, hat Mama gesagt. Ich habe aber gar nichts davon gemerkt. Im Gegenteil, am Abend war ich total kaputt und wollte sofort ins Bett gehen. Aber Überraschung! Da hat Papa in meinem Bett gelegen, schon im Pyjama, weil er in seinem Bett angeblich nicht gut geschlafen hätte. Da habe ich Papa in meinem Bett übernachten lassen, aber nur nachdem er mir versprochen hat, mir ein Smartphone wie seins zu kaufen.
In meinem Bett hat Papa  wie ein Murmeltier geschlafen. Und geträumt hat er auch, einen wunderschönen Traum, den hat er uns am nächsten Tag erzählt. In seinem Traum war er ein Hubschrauber, und er ist im Zimmer umhergeflogen, dann durch das offene Fenster hinaus ins Freie. Aber das hat er nur geträumt, denn in Wirklichkeit ist der Hubschrauber abgestürzt.
Ich und Mama sind durch den Krach super erschrocken und hochgesprungen, und Mama war total aufgelöst und hat gesagt: „Schön ruhig liegen bleiben, Schatz. Ich rufe jetzt den Notarzt an“, und sie hat zu ihrem Smartphone gegriffen. Und nach ewigem Warten ist dann der Notarzt sofort gekommen und mit Papa ins Krankenhaus gefahren. Später haben wir ihn dort besucht. Sein linker Gipsarm sah megacool aus, und ich habe ihn gefragt, ob ich etwas darauf malen darf.
„Okay“, hat Papa gesagt. „Mal aber bitte etwas Schönes, damit ich auf andere Gedanken komme.“
Da habe ich einen Hubschrauber gemalt.
Das seien jetzt für ihn keine Ferien mehr, hat Papa total missgelaunt geklagt, er würde morgen mit dem Zug wieder nach Hause fahren, und damit basta. Aber Mama und ich könnten ruhig noch bleiben, was wir auch taten.
Wir haben Papa zu Hause ganz oft angerufen, damit er sich nicht so einsam fühlte. Wir sollten uns wegen ihm keine Sorgen machen, meinte Papa. Er könnte jetzt wieder gut schlafen und hätte sich schon etwas vom Urlaub erholt, trotz Gipsarm.
Und gestern sind auch Mama und ich zu Hause angekommen, und morgen geht Papa wieder ins Büro und kann sich noch mehr erholen und eine Menge Kohle verdienen, damit wir bald wieder einen so schönen Urlaub machen können, und er mir das versprochene Smartphone kaufen kann.