Bauernporträts, Smartphones und indische Tempeltänze

Bukarester Dorfmuseum lockt mit neuen Highlights

Die historische ottomanische Militärfanfare „Mehter“ aus Istanbul ließ sich zur feierlichen Eröffnung der Museumstage nicht vom Regen abschrecken.
Foto:die Verfasserin

Anlässlich seines 78. Jubiläums lädt das Dorfmuseum noch bis zum 28. Mai wieder zu den jährlichen Museumstagen mit besonderem Kulturprogramm ein. Von Volksmusik, Jazz und Klassik, Handwerker-Workshops, Folklore, Ausstellungen und Festivals mit rumänischer oder exotischer Gastronomie ist für jeden Geschmack etwas dabei. Besonders ans Herz legte Museumsdirektorin Paula Popoiu die Fotoausstellung „Nişte ţărani“ mit über 8000 Porträts von Bauern aus der Sammlung von Dimitrie Gusti, dem Gründervater des Dorfmuseums, die noch bis zum 15. Juni im Focşa-Saal zu sehen ist. Während am Wochenende des 17.-18. Mai die Museumsnacht und der internationale Museumstag begangen wurden, stehen bis zum 28. noch einige Highlights bevor: Am Mittwoch stellten die Tschechen ihre Kultur vor, während ab heute das „Namaste“-Festival mit indischen Farben, Formen, Tönen und Gerüchen verzaubert; am 27.-28. Mai geht es weiter mit dem indischen Bundesstaat Rajasthan, dem Reich der Götter und Tempeltänzen. Weitere Informationen zum Programm unter www.muzeul-satului.ro.

Für Smartphone-Anwender gab es anlässlich der Eröffnung der Museumstage eine ganz besondere Überraschung: Das Ende 2013 angekündigte Audioguidesystem „Tourpipe – The storyteller“ (www.adz.ro/artikel/artikel/baeuerliche-tradition-fuer-ipad-generation-aufbereitet/) hat seine Funktion aufgenommen. Die Führung durch das Dorfmuseum gehört zu den kostenlosen Applikationen dieses in Rumänien bereits sehr verbreiteten, 14-sprachigen Audioguidesystems. Mit Bildern, Texten und spannend aufbereiteten, aber historisch korrekten Hörgeschichten liefert der „Storyteller“ zu jedem Exponat eine Vielfalt an Hintergrundinformationen. So sind nun virtuell alle Häuschen im Dorfmuseum zugänglich – auch jene, die mangels Personal geschlossen bleiben. Einmal heruntergeladen, steht die Applikation auch für andere Sehenswürdigkeiten zur Verfügung. Für die Führung selbst bedarf es keiner Internetverbindung, man ist also nicht von der Signalstärke des Netzes abhängig. Den Code zur Auswahl der gewünschten Führung erhält man im Museum, wo auch kostenlose Kopfhörer angeboten werden. Ob die jeweilige Führung für den Anwender gratis oder kostenpflichtig ist, entscheidet der Betreiber. So verfügt Tourpipe auch über eine Vielzahl von Gratis-Informationen, die ortsunabhängig abgerufen werden können (für die kostenpflichtigen ist dies nicht der Fall). Zu jeder Sehenswürdigkeit gibt es zudem eine Art Teaser, der einen Überblick verschafft. So kann sich auch ein potenzieller Rumänien-Tourist von überall auf der Welt einen Vorgeschmack holen.

Des Weiteren lokalisiert Tourpipe den User per GPS und schlägt ihm Sehenswürdigkeiten in der Nähe vor – in Bukarest ist zum Beispiel auch das Naturkundemuseum Antipa erfasst. Die Suchfunktion ist allerdings rudimentär gehalten, erklärt Tourpipe-Manager Marius Dunăroaia, denn im Vordergrund stehen nicht die schnelle Informationsbeschaffung wie beim Internet, sondern Geschichten mit Anfang und Ende. Das in dieser Art weltweit einzigartige Guide-System eignet sich vor allem für Individualtouristen und ist ideal für Rumänien, wo es aufgrund der Unterfinanzierung im Kulturbereich vielerorts an sach- und fremdsprachenkundigen Führern mangelt. Die Zugriffszahl auf das System ist unbeschränkt, egal wie viele Touristen gleichzeitig auf eine Sehenswürdigkeit einstürmen. Zudem wirbt es durch ortsunabhängig zugängliche Infos und zahlreiche Bilder automatisch weltweit für das Land. Weil das vielbesuchte Dorfmuseum auch für den Betreiber interessant ist, musste es übrigens keinen einzigen Leu für die Implementierung des Systems bezahlen.