Das DFDR Bukarest hat eine neue Leitung

Rechtsanwalt Christian Töpfer stellt seine Pläne vor

Fotos: privat

Auf dem Treffen des Altreichforums im Juni Fotos: privat

Am 28. März dieses Jahres hat die Mitgliederversammlung der Bukarester Filiale des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien den erfahrenen Rechtsanwalt Christian Töpfer zum Leiter der Regionalfiliale ernannt. Er ersetzt somit die langjährige Leiterin Christiane Gertrud Cosmatu, welche weiterhin Mitglied des Bukaresters Forumsvorstands bleibt. Töpfer hat jahrelang die Jugendtätigkeit des Forums in der Region Altreich betreut und war unter anderem Vorsitzender der Transcarpatica-Stiftung des Regionalforums Altreich sowie Altreich-Vertreter in der Vertreterversammlung des DFDR. Töpfer sieht seine neue Aufgabe als „erweiterte Fortsetzung seiner bisherigen Tätigkeit im Dienste der rumäniendeutschen Gemeinschaft“, heißt es in der Pressemitteilung des DFDR. Über seine weiteren Pläne spricht er mit ADZ-Redakteur Șerban Căpățână.

Herr Töpfer, wie war die Übernahme der Leitung von Ihrer Vorgängerin, Frau Cosmatu?

Die Übernahme der Funktion von Frau Cosmatu durch mich wurde im Bukarester Forum besprochen. Normalerweise wird im Forum einvernehmlich abgesprochen, wer sich für eine solche Funktion stellen kann. Es war eine Wahl infolge einer Abstimmung, aber es gab keine tatsächliche Wahlkampagne. Es war bereits längerfristig geplant, dass ich in diese Funktion eingeweiht werde und die Stelle von Frau Cosmatu übernehme. 

Welche waren  Ihre bisherigen Tätigkeiten im Forum?

Ich habe mich sehr viel auf die Tätigkeit mit dem Jugendwerk konzentriert, mit der Absicht, das Feuer neu zu entfachen, also mehr jüngere Kräfte heranzuziehen. Das Forum muss für die Jugend attraktiv werden, um überhaupt zu überleben. Wenn wir die Traditionen weiterführen möchten, müssen wir sie auch an die junge Generation weitervermitteln. Deswegen habe ich mich auf diesen Teil der Forumstätigkeit konzentriert.  

Das Forum ist ja eine Begegnungsstätte von Deutsch sprechenden und deutschstämmigen Personen unabhängig vom Alter. Für mich war es wichtig, dass wir in Bukarest und auch allgemein in der Region Altreich eine konstante Jugendtätigkeit durchführen. Ich habe da den Chor gefördert, den es im Goethe-Kolleg bereits gab. Ich habe ihm hinzu noch eine Bühne geboten, habe ihn an die Forumstätigkeit herangezogen. Sowohl die Kinder aus dem Chor, als auch diejenigen aus der Theatergruppe und aus der Tanzgruppe haben an Aktivitäten des Forums teilgenommen. 

Zweck war, den jüngeren Generationen das Forum bekannt zu machen, damit das Forum auch interessant wird für sie - und, dass sie eines Tages die Fackel überreicht bekommen und das fortsetzen, was wir auch getan haben.

Hier beziehen Sie sich auf Bukarest. Hatten Sie auch in den anderen Städten der Region Altreich derartige Aktivitäten?

Die Region Altreich ist flächenmäßig das größte Regionalforum, denn es erstreckt sich von Oltenien über die Walachei hinweg bis in die Moldau und die Dobrudscha. Es sind viele Gemeinschaften in größeren oder kleineren Ortschaften. Flächenmäßig ist die Region Altreich die größte Region, aber die Gemeinschaften sind klein und weit voneinander entfernt. Deswegen ist die Lokaltätigkeit hauptsächlich von den Lokalforen gefördert worden. Jedes Lokalforum hat eine eigene Tanzgruppe aufgestellt, eine Gesangsgruppe, usw. Diese Aktivitäten sind mehr oder weniger separat und parallel gelaufen, bis auf das Altreichtreffen, das alle zwei Jahre stattfindet. Also, das Treffen der Deutschen aus der Region Altreich, wo alle Gemeinschaften zusammenkommen und mit den Tanz- und Gesangsgruppen auf einer Bühne auftreten. Somit finden die  Aktivitäten in der Region Altreich mehr oder weniger getrennt voneinander statt. So habe ich mich bemüht, wenn eine Festlichkeit oder ein besonderes Ereignis eines Lokalforums anstand, dass auch Jugendliche aus den anderen Foren, z. B. aus Bukarest, teilnehmen, damit sie sich gegenseitig kennenlernen.

Außerdem habe ich mich über die ADJ, den Dachverband der Jugendorganisationen des Forums bemüht, dass aus der Region Altreich unsere Tanzgruppen und Gesangsgruppen an den Veranstaltungen der ADJ teilnehmen. Außerdem, wenn es da Ferienlager oder andere Veranstaltungen gegeben hat, dass auch andere Jugendliche teilnehmen. So konnte die Jugend aus der Region Altreich mit Jugendlichen aus anderen Regionen in Kontakt kommen und sie haben die deutsche Kultur und die Traditionen der anderen Gemeinschaften vermittelt bekommen.

Erinnern Sie sich diesbezüglich an ein markantes Ereignis?

Etwas sehr besonderes war das Kinderkonzert, das wir vor einigen Jahren organisiert haben, mit Vincent Grüger, dem einzigen deutschen Dirigenten in Rumänien. Er hat ein Orchester zusammengestellt und sie haben die Pastorale von Beethoven gespielt. Er hat den Kindern die Instrumente erklärt, hat ihnen eine Geschichte aufgrund der Melodie vermittelt. Es war etwas Besonderes, was gewöhnlich nicht zur Schultätigkeit gehört. Es haben rund 200 Kinder teilgenommen. Mein Dank gehört natürlich insbesondere Herrn Grüger, der sich dafür so toll eingesetzt hat. 

Im Forum organisiert niemand etwas eigenhändig, wir sind immer ein Team und alles was wir tun ist ein Resultat der Arbeit mehrerer. So ist die deutsche Mentalität, dass man gemeinsam etwas tut und nicht als  Solokämpfer. Wir denken als Gemeinschaft und versuchen, als Gemeinschaft aufzutreten und nicht die einzelnen Persönlichkeiten hervorzuheben.
Was planen Sie nun für die Zukunft für Bukarest und für die Region Altreich?

Die Traditionen, die wir haben, die traditionellen Feste und Erinnerungen an die Ahnen sollen weitergehen. Wir wollen unsere Aktivitäten aber gleichzeitig weiter ausbauen. Nach wie vor ist es wichtig, die Jugendlichen heranzuziehen.

Wir planen für das nächste Jahr mehr Aktivitäten, die für die Jugendichen attraktiv sein sollten, neben den gewöhnlichen Osterfeiern, Adventsfeiern usw., die natürlich auch attraktiv bleiben sollten, aber vielleicht noch attraktiver als bisher. Wir wollen aber auch weitere Ereignisse organisieren, Veranstaltungen, die auf Jugendliche abgestimmt sind. 

In der Region Altreich bin ich nur für die Jugend zuständig. Und ich bin der Vorsitzende des Bukarester Forums. Als solcher bin ich aber auch stellvertretender Leiter der Region Altreich. Nach wie vor bleibt jedoch Klaus Fabritius Vorsitzender des Regionalforums Altreich. 

Welche Herausforderungen sehen Sie für die unmittelbare Zukunft?

Die deutsche Kultur muss auch jenen schmackhaft gemacht werden, die Deutsch gelernt haben oder denen die deutsche Kultur insbesondere auf Initiative der Eltern vermittelt wurde. Es gibt viele Jugendliche, die zwar deutscher Abstammung sind, für die es aber nicht so trendy ist, Deutsch zu sprechen. Die hören eher englische oder südkoreanische Musik. Für viele Jugendliche ist es interessanter, HipHop zu hören als Blasmusik. Das wird unsere größte Herausforderung: dass die deutsche Sprache und Kultur, deren Förderung ja Ziel des Forums ist, für die Jugendlichen wieder interessanter wird und dass sie diese Kultur gerne umarmen. Es soll eben mehr sein als nur Deutsch zu lernen, weil die Eltern das so entschieden haben, damit die Kinder irgendwelche bessere Chancen im Leben haben. Sie sollten die deutsche Kultur auch leben. 

Wir müssen das so anstellen, dass die Jugendlichen sich da-rauf freuen, an unseren Aktivitäten teilzunehmen, und dass sie freiwillig und gerne ins Forum kommen.

Denken Sie auch an eine Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche?

Das ist auch wichtig für unsere Region: die Kontakte zur evangelischen Kirche zu verstärken. In der Kirche gibt es eine Jugendgruppe. Das Forum und die evangelische Kirche müssten stärker zusammenarbeiten, wie das in anderen Regionen der Fall ist.  Das Forum versteht sich als Begegnungsstätte von Deutschsprachigen unabhängig von Alter oder religiöser Zugehörigkeit. Es ist wichtig, dass die kirchliche Gemeinschaft und die Mitglieder des Forums als Einheit auftreten und sich gemeinsam für die deutsche Sprache und Kultur einsetzen. Es ist für mich sehr wichtig, dass man in der Kirche öfter zusammenkommt, Veranstaltungen und Aktivitäten zusammen plant, damit die deutschen Gemeinschaften öfters zusammenkommen und nicht parallel aneinander vorbeireden. 

Sie sind auch zuständig für das Goethe-Kolleg seitens des Forums …

Ja, ich wurde vom Forum beauftragt, das Goethe-Kolleg als Schule der deutschen Minderheit zu begleiten und zu unterstützen, damit diese als deutsche Schule für die deutsche Minderheit erhalten bleibt, damit die jüngeren Generationen auch weiterhin eine deutsche Schule besuchen können, mit deren Hilfe sie der deutschen Sprache und Kultur nahe bleiben können. Das ist wichtig, die deutsche Minderheit braucht eine deutsche Schule in unserer Region und das Goethe-Kolleg ist die einzige derartige Schule in Bukarest und in der gesamten Region. Es gibt noch andere Schulen mit Deutsch Intensiv oder bilingualem Unterricht, aber nur das Goethe -Kolleg ist als Schule der deutschen Minderheit gedacht.

Haben Sie noch einen Schlussgedanken?

Ich würde mich gerne bei meinen Wegbegleitern bedanken, etwa bei Frau Cosmatu, die das Forum Bukarest geleitet hat, bis ich an die Reihe gekommen bin. Natürlich möchte ich mich auch bei Herrn Klaus Fabritius und  Herrn Alexandru Szepesi bedanken. Mein Dank geht auch an unsere Geschäftsführerin der Region Altreich, Carmen Cobli{, die mir nicht nur Informationen und Tipps gegeben hat, sondern mich auch über alle wirtschaftlichen Entwicklungen ständig auf dem Laufenden gehalten hat und alle Veranstaltungen auf Regionalebene geleitet hat. Ich hatte von diesen Leuten viel zu lernen.

Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in Ihrer neuen Funktion!


„Ich stehe weiterhin im Dienste unserer Forumsmitglieder und Sympathisanten und biete dafür ein tapferes Herz, ein offenes Ohr und eine helfende Hand an, damit die deutsche Sprache und Kultur in unserer Stadt und Region weiterhin gedeiht und so unseren Gemeinschaften der Erhalt ihrer Identität und Tradition gewährleistet wird und den rumänischen Mitbewohnern ein positives, europäisches kulturelles Vorbild geboten werden kann.“ 
Christian Töpfer