Dazu beitragen, dass die Liebe Gottes in die Welt getragen wird

Wort zum Sonntag

Statue des Apostel Paulus vor dem Petersdom im Vatikan von Adamo Tadolini
Foto: Wikimedia


„Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“ Jesaja 42, 3a

Liebe Lesende,

nein, Gott macht nicht kaputt, er tritt nicht drauf, wenn einer am Boden liegt und schlägt nicht zu, wenn jemand nicht mehr kann. Gott will Leben, will gutes Leben, volles Leben, und zwar für jeden, für alle seine Geschöpfe, besonders aber für uns Menschen. Und das zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel und durch Gottes Geschichte mit seinem Volk und der Kirche.
Jesaja, der diese Zusage von Gott bekommen hat, sieht in den Versen vor diesem Ausspruch, wie Gott einen Boten sendet und dieser in seinem Auftrag die Weisungen Gottes überall auf der Welt verkündigen soll. Gott selbst befähigt diesen Boten mit seinem Geist und schickt ihn los. Er geht zu den entlegensten Inseln und Orten und bringt überall die frohe Botschaft des liebenden Gottes.
Zuerst sandte Gott Propheten, die diese Botschaft verkündigten und den geschundenen Menschen wieder auf den liebenden Gott hinwiesen. Später war es der Sohn Gottes selbst, Jesus Christus, der mit Wort und Tat das Prophetenwort umsetzte. Jesus sandte dann die Apostel, seine Nachfolger. So auch Paulus. Er war einer dieser Boten, die, von Gottes Geist geführt, die frohe Botschaft von Gottes großer Liebe bis an das Ende der damaligen Welt gebracht hat.

Diese frohe Botschaft wird nicht dröhnend oder gar mit dem Schwert verkündigt. Diese Botschaft ist einladend und zielt auf freiwilliges Annehmen hin. Gott möchte unsere Liebe, und das geht nicht erzwungen. Liebe ist immer freiwillig und eine fröhliche Antwort auf die Liebe eines anderen.

Und wenn der Bote nun sieht, dass dort ein Halm geknickt ist, richtet er ihn wieder auf – spricht Mut zu und hilft auf den zu sehen, der die Liebe ist. Und sollte eine Kerze fast verlöschen, wird der Bote sie wieder anfachen, den glimmenden Docht mit neuer Nahrung versorgen, damit das Licht wieder leuchten kann. Er hilft zur neuen Kraft, zum neuen Entflammen, sodass die Liebe wieder sichtbar wird.

Und auch wir dürfen heute so ein Bote sein. Boten, die dazu beitragen, dass die Liebe Gottes in die Welt getragen wird. Überall da, wo wir sehen, dass einer wie ein geknicktes Rohr aussieht, dürfen wir ihn liebevoll aufrichten. Und wo wir sehen, dass ein Docht nur noch ganz leicht glimmt, dürfen wir, mit vorsichtigem Blasen und mit neuem Brennstoff versorgend, helfen, die Flamme wieder neu zu entfachen.

Gott gibt uns gerne seinen Geist dafür, damit wir diese Aufgabe übernehmen können und seine Liebe in die Welt tragen.      

Und immer dann, wenn wir uns selbst wie ein geknicktes Rohr fühlen und unser Lebenslicht nur noch zu glimmen scheint, dürfen wir zu Gott beten und ihn bitten, uns beizustehen. Vielleicht schickt Gott uns einen Menschen oder er zeigt uns durch seinen guten Geist, dass er uns nahe ist. Gott wird uns aufrichten und neu mit seinem Geist entfachen – sodass wir Leben und volle Genüge haben werden – und fröhlich unsere Straße bis zur himmlischen Heimat ziehen! Dort leuchten wir dann ewig und werden niemals einknicken! Amen