Die besten Christen

Wir Erdenbewohner sind „zwiespältige Wesen“. Es ist der Zwiespalt zwischen „Gut und Böse“. Mit diesem Zwiespalt haben wir schon als Säuglinge das Licht dieser Welt erblickt. Es gab nur eine einzige Ausnahme, die Gottesmutter Maria. Sie sollte Mithelferin werden, damit wir den Zwiespalt zwischen Gut und Böse in uns leichter überwinden können. Diesen Zwiespalt zwischen Gut und Böse erlebte und beschrieb der Apostel Paulus im Römerbrief so: „Ich begreife mein Handeln nicht. Ich tue nicht das, was ich will, sondern das, was ich hasse. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will. Ich stoße also auf das Gesetz, dass in mir das Böse vorhanden ist, obwohl ich das Gute tun will!“

Auch der Dichter Goethe, der viel über unser Menschenschicksal nachgedacht hat, kam genau zu dieser Erkenntnis. Diese bekennt er in seinem Werk „Faust“ so: „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust!“ Der im Banat geborene Dichter Nikolaus Lenau beschreibt diese Erkenntnis mit einem anderen Bild: „Der Seelen jede hat zwei Rosse, das eine bös, das andre rein. Das edle strebt zur Höh’ empor, das böse wiehert mit Gestampfe und zieht hinab zu Sumpf und Moor!“ Ein Geistesmann unserer Zeit kommt zu dem Schluss: „Der Mensch ist eine Mischung von Licht und Dunkel, ein Schachbrett von weißen und schwarzen Feldern.“ Was diese Denker spüren und sagen, das spüren und erfahren wir doch selbst tagtäglich in der eigenen Brust: den Kampf zwischen Gut und Böse!

Die Bibel nennt diesen Zwiespalt „Versuchung“. Davor ist kein Sterblicher gefreit. Selbst Christus, der menschgewordene Sohn Gottes, wurde „versucht“. Mit seiner Geistesstärke hat Er diese Versuchungen schnell überwunden. Uns aber fehlt diese Geistesstärke. Was kann uns helfen? – In einem Märchen schenkte ein Zauberkünstler seinem Fürsten einen kostbaren Ring. Was diesen so kostbar machte, war nicht sein Materialwert, sondern eine einzigartige Eigenschaft: Sobald der Träger einen schlechten Gedanken hegte oder eine böse Tat plante oder gar ausführte, zog der Ring sich zusammen und drückte schmerzlich auf den Ringfinger. So warnte er seinen Träger vor Unheil und böser Tat. Wie notwendig wäre es für uns alle einen solchen Ring am Finger zu tragen. Wie oft würde er drücken, um uns vor dem Bösen zu bewahren. Wir besitzen einen solchen Ring. Den hat uns aber kein Zauberkünstler, sondern Gott selbst, nicht an den Finger, sondern ans Herz gelegt. Er heißt: „Gewissen!“ Wenn wir etwas Unrechtes planen oder gar tun, dann regt sich das „Gewissen“ in uns, wir erleben „Gewissensbisse“. 

Wer von uns hat noch nicht diese Gewissensbisse gespürt? Leider gibt es viele Menschen, die nicht auf die warnenden Gewissensbisse reagieren, sie geradezu missachten und versuchen, diesen Bissenerzeuger zum Schweigen zu bringen. Menschen, die „gewissenlos“ geworden sind, werden zum Fluch ihrer Mitmenschen. Alles Böse, was auf Erden geschieht, wird vor allem von gewissenlosen Menschen geplant und ausgeführt. Zwar hat eine Menge von Weisheitskünstlern den Unterschied zwischen Gut und Böse verwischen wollen, sie haben teilweise wohl die Vernunft täuschen können, niemals aber das Gewissen. Bedauerlicherweise muss das Böse nicht mühsam gepflegt werden. Es gedeiht von selbst wie die Distel auf verwahrlostem Boden.

Keiner von uns bleibt vom Kampf zwischen Gut und Böse verschont. Es liegt nämlich nicht in der Macht des Menschen, auch nicht in der Macht des frömmsten Christen, das Triebleben so niederzuhalten, dass es sich überhaupt nicht regt. Deshalb ist unser Leben ein Kampf zwischen Gut und Böse. Wie dieser Kampf wohl ausgeht? Der Hl. Augustinus mahnt uns: „Entweder du überwindest das Böse oder du wirst vom Bösen überwunden.“

Der dänische Denker Jörgensen legt in seinem Buch „Lebenslüge“ klar: Der Zweck des Lebens besteht darin, die Seele vor die Wahl zu stellen, den Weg zum Ich und der Welt oder den Weg zu Christus und Gott zu gehen. Das ist eine Wahl für die Ewigkeit. Wer Gott gewählt hat, wird nach dem Tod den Ewigen schauen und besitzen. Wer sich selbst wählt, wird in alle Ewigkeit der Einsamkeit und Leere seiner Seele überlassen sein. Gott gibt jedem das, was er gewollt, begehrt und gewählt hat.

Napoleon wurde einmal gefragt, welche die besten Truppen seien. Seine kurze Antwort lautete: „Diejenigen, die die Schlachten gewinnen!“ Unsere Frage lautet: „Welche sind die besten Christen?“ Die richtige Antwort lautet: „Die das Böse überwinden!“