Die Folgen mangelnder Planung der Stadtentwicklung

Neue Wohnviertel, doch keine Schulgebäude

Das neue Stadtviertel Avantgarden | Foto: avantgarden3.ro

Gegen die vor der politischen Wende von 1989 gebauten Neubauviertel war nach dem Umsturz großer Widerspruch entstanden, und viele Stadtbewohner, besonders die in diesen Vierteln Gebürtigen, erhofften sich, dass sich eine neue Sicht bezüglich der Neubauten durchsetzen werde. Doch leider ist das nicht der Fall, und wie gegenwärtig die Statistiken zeigen, ist Kronstadt zum Hauptanziehungspunkt im Tourismus auf Landesebene geworden. Die nächste voraussehbare Folge ist die unkontrollierte Entwicklung des Immobilienbaus und der Anstieg der Preise. 

Außer den Neubauvierteln wie Avantgarden und Coresi, die von den Dimensionen her den alten Arbeitervierteln gleichkommen oder diese überschritten haben, wird auf jeder freistehenden Fläche im Stadtgebiet, auf Hängen und an Straßenkreuzungen gebaut. Und keine einzelnen Häuser, sondern Wohnblocks mit bis zu zehn Stockwerken – und neuer-dings, in der Carpaților-Straße, mit bis zu 20 Etagen.

Die Nachfrage ist im Steigen begriffen, Immobilienkäufer sehen darin möglicherweise eine gute Einnahmequelle durch den Tourismus. Viele Ortsfremde kaufen gleich mehrere Appartements, was auch zu den steigenden Preisen führt. Dass diese Neubauviertel aber auch die notwendige Infrastruktur benötigen, angesichts der mangelnden Grünanlagen und Einkaufsmöglichkeiten in einigen Stadtteilen, daran müssten die Stadtväter auch denken. Leider werden zu viele Baugenehmigungen erteilt, die später negative Folgen zeigen. 

Großer Andrang bei der Einschreibung in Schulen

Wohnquartale gibt es mehr als genug, doch findet man in den neuen Vierteln kaum Schulgebäude. Einige Schulen wurden durch einen Anbau erweitert, doch kein Neubau ist in diesen Vierteln entstanden. Die Folgen zeigten sich nun schon jetzt bei der Einschreibung für die Vorschulklassen und die Unterstufe. 

Der 10. Mai war der letzte Termin, um Kinder, die bis Jahresende ihr sechstes Lebensjahr erreichen, in die Vorschulklasse einzuschreiben. Das Kreisschulamt konnte 5173 Einschreibungen für die 174 Schuleinheiten im Kreisgebiet registrieren. Zur Verfügung standen 5437 Plätze. 

Doch das war auf Kreisebene – im Kreisvorort standen die Dinge aber ganz anderes: Die meisten Anfragen wurden bei den Allgemeinschulen Nr. 11 und Nr. 30 wie auch beim Nicolae-Titulescu-Kolleg registriert. Doppelt, sogar dreimal so viele Anträge wurden da gestellt. Nicht alle Gesuche konnten berücksichtigt werden. Das Schulamt zeige sich überrascht, da auch die Statistikdirektion diesbezüglich nicht mit den entsprechenden Daten aufwarten konnte. Besonders akut ist die Lage in den Neubauvierteln Rulmentul, Avantgarden in Bartholomae, Tractorul-Coresi, im Gebiet des Hauptbahnhofes, und in Blumen-Quartier. 

In der kommenden Zeitspanne muss das Schulamt der Stadt eine Lösung für die Anträge finden, wobei die Eltern sich einverstanden erklären, ihre Kinder in eine andere Schule einzuschreiben. Erneut wird versucht, die festgelegten Kriterien dabei zu berücksichtigen. Nach dieser zweiten Einschreibeetappe folgt eine dritte in der Zeitspanne zwischen 31. Mai und 7. Juni 2022. Zwischen 1. und 8. September folgt dann die Lösung sämtlicher Gesuche, die bis dahin keine entsprechende Lösung erhalten haben, und der anderen, neu aufgekommenen Probleme. Das bedeutet viel Stress, Ungewissheit für die Eltern und Schüler. Versichert wird vom Schulamt, dass kein Kind ohne Schulplatz verbleiben werde.

Eine Übersicht zum verzeichneten Mangel an Plätzen an einigen Schuleinheiten in Kronstadt ist bezeichnend: An den Allgemeinschule Nr. 11 wurden 163 Gesuche eingereicht, doch nur 88 Plätze bestehen da für den Vorschulunterricht. Die Allgemeinschule Nr. 19 beim Hauptbahnhof verfügt über 110 Plätze, doch 146 Anmeldungen wurden hinterlegt. Ein weiteres Beispiel ist die Allgemeinschule Nr. 30, für die 125 Plätze bereitstehen, auf die 202 Kinder angemeldet wurden. Diese Beispiele könnten weiter fortgesetzt werden. Alle Informationen über die Einschreibungen in die Unterstufe und die Vorschulklasse können auch auf der Internetseite des Schulamtes (isjbrasov.ro, Abteilung Didaktik) erfragt werden.

Stadtleitung berücksichtigt die Interessen der Bürger nicht

Dass die Planung der Stadtentwicklung nicht den Bedürfnissen der Bewohner entspricht, haben wir schon öfters angesprochen. In den Neubauvierteln besteht etwa ein akuter Mangel an Grün- und Parkanlagen. 

Große Geländeflächen liegen brach, nachdem die Großbetriebe abgetragen worden sind. Nun wird darauf gewartet, dass potentielle Investoren diese erwerben, um hier Immobilien zu errichten. Da stellen sich die Stadtbewohner berechtigt die Frage – weshalb investiert nicht die Stadtleitung in den Ankauf solcher seit Jahren frei stehender Gelände, um Freizeitanlagen einzurichten? Auch werden ganze Neubauviertel durch den Mangel an Einkaufsmöglichkeiten benachteiligt. Auch diesbezüglich müsste die Stadtleitung Orientierung im Interesse der Bürger zeigen. 

Im Bahnhofsviertel beispielsweise gibt es keinen Supermarkt, doch soll da an Stelle der ehemaligen Werkstatt für Eisenbahnreparaturen noch ein Wohnviertel mit 600 Appartements errichtet werden. Hinzu kommen noch die mindestens ebenso vielen Autos. Proteste hat ein Projekt des Bürgermeisteramtes ausgelöst, das eine beträchtliche Summe für die Ausschreibung eines Vorhabens für die Neugestaltung des Marktplatzes/Pia]a-Sfatului vorsieht, gegen das sich schon zahlreiche Bewohner, aber auch Vertreter politischer Parteien und Nichtregierungsorganisationen, besonders wegen der Entfernung des dort befindlichen Springbrunnens ausgesprochen haben. 

Und über die schon lange versprochenen Fahrradwege wird ebenfalls geschwiegen. Bis wann noch?