Die Heilung eines Aussätzigen

Markus 1, 40 - 45

Und es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich reinigen. Und es jammerte ihn, und er streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will’s tun; sei rein! Und alsbald wich der Aussatz von ihm und er wurde rein. Und Jesus bedrohte ihn und trieb ihn alsbald von sich und sprach zu ihm: Sieh zu, dass du niemandem etwas sagst; sondern geh hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis.

Er aber ging fort und fing an, viel davon zu reden und die Geschichte bekannt zu machen, sodass Jesus hinfort nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen konnte; sondern er war draußen an einsamen Orten; und sie kamen zu ihm von allen Enden.
Wie schön wäre es doch, wenn Menschen von ihren Krankheiten oder Gebrechen so rasch und erfolgreich geheilt werden könnten! Wie schön wäre es, wenn sie dadurch einen Grund und Anlass hätten, Gott und Jesus Christus neu zu vertrauen! Wie schön wäre es, solchen Grund zum überschwänglichen Dank zu haben! Leider sind unsere menschlichen Erfahrungen jedoch oftmals andere…


Trotzdem: Die Bibel berichtet uns über diese Heilung und sie ist für den Glauben zum Trost gepredigt und weiter erzählt worden und das soll auch noch in Zukunft geschehen. Es ist aber nicht einfach, sich in die Situation dieses Menschen, der auf Jesus aufmerksam geworden war, zu versetzen. Denn von Aussatz, auch Lepra genannt, sind heute rund 200.000 Menschen betroffen. Aber wer zur Zeit Jesu darunter litt, musste in einer äußeren und inneren Einsamkeit und Bedrängnis ohnegleichen leben. Das nachzuvollziehen, in einer Zeit, in der wir fast alle Empfindungen auf virtuellem Weg mit Hunderten, ja Tausenden teilen (sodass der persönliche Kontakt oft zu kurz kommt), ist nicht einfach. Die anderen Menschen mieden ihn: die nahen Angehörigen, die Freunde und solche, die zufällig auf ihn trafen. Mit kaum jemandem konnte er länger sprechen, kaum jemand reichte ihm die Hand, die meisten verließen fluchtartig seine Umgebung. Mit wem sollte er seine Empfindungen und Gefühle teilen? Mit wem konnte er sich über das, was ihn bewegte, was er sich wünschte oder was ihn beunruhigte, aussprechen? Wer mag ihm wohl zuhören wollen, wer mag ihm jene Achtung und Würdigung geben, die wir erwarten und oft vermissen? Das können wir uns heute kaum ausmalen: jede Geste, jedes Zeichen, das auf Gemeinschaft hinweist, war für solche Menschen ein Sonnenschein, ein Augenblick des Glücks.

Und nun schlägt Jesus tatsächlich die Brücke zu dem, der ihm zuruft: „Bitte, heile mich!“ Er legt seine heilenden Hände auf ihn und dadurch öffnet sich eine Gemeinschaft, die Gottes Heil erfahren lässt. Und das gilt auch heute und jetzt, denn solche Gemeinschaft lässt den Betroffenen teilhaben an seiner Liebe zu denen, die in anrufen, die ihn suchen, die zu ihm beten. An einer solchen Gemeinschaft zeigt es sich, dass das Reich Gottes mitten unter uns ist. In Jesus Christus eröffnet sich eine neue Welt, es wird eine Gemeinschaft spürbar und erfahrbar, die mich einlässt, achtet und aufnimmt. An dieser Geschichte merken wir: Die neue Kraft zum Leben und zur Freude führt – trotz des ausgesprochenen Verbotes – zum Lobpreis des Schöpfers. Diese Geschichte, über die Markus berichtet, lädt in Gottes andere Welt ein, und wer glaubt, hat schon jetzt Anteil an dem, was Liebe Gottes zu den Menschen und Barmherzigkeit ausrichten können. Amen.