Ein heißer Sommer in Bukarest

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Ich war vor gut einer Woche in Bukarest, und es herrschten dort 36 Grad im Schatten. Die Klimaanlagen liefen überall auf Hochtouren, wodurch das Stromnetz immer wieder vielerorts kollabierte. Ich saß wie gelähmt da, dann ging ich in einen Biergarten und bestellte mir ein kaltes Bier, aber bis ich es zum Mund führte, war es bereits lauwarm, so glühend heiß war die Luft in der rumänischen Hauptstadt.

Ich schwitzte, was das Zeug hielt, mir war leicht schwindlig, und aus Angst vor einem Hitzeschlag kroch ich im Schneckentempo dahin im Schatten der von Einsturzgefahr bedrohten Altbauten, und wenn ich es eilig hatte, nahm ich immer ein Taxi. Der Verkehr in Bukarest kam jedoch kaum voran, und die Fahrer rauchten frustriert bei heruntergelassenen Fenstern, bliesen kunstvolle Rauchkringel zur Taxidecke und sagten höflich: „Ich hoffe, dass Sie das Rauchen nicht stört.“ Während der Fahrt wünschte ich mir nichts sehnlicher, als in einer Sauna zu sitzen, um mich etwas abzukühlen, denn die Klimaanlagen in den Taxis waren permanent ausgeschaltet, damit der Benzinverbrauch etwas sank.

Der Benzinpreis in Rumänien ist fast so hoch wie in Deutschland, obwohl die Rumänen fünfmal weniger als die Deutschen verdienen. Ich fragte mich, wie man den Sprit unter diesen Umständen überhaupt bezahlen konnte, und ein entgegenkommender Taxifahrer klärte mich wohlwollend auf, indem er mich übers Ohr haute und nach einer etwas längeren Fahrt durch die Stadtmitte den fünffachen Preis der üblichen Fahrkosten von mir verlangte. Das merkte ich aber erst zwei Stunden später, als ich dieselbe Strecke mit einem ehrlichen Taxifahrer wieder zurückfuhr.

Bei dieser enormen Hitze drehten so manch empfindliche Geister einfach durch und beschuldigten den rumänischen Premier Victor Ponta, in guter alter zu Guttenberg-Manier seine Doktorarbeit abgeschrieben zu haben. Ich freute mich riesig, als ich das hörte, denn nun wusste ich, Rumänien war endlich in Europa angekommen. Als Ponta diesen Plagiatsvorwurf in einer Pressekonferenz vehement dementierte, waren es immer noch mindestens 36 Grad plus, was Ponta jedoch als mindestens 46 Grad empfunden haben musste, denn er begann zu halluzinieren. Oder wie erklärt sich sonst seine Aussage, dass man 2003, als er seine Doktorarbeit verfasste, noch keine Anführungszeichen benutzte?

Nun bin ich froh, wieder in Düsseldorf zu sein, hier herrschen zurzeit ganz angenehme Temperaturen. Als ich am letzten Montag aus dem Flugzeug stieg, waren es lediglich 15 Grad, es regnete, und durch die pechschwarzen Wolken war es auf den Straßen sogar noch dunkler als zur Weihnachtszeit, in einer mondlosen Nacht ohne Lichter. Das war auch gut so, denn so musste ich mir nicht die vielen frustrierten Gesichter ansehen, nach dem Spiel Deutschland gegen Italien.

Seit einigen Tagen scheint zwar des Öfteren die Sonne, aber die meisten blicken immer noch düster drein. Wieso, weiß ich nicht, einen Grund dafür werden sie schon haben. Deutschland hat zwar die EM verloren, ist dafür aber in punkto düster Dreinschauen absoluter Weltmeister.