Ein Rennen für gute Taten

Die elf zur Förderung ausgewählten Projekte des „Bikeathon Fogarascher Land 2022“

Ein Ferienlager in den Bergen soll auch Schülern aus sozial schwachen Familien zugänglich sein.

Die einmalige Naturlandschaft rund um Cobor soll erhalten bleiben.
Fotos: bikeathon.ro

Die Zahlen sprechen für sich: 4130 Radfahrer, die 45.817 Kilometer zurückgelegt haben für 90 gemeinnützige Projekte, für die 2419 Spender insgesamt 666.388 Lei gesammelt haben. Das ist die Bilanz der acht bisherigen Auflagen von „Bikeathon Țara Făgărașului “ – eine Veranstaltung, wo Sport und Bewegung mit dem Einsatz zur Förderung von gemeinnützigen Initiativen verbunden werden. Als „das Rennen der guten Taten“ bezeichnet Cristiana Metea, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Stiftung Fogarascher Land (Fundația Comunitara Țara Făgărașului – FCTF) diese Sportveranstaltung mit mehreren Radrennen (von 70 km bis 10 km), wobei auch Kinder und Rollstuhlfahrer ihre eigenen Rennen bekommen.

Das entspricht vollkommen den Zielen dieser Stiftung: bessere Bedingungen für Erziehung und Jugendarbeit vor allem von Kindern aus benachteiligten Familien und Unterstützung und soziale Inklusion von Personen mit verschiedenen Behinderungen sind Schwerpunkte ihrer Tätigkeit im Fogarascher Land. Hinzu kommen immer wieder Kampagnen zum Umweltschutz, Erhaltung der Biodiversität oder Förderung des Bergtourismus. Alles ist auf das Fogarascher Land ausgerichtet: ein Gebiet mit einer Stadt, deren wirtschaftliches Potenzial abgenommen hat, mit vielen Dörfern in einer Region mit schwacher Infrastruktur und einer veralteten Bevölkerung, gleichzeitig aber gelegen in einer schützenswerten, leider zum Teil auch bedrohten Natur.

Die Radrennen sind das Mittel zum Spendensammeln. Das geschieht über die Einschreibegebühr und über die Spenden, die für von einer Jury ausgewählte Projekte gesammelt werden. Es gibt viele Freiwillige und jedes Projekt versucht, über einen oder mehrere „Botschafter“ für sich zu werben. Die Projekte stammen von Vereinen, Stiftungen und Nichtregierungsorganisationen. Jedes wird auf der Webseite www.bikeathon.ro kurz vorgestellt, mit der Angabe einer Summe, die zur Umsetzung der Vorhaben als notwendig befunden wurde.

In diesem Jahr findet die neunte Auflage des Bikeathon in Fogarasch und Umgebung am 24. und 25. September statt. Die elf zur Förderung vorgeschlagenen Projekte, von denen die Radfahrer und ihr Umfeld (Freunde, Kollegen, Verwandte – die „Unterstützer“), aber auch Firmen und Vereine, die bevorzugte Initiative auswählen, werden hier kurz vorgestellt, in einer nur die verfolgten Ziele berücksichtigenden Reihenfolge.

Gemeinsam beleben wir den Obstgarten

Auf einer brachliegenden Fläche des Fogarascher technologischen Lyzeums „Dr. Ioan [enchea“ soll ein Obstgarten mit Pflaumen-, Weichsel- und Kirschbäumen entstehen. Dort werden die Schüler mit den Fachrichtungen Landwirtschaft, Hortikultur, Dorftourismus lernen, wie ein Obstgarten gepflegt wird. Ihre Kollegen aus den Bereichen Kochkunst und Gastronomie werden nach der Ernte die Früchte verarbeiten und einlegen. Nutznießer des Projektes sind in jedem Jahr rund 250 Schüler; notwendig für dieses vom Lyzeum vorgeschlagene Projekt wären 3500 Lei.

Der Ruf der Eiche

Auf den Weiden bei den Hügeln rund um Cobor, Gemeinde Deutsch-Tekes/Ticu{u Vechi, sollen Eichen-Setzlinge gepflanzt werden. Denn die Weiden mit den jahrhundertealten Eichen sind durch Überweidung mit Schafherden und durch die Aufgabe der traditionellen Landwirtschaft bedroht. Die mächtigen Eichen sind Schutzraum für Tiere und Menschen. Tagelöhner aus Cobor erhalten ein Einkommen, wenn dort auf  16 bis 20 Hektar mindestens 200 Setzlinge gepflanzt werden, die dann weitere drei bis fünf Jahre geschützt werden sollten, damit auch ihr Überleben gesichert ist. Für das Projekt steht die Biodiversität-Farm von „Foundation Carpathia“ , die nun hofft, 5000 Lei beim Bikeathon dafür sammeln zu können.

Die Bergkinder 2023

Ebenfalls 5000 Lei benötigt die Fogarascher Filiale des Bergvereins „Carpați“, um rund 150 Kindern Grundkenntnisse des Skifahrens zu vermitteln. Das geschieht in Zusammenarbeit mit Skilehrern und Mitarbeitern der Salvamont-Bergwacht. In einem ersten Lernmodul hat der Verein bereits zahlreichen Kindern beigebracht, wie man in Sicherheit wandert, wie man mit Karte und Kompass umgeht, was es alles an Pflanzen und Tieren in den Bergen zu entdecken gibt, aber auch, wie die Bergwelt geschützt werden soll.

Freiluft-Minibibliotheken

Jede der sechs Allgemeinschulen in Fogarasch soll in ihrer Nachbarschaft, am besten in Parks, über ein kleines Holzhäuschen verfügen, wo von den Schülern Bücher ausgeliehen oder zwischen den Schulen ausgetauscht werden können. Die Schüler werden sich abwechselnd um das Auffrischen des Buchbestandes sowie um deren Pflege kümmern.  Der Verein „Împreună pentru Făgăraș rechnet mit 12.000 Lei für die sechs Minibibliotheken.

Spielplatz für Kindergarten

Der Hof des Kindergartens „Albinuța” in Fogarasch soll mit geeigneten Geräten ausgestattet werden, damit die 225 dort betreuten Kinder nicht nur spielen und lernen, sondern sich dabei auch soziale Kompetenzen aneignen, sich bewegen und entspannen sowie über sensorische Aktivitäten ihre Welt erkunden können. Mittels kreativer Spiele sollen sie ihre praktischen, künstlerischen und musikalischen Fähigkeiten entwickeln. Der Kindergarten hat als Spendensumme 12.000 Lei angegeben.

YouthBank Fonds

Es handelt sich dabei um einen offenen Fonds der Stiftung FCTF. Mit jeder Spende wächst dieser Fonds, aus dem Ideen und Initiativen von Jugendlichen unterstützt werden. Denn Wandel und Entwicklung in kleinen Gemeinschaften ist abhängig auch von der Energie und dem Erneuerungsgeist der jungen Generationen. Diese sind aber nicht so leicht für ehrenamtlichen oder außerschulischen Einsatz zu gewinnen. Youthbank soll ihre Bereitschaft, mitzumachen anspornen und den Jugendlichen verdeutlichen, wie wichtig ihr Beitrag für ihr Umfeld sein kann und wie sie selbst Dinge durch ihr Handeln verbessern können. 12.000 Lei wären dafür kein weggeworfenes Geld.

Auch ich bin ein Kind und will ins Ferienlager

Nachdem Bikeathon vor einigen Jahren erstmals 19 Kindern aus Scharosch/[oar{, die aus bedürftigen Familien stammten, aber gute Lernergebnisse vorwiesen, einen Aufenthalt in einem Ferienlager am Meer ermöglichte, soll diese Initiative wiederholt werden - diesmal mit einem Ferienlager in den Bergen. Dieser Traum soll für zwölf Schüler der fünften bis achten Klassen wahr werden, vorausgesetzt, sie sind fleißig in der Schule und bisher noch nicht in einem Lager gewesen. Gute Lernergebnisse in der Schule sollen ihnen ermöglichen, nicht nur über Fernsehen oder Internet die Welt jenseits ihres Dorfes zu erkunden. Die Dorfschule in Scharosch will dafür mindestens 6000 Lei sammeln.

Dorfmuseum Calbor

Im Dorf Calbor, Gemeinde Beclean, soll ein altes Haus mit drei Zimmern einen neuen Fußboden, neue Fenster und Stromleitungen erhalten, damit die derzeit im alten Schulgebäude aufbewahrten Exponate dorthin überführt werden können. Darüber hinaus soll das Haus zum Treffpunkt für die Dorfbewohner werden, mit gemeinsam verbrachten Stunden zur Wahrung der Traditionen. „So wie einst“, wünschen sich die meisten Dorfbewohner – wobei sich möglichst viele, auch Touristen, von der Erfahrung der älteren Generationen bereichern lassen können. Die Initiative kommt von einer Gruppe der orthodoxen Kirchengemeinde aus Calbor und soll mit 3500 Lei gestartet werden.

Ärztehaus in Cobor

Das kleine Dorf Cobor ist außer dem genannten Umweltprojekt mit einem weiteren Projekt vertreten. Es handelt sich um ein ärztliches Zentrum, wo ein Krankenpfleger mittelfristig angestellt werden soll, um mit Hilfe des freiwilligen Einsatzes einiger Ärzte die gesundheitliche Grundversorgung der Bewohner von Cobor, Felmern/Felmer und  Deutsch-Tekes (insgesamt rund 1200) zu sichern. Die medizinische Hilfsperson würde als Kontaktperson die Rolle der Dorfamme von einst übernehmen, heißt es in der Projektbeschreibung. 2016 wurde ein Haus durch ehrenamtlichen Einsatz in ein Ärztezentrum samt Dienstwohnung umgewandelt, das nun von der Gesundheitsdirektion des Kreises als solches anerkannt werden soll. Auch ein Teil der ärztlichen Ausstattung wurde über Spenden gesichert. Der Feuerwehrverein SISUR übernimmt das Zentrum und benötigt 10.000 Lei, um das Projekt zu starten.

Einfaches bereitet Freude

Es braucht nicht viel, um Erwachsenen mit Behinderung, die im Zentrum „Betleem“  des Fogarascher Wohltätigkeitsvereins „Diakonia“ betreut werden, etwas Freude zu bereiten: zum Beispiel, den Innenhof neu zu pflastern, Schaukelstühle zur Verfügung zu stellen, einen kleinen überdachten Pavillon mit Stühlen und Tisch einzurichten. All das schafft einen besseren Rahmen für Entspannung, Behandlung und erzieherische Tätigkeiten. Die Diakonie Fogarasch setzt sich dafür 11.600 Lei als Ziel für Spenden.

Räder des Wandels in den Schulen des Fogarascher Landes

Die Stiftung „Motivation România“ setzt sich für ein möglichst unabhängiges Leben von Rollstuhlfahrern ein. Verstärkt will sie sich nun gehbehinderten Schülern widmen, so dass diese nicht diskriminiert werden. Der Rollstuhl sollte als reines Fortbewegungsmittel betrachtet werden, deren Benutzer gleichberechtigt sind, sodass eher ihre Fertigkeiten als ihre Behinderung zur Kenntnis genommen werden. Nutznießer des Projektes, für das 4500 Lei gesammelt werden sollen, sind rund 80 Schüler aus der Region Fogarasch und die Lehrkräfte der Schulen, wo dieses Projekt umgesetzt wird.

Weitere Infos zur Unterstützung der genannten Projekte können von der Webseite www.bikeathon.ro  abgerufen werden.