Ein Traumberuf über den Wolken

Rund um die Welt reisen – bald Routine für Marius Melnic

Marius Melnic startete seine Karriere als Flugbegleiter bei der Billigfluggesellschaft WizzAir.
Foto: privat

Über den Wolken fliegen und dabei auch noch Geld verdienen – das ist ein Traum vieler junger Leute, die sich schon als Kind einen Job als Pilot oder Flugbegleiter wünschten. Ganz andere Kindheitsträume hatte der 25-jährige Marius Melnic. Trotzdem ist er heute seit fast drei Jahren Flugbegleiter und geht bald in eine neue Runde seiner Karriere: Eine Ausbildung als Flugbegleiter bei einer der größten Fluggesellschaften der Welt – Fly Emirates in Dubai – steht für ihn an.

In seiner Kindheit wollte der in Orschowa/Orşova geborene Marius Melnic Radiomoderator oder Sportkommentator werden. In seinem damaligen Traumberuf landete er tatsächlich in den letzen Jahren seines Studiums an der West-Universität in Temeswar/Timişoara. Marius Melnic wurde Radiomoderator bei einem Lokalsender und zugleich auch Moderator einer Sportsendung. Zwei Jahre lang übte er diese Tätigkeit mit voller Leidenschaft aus, bis ihm eines Tages ein Freund über seinen Job als Flugbegleiter erzählte... Ein Traumberuf vieler junger Frauen – und neuerlich auch junger Männer, denn nur etwa zehn Prozent aller Flugbegleiter der Welt sind männlich.

Doch wer könnte sich das nicht wünschen? Zu den begehrtesten Reisezielen der Welt fliegen und dafür auch noch bezahlt werden. Als Marius Melnic die zahlreichen Reiseziele seines Freundes sah, dachte er sich, das wäre doch auch ein Beruf für ihn. Den Vorteil guter Fremdsprachenkenntnissen hatte er bereits – als Kind lernte er Deutsch von seiner deutschstämmigen Großmutter, er spricht fließend Englisch und Italienisch. Nun musste er die Angestellten der jeweiligen Fluggesellschaften nur noch überzeugen, dass er für diesen Job geeignet sei. „Ich dachte als erstes, dass man eine Ausbildung dafür braucht. Doch es ist nicht so. Wenn man die Vertreter der jeweiligen Fluggesellschaften überzeugt, dass man geeignet für den Job ist, dann wird man von ihnen ausgebildet“, erzählt der 25-jährige Marius Melnic.

Karrierestart bei einer Billigfluggesellschaft

Er bewarb sich drei Mal und scheiterte jedes Mal. Doch er gab nicht auf. „Es dauerte eine Weile, bis ich lernte, was bei einem Interview wirklich zählt – von der Garderobe bis zur Frisur und der Art und Weise, wie man spricht – alles ist wichtig, wenn man vor einem Bewerbungsausschuss steht“, sagt Melnic. 2010 schaffte er es letztlich, von der Billigfluggesellschaft Wizz Air aufgenommen zu werden. Bis zu diesem Zeitpunkt war der junge Mann noch nie mit einem Flugzeug geflogen! Mittlerweile ist er bei rund 700 Flügen am Bord gewesen. Paris, Beauvais, London, Venedig, Rom, Mailand, Barcelona, Madrid oder Dortmund – manchmal erreichte er sogar zwei Reiseziele an einem einzigen Tag. Von aggressiven Fluggästen bis zu schweren medizinischen Fällen und wilden Turbulenzen durfte er alles erleben. „Man muss immer ruhig bleiben und eine Lösung finden“, meint er. „Wenn dich die Fluggäste gestresst oder besorgt sehen, dann werden sie auch aufgeregt. Du kannst es dir nicht erlauben, Panik an Bord zu schaffen“, erzählt der Flugbegleiter.

Der junge Steward erinnert sich, wie er einmal mit aggressiven Fußballanhängern umgehen musste. Vor zwei Jahren sollte auf dem Temeswarer Stadion die Bukarester Fußballmannschaft Rapid ein Spiel gegen die polnische Mannschaft Lech Poznan/Posen bestreiten. 14 Anhänger der polnischen Mannschaft kamen aus London mit dem Flugzeug nach Temeswar. „Diese haben während des Fluges Alkohol gesoffen und angefangen, nervös zu reagieren und die anderen Fluggäste zu belästigen. Dabei missachteten sie alle unsere (Ver-)Warnungen, sodass es ziemlich kompliziert war, die angenehme Atmosphäre an Bord zu erhalten.

Sogar der Captain meinte, dass, wenn sie sich nicht beruhigten, eine Notlandung fällig sei und der Flug umgeleitet werden müsse“, erzählt Marius Melnic. „Diese Maßnahme bedeutet erhebliche Zusatzkosten für die der Störungen schuldigen Fluggäste. So habe ich versucht, ihnen zu erklären, dass es besser sei, wenn sie sich einfach beruhigten. Die Lage kam aber erst unter Kontrolle und ich konnte mich mit ihnen erst dann unterhalten, als ich ihnen sagte, dass ich selber Fußballfan bin und dass ich über ihre Mannschaft einiges weiß. Das hat sie beruhigt. Natürlich musste ich sie auch austricksen und sagte ihnen, dass sie nach der Landung noch im Flugzeug warten müssen, bis alle Passagiere ausgestiegen sind, damit sie von der Polizei bis zum Stadion begleitet werden – wie das gewöhnlich mit Fußballfans der Fall ist. Tatsächlich wurden sie im Flugzeug später wegen öffentlicher Ruhestörung von der Polizei festgenommen“, erzählt der junge Flugbegleiter.
Auch heftigen atmosphärischen Turbulenzen begegnete er während seinen Flügen. „Wann auch immer etwas Ernstes passiert, haben wir 90 Sekunden Zeit, die Passagiere zu evakuieren. Wir, die Flugbegleiter, müssen immer die Letzten an Bord bleiben – wie Kapitäne“, sagt Melnic. „Glücklicherweise passierte so etwas noch nie“, fährt er fort.

Ein neues Leben in der Trend-Metropole Dubai

Nun soll der junge Mann alles vergessen, was er bis jetzt gelernt hat. Denn er wurde neulich von der Fluglinie Fly Emirates aufgenommen. Derzeit macht er eine Ausbildung in Dubai. Wenn er die Prüfungen besteht, wird er Flugbegleiter einer der größten und luxuriösesten Fluggesellschaften der Welt. Von maximal 160, 180 Personen am Bord, wird er nun auf Flugzeuge des Typs Airbus A380 oder Boeing 777 der Fly Emirates bis zu 600 Passagiere betreuen müssen. Am Bord dieser Fluggeräte ist dementsprechend auch die Flugbesatzung größer – 16 Leute. Dass er unter den Auszubildenden bei Emirates ausgewählt wurde, ist für ihn vorläufig die größte Errungenschaft. Das Flugbegleiter-Casting ist gar nicht leicht, weiß er einzuschätzen.

Emirates ist eine der am schnellsten wachsenden Airlines der Welt und sucht aktuell 3800 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter rund um die Welt. Bei einem sogenannten Cabin Crew Recruitment Open Day können Teilnehmer sich über die Karrieremöglichkeiten als Emirates Cabin Crew informieren. Zurzeit arbeiten bei Emirates mehr als 16.000 Flugbegleiter, alle mit Wohnsitz in der Trend-Metropole Dubai. Sie kommen aus über 120 Ländern, die mehr als 50 verschiedene Sprachen sprechen. Die meisten sprechen die arabische Sprache. Auch hier sind nur zehn Prozent aller Angestellten Männer.

Um das Auswahlverfahren innerhalb eines solchen Tages der offenen Tür ranken sich Mythen und Legenden. „Lächeln ist ein Muss!“ heißt eine dieser Legenden. Erfahrung im Bereich kann einen Nachteil bedeuten – meint Melnic. Beim Casting in Budapest nahm der Flugbegleiter 2012 teil. Rund 300 Teilnehmer erhofften einen Platz in der weltbesten Fluggesellschaft. Das Casting dauerte drei Tage. Nach jeder Probe werden Kandidaten angenommen oder abgelehnt. Wenn einer abgelehnt wurde, darf er sich nur nach sechs Monaten erneut auf einen Posten bewerben. „Es war sehr stressig. Nach jeder Probe musste ich sehen, wie es immer weniger Kandidaten wurden.

Nach dem ersten Tag blieben von 300 Bewerbern 70 übrig. In der letzten Etappe waren wir sieben Leute“, erzählt der rumänische Flugbegleitungsaspirant. Er habe mit seiner persönlichen Erfahrung als Flugbegleiter überzeugt. Marius Melnic musste ein Beispiel erzählen, wie er einen Fluggast glücklich machen würde. „Ich erzählte Ihnen etwas, was mir tatsächlich passiert ist. Wir haben an Bord eine bestimmte Art von Kaffeesahne. Ein englischer Passagier verlangte von mir zwei zu seinem Kaffee. Leider war diese bestimmte Sorte zu Ende, so dass ich ihm eine zweite, gewöhnliche Kaffeesahne anbieten musste. Ich traf denselben Passagier einige Wochen später und erkannte ihn, sodass ich ihm diesmal eine Tüte voller solcher Kaffeesahne-Päckchen schenkte. Er war überrascht und gleichzeitig auch sehr froh darüber“, erzählt Melnic.

Doch die Fragen und Aufgaben innerhalb einer solche Auswahl sind immer verschieden. „Sie wollen testen, wie man in bestimmten Situationen reagiert“, fügt er hinzu. Erst nach sechs Monaten kam die Antwort seitens Fly Emirates. Er wurde angenommen! Nun muss der Rumäne sich in Dubai ausbilden lassen. Wenn er nach der Ausbildung die Prüfung besteht, dann könnte er demnächst Los Angeles oder Rio de Janeiro, Peking, Tokio oder Sydney anfliegen.