„Eine kultivierte Stadt mit einer großen Tradition“

Besuch der Konsulin Regina Lochner in Großwardein

Konsulin Regina Lochner (Mitte) mit den Vertretern des DFD im Kreis Bihor
Fotos: der Verfasser

Die Direktorin des deutschen Friedrich-Schiller-Lyzeums in Großwardein führte die Konsulin durch das Schulgebäude.

Im vergangenen Jahr trat Regina Lochner ihren Dienst als Leiterin des deutschen Konsulats in Temeswar/Timioara an, zu ihrem Amtsbezirk gehören damit acht Kreise im Westen und Nordwesten Rumäniens. Dazu gehört Großwardein/Oradea - am Montag, den 28. Februar, besuchte die Konsulin die Stadt.
 

Die erste Station auf der Besuchsreise Regina Lochners  war das Deutsche Theoretische Lyzeum „Friedrich Schiller“: Die Schule wurde 1990 auf Initiative des Demokratischen Forums der Deutschen ins Leben gerufen und fungiert seit 14 Jahren  auch als Lyzeum. Mittlerweile besuchen etwa 400 Schülerinnen und Schüler die deutschsprachige Bildungseinrichtung, berichtete die Direktorin, Emese Ellenes-Jakabffy.

Neben der Direktorin wurde die Konsulin auch von Vertretern des Demokratischen Forums empfangen: von Arnold Theiss, Vorsitzender  des Stadtforums Großwardein; Norbert Heilmann, dem Vorsitzenden des Kreisforums; sowie von dem Vorsitzenden des Regionalforums Nordsiebenbürgen, Josef Hölzli.

Deutsche Schulen: „Ein enormer Schatz“

Gesprochen wurde über den deutschsprachigen Unterricht und die Herausforderungen der Schule. Die Direktorin hob beim Gespräch mit der Konsulin besonders die äußerst erfolgreiche Abitur- und Absolventenquote bei den DSD-Prüfungen hervor. „Sprachen sind eine Investition in die Zukunft“, bemerkte Frau Lochner, und zeigte sich begeistert über die zahlreichen sprachlichen Möglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler.

Norbert Heilmann wies darauf hin, dass Renovierungsarbeiten an der Schule seitens der Stadt geplant sind. Wann diese in die Tat umgesetzt werden, steht aber noch nicht explizit fest. Darüber hinaus betonte er die Abwendung der noch im letzten Jahr geplanten Zusammenlegung des deutschen Lyzeums mit einer rumänischen Schule als positives Signal.

Die Bemühungen des Forums, mehr deutsche Gastlehrkräfte für die Schule zu gewinnen, stand ebenso im Fokus der Gespräche. Die Stadt erklärte sich bereits vor einigen Jahren bereit, zwei neue Lehrkräfte zu finanzieren. „Es ist ja hier ein enormer Schatz, den alle Kreise und Gemeinden in Rumänien haben, in denen es deutsche Schulen gibt“, betonte die Konsulin.

Im Anschluss an die konstruktiven Gespräche hatte sie die Gelegenheit, die Schuleinrichtung zu besichtigen. Währenddessen bot sich auch die Gelegenheit zu einem Treffen mit einer 11. Klasse des Lyzeums. Nach einer kurzen Vorstellung seitens Frau Lochners konnten sich die Schülerinnen und Schüler mit Fragen an sie richten. Diese umfassten ein weites Spektrum: Ein Schüler fragte beispiels-weise nach den Auswirkungen des Ukraine-Konfliktes auf ihre Zukunft. Eine Schülerin wollte wissen, wie sich das deutsche Schulsystem vom rumänischen unterscheidet.

Besuch im Rathaus und beim Forum

Nach dem Schulbesuch stand ein Treffen mit der stellvertretenden Bürgermeisterin, Arina Moș sowie dem Vizepräsidenten des Kreisrates, Călin Gal, im Rathaus auf dem Plan. Bei den Gesprächen standen ebenfalls die Schuleinrichtungen, vor allem die Situation des deutschen Lyzeums, auf der Agenda. Seitens der Stadtverwaltung wurde zugesichert, dass man insgesamt in die Sanierung der Schulgebäude investieren werde. Auch das deutsche  Friedrich Schiller-Lyzeum werde davon profitieren, bestätigte die stellvertretende Bürgermeisterin.

Am Nachmittag traf Frau Lochner in den Räumlichkeiten des Deutschen Forums mit Vertretern des Kreis- und der Ortsforen zusammen. Norbert Heilmann und Arnold Theiss berichteten über die Strukturen und Tätigkeiten des Forums auf Kreis- und Ortsebene. Das Forum in Großwardein verzeichnet derzeit über 500 Mitglieder.

Zur Kulturtätigkeit des Forums gehören zwei Tanzgruppen, ein seit 1990 bestehender Chor sowie weitere Clubaktivitäten. Zum Angebot des Forums gehören zudem auch Deutschkurse für Anfänger und Fortgeschrittene. Die Aktivitäten waren in den letzten beiden Jahren pandemiebedingt stark beeinträchtigt, bilanzierte der Vorsitzende des Kreisforums: „Aufgrund der Pandemie umfassten unsere Aktivitäten etwa zehn Prozent des Üblichen“, führte Norbert Heilmann weiter aus.

Die Stadt lebt von der Vielfalt

Konsulin Lochner fand dennoch lobende Worte für das multikulturelle Großwardein. „Eine kultivierte Stadt mit einer langen Tradition“, stellte sie fest. Die Stadt lebt von der Vielfältigkeit seiner Einwohner, viele von ihnen sind mehrsprachig. Das Miteinander der Menschen funktioniert trotz der Unterschiede vorbildlich, man respektiert sich in der Stadt gegenseitig.

Die deutsche Sprache hat sich darüber hinaus in der Region etabliert. „Das Interesse an der deutschen Sprache hier in der Region ist sehr groß“, bestätigten die Forumsvertreter. Es gibt viele Anfragen bezüglich der Deutschkurse. Die Region profitiere von der deutschen Schule und der deutschen Sprache. Unternehmen suchen nach gut qualifizierten, mehrsprachigen Personen. „Die meisten Absolventen des deutschen Lyzeums haben mittlerweile gut bezahlte Jobs“, erklärte der Vorsitzende des Stadtforums, der selbst Absolvent des deutschen Lyzeums ist.

Gesprochen wurde auch über die aktuelle Situation des Ukraine-Konfliktes und die Auswirkungen auf die Region. Norbert Heilmann bestätigte die große Solidarität der Menschen im Kreis. Insgesamt sind schon 20 Lastkraftwagen mit Hilfsgütern aus Großwardein Richtung der Grenzstadt Sighetu Marmației gestartet. Auch das Kreisforum hat bereits eine Spenden- und Hilfsaktion für die ukrainischen Flüchtlinge organisiert.

Nach den Gesprächen besichtigte die Konsulin noch die Räumlichkeiten des Forums. Am darauffolgenden Tag stand auch noch ein Besuch der deutschen Gemeinde Neupalota im Kreis Bihor auf dem Programm. Für Ende März sind bereits auch Besuche der Kreise Sathmar, Maramuresch und Salasch geplant.