„Epochenfestival” als Fortbildung in Mediasch

Schüler wurden zu Journalisten, Radioredakteuren und Schauspielern

„So, wie ihr da steht, werdet ihr auch bei der mündlichen Prüfung zum Deutschen Sprachdiplom stehen“, sagt Dr. Rolf Willaredt, Fachberater für Deutsch der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA). Die vier Mädchen aus der zehnten und elften Klasse haben gerade ihr Projekt zum Thema „Mediascher Kastell“ vorgestellt. An der Pinnwand hängen Texte auf Deutsch und Fotos, die die Mädchen bei ihrer Recherche geschossen haben. Im Publikum: die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Medienseminars „Epochenfestival”, das vor Kurzem am Zentrum für Lehrerfortbildung in Mediasch/Mediaş abgehalten wurde. Veranstalter war das Fachberater-Ehepaar Rolf Willaredt und Monika Nienaber-Willaredt.

Zum Auftakt des Seminars in Mediasch wurde Vincent Kammer, „kulturweit”-Freiwilliger an der Schulgruppe aus Oberwischau/Vişeu de Sus, mit einem Preis bedacht. Kammer hatte im März einen Film mit Jugendlichen auf Deutsch gedreht: „Jugendliche Träume”, den er für den Wettbewerb des „kulturweit”-Freiwilligenprogramms anmeldete.
Mehr als 50 Lehrkräfte und Schüler beteiligten sich an dem Seminar, das traditionsgemäß im November, immer zu einem anderen Thema, in Mediasch stattfindet. Dabei durften die Schüler und Lehrer unter Anleitung einiger Medienexperten erfahren, wie medienwirksame Beiträge entstehen und wie Unterricht anders – interessanter – verlaufen kann. Die Teilnehmer beteiligten sich, in Gruppen eingeteilt, an mehreren Führungen. Es ging zum Hermann-Oberth-Museum und zum Gas-Museum, es gab eine Führung durch die evangelische Margarethenkirche und eine durch die Stadt Mediasch. Dabei mussten die Schüler mit ihren Interviewpartnern vor Ort ins Gespräch kommen, Fragen stellen und Notizen machen. Zwei „Radio”-Gruppen nahmen die Gespräche auf und erstellten danach ein paar Radiobeiträge. Die beiden Gruppen, die sich mit dem Medium Zeitung befassten, schrieben einige Artikel, die demnächst auf der Jugendseite der ADZ zu lesen sein werden.

„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Schülerinnen und Schüler meistens unterfordert werden“, sagte Rolf Willaredt. Genau dies war der Grund, weshalb die Seminarteilnehmer in Mediasch absichtlich unter Druck gesetzt wurden. Nicht einmal einen Tag hatten sie Zeit, um ohne viel Vorwissen als Journalistinnen und Journalisten im Einsatz zu sein und danach Texte zu produzieren, die das Erlebte widerspiegeln und den journalistischen Regeln gerecht werden. „Ich habe gelernt, wie man keine langweiligen Artikel schreibt“, sagte Bianca Groza, Schülerin der 10. Klasse am deutschsprachigen Adam-Müller-Guttenbrunn-Lyzeum in Arad. Alexandra Tofan, Schülerin der elften Klasse am Deutschen Goethe-Kolleg in Bukarest: „Ich dachte, dass wir Übungen für die Prüfung zum Deutschen Sprachdiplom durchführen werden. Aber davon war keine Rede, es war sehr interessant, wir haben in Gruppen gearbeitet und auf Deutsch miteinander kommuniziert.“ Eine der Gruppen beschäftigte sich mit dem Thema „Schule damals und heute“ und inszenierte unter Anleitung des deutschen Schauspielers am Radu-Stanca-Theater in Hermannstadt/Sibiu, Daniel Bucher, eine kurze Aufführung. Eine andere Schülergruppe hatte den Auftrag, eine Projektmappe für das Deutsche Sprachdiplom zum Thema „Radio” zu erstellen, die in das Deutschlehrbuch für die 11. Klasse aufgenommen werden soll.

Zum Schluss präsentierten alle Teilnehmer ihre Ergebnisse und ernteten reichlich Beifall, denn das, was die Schülerinnen und Schüler schafften, hätten ihre Lehrkräfte nicht erwartet und womöglich nicht einmal sie selbst. Es waren sehr gute Beiträge, die in kürzester Zeit entstanden und die Sprachkompetenz der Schüler förderten. Eigentlich fand innerhalb des Seminars auch eine Art Prüfung zum Deutschen Sprachdiplom statt. Nur dass keinem der Schüler wirklich bewusst war, dass er gerade eine mündliche Prüfung absolviert hatte.