Erfahrungen färben und mit ihnen jonglieren

„Conceptar“ fördert Innovation und spielerische Kreativität

Raluca und Andrei in der Concepta“-Werkstatt
Foto: privat

„Wozu dient mir das?“, ist die allererste und allerwichtigste Frage, die sich die meisten Menschen stellen, wenn sie etwas unternehmen wollen. Der Haufen von Kompetenzzeugnissen ist im Berufsleben unerlässlich. Es sind vor allem intellektuelle Fähigkeiten, die nachgefragt werden. Sport oder gesunde Ernährung ist für jeden ein Muss. Der Alltag wird deshalb in Bruchteilen von Sekunden geplant. Dinge, die nicht multifunktionell sind, beschaffen sich die meisten kaum. „Wenn es mir nicht nutzt, dann existiert es nicht“, scheint das Motto des (schnelllebigen) modernen Menschen zu sein.

Deshalb ist es eine Überraschung, wenn man Leuten der anderen Art begegnet. Wie erfahrene Geschäftsleute reichen sie ganz professionell ihre Visitenkarten: Andrei Pascale zeichnet Geschichten und färbt neue Erfahrungen, Raluca Vasile jongliert mit Erfahrungen, Empfindungen und Ideen. So steht es schwarz auf weiß (und natürlich auch in bunter Schrift) auf ihren Visitenkarten. Raluca und Andrei spielen, das ist ihre Beschäftigung. Die Akkreditierung vom Landesrat für Erwachsenenbildung CNFPA (Consiliul Naţional de Formare Profesională a Adulţilor) bezeugt, dass sie Trainer sind. Zusammen arbeiten sie an ihrem Projekt über spielerische Kreativität: der Werkstatt „Conceptar“. Die angewandten Methoden sind von Raluca und Andrei gründlich dokumentiert und so gestaltet worden, dass sie sich optimal den Teilnehmern anpassen.

Die beiden schaffen einen Rahmen, in dem die Teilnehmer frei und erfinderisch spielen – es geht hierbei um das ursprüngliche Spielen, durch das Kinder neugierig die Welt entdecken. Der kreative Erwachsene ist das Kind in uns, meint Andrei. Die Teilnehmer an der Werkstatt werden ermutigt, ihre Kreativität zu entfalten. Ein während der Werkstatt eingeführtes Spiel soll das verdeutlichen: „Die Ideenmaschine“. Jeder Teilnehmer soll sich vorstellen, dass er Teil eines größeren Mechanismus ist und eine bestimmte Funktion erfüllt. Zweck des Spiels ist, dass die Maschine gut läuft und Ideen gesammelt werden. Die Teilnehmer müssen keine Regeln befolgen, dabei lernen sie ungeheuer viel und haben Spaß. Die Möglichkeiten, eine solche Maschine zu gestalten, sind unendlich. Nach der Werkstatt ist es für alle klar: Fantasielos ist man doch nicht, es gibt nur latent vorhandenes kreatives Potenzial, das noch nicht entdeckt oder genutzt wurde.

Die Teilnehmer der „Conceptar“-Werkstatt kehren zum ursprünglichen Zustand der Kindheit zurück und werden höchst kreativ und auch neugieriger. Die Wangenschmerzen vom ständigen Lächeln halten nur kurz an, die Freude und das seelische Gleichgewicht hingegen bleiben viel länger bestehen. Daher wird allen klar, dass Spielen ein inneres Bedürfnis ist. Raluca und Andrei scheinen sich dessen bewusst zu sein. Sie sind das Beispiel dafür, dass ein Leben entsprechend den inneren Bedürfnissen und daraus resultierender Motivation einen glücklich und letztendlich erfolgreich macht. Für sie ist „Conceptar“ ein Spiel, das für sie auch nur wenig ernster ist, als für die Teilnehmer. „Ich denke, wir werden nie auf das Spielen verzichten“, sagt Andrei leicht träumerisch.

„Conceptar“ hat auch ein Motto. Es lautet: „Wir fangen die Ideen im Fluge.“ Ihre Begründer haben rund um die Uhr eine spielerische Haltung, sind offen, Sachen zu entdecken, und stellen sich eine Vielfalt von Möglichkeiten vor. „Wir möchten bloß Innovation und spielerische Kreativität fördern, also sind wir sehr flexibel, weil wir das in sehr vielen Formen machen können”, erläutert der junge Mann.

Wenn sie über ihre Pläne sprechen, scheinen sie den Schlüssel zur Lebensfreude entdeckt zu haben, denn sie strahlen vor Glück. Die zukünftigen Projekte von Raluca und Andrei sehen die Erstellung von Innovationslabors vor, wo man im 3-D- Format drucken kann, und einer „Ludothek“ (lat. „Ludus“, Spiel), wo sich die Interessenten treffen können. Das Vorhaben von Raluca und Andrei enthält die Hauptelemente des sozialen Unternehmertums: Der anvisierte positive Wandel der Gesellschaft und dessen pragmatischer und langfristiger Charakter sowie die Innovation sind klare Zeichen eines solchen Projekts.

Ein optimaler Rahmen wird geschaffen, damit die Teilnehmer sensibilisiert werden und authentische Veränderungen herbeiführen, meinen die Projektleiter. Für Raluca und Andrei ist „Conceptar“ eine Möglichkeit, endlich Sachen nach ihren Vorstellungen zu machen. Besonders wichtig ist ihnen die Freiheit, ihre Ideen wollen sie ohne Kompromisse in die Tat umsetzen.
Seit Kurzem macht „Conceptar“ an zwei verschiedenen Orten weiter: Berlin und Bukarest. Raluca ist vor Kurzem nach Deutschland gefahren, wo sie neben der „Conceptar“-Werkstatt auch in einer Zirkusschule „spielt”. Das heißt, sie übernimmt dort Lehrtätigkeiten.