Eroberer ohne Land

Bei seinem Abschied von der Welt gab Christus den Aposteln den Auftrag: „Gehet hin in alle Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!“ Diesem Auftrag getreu gingen die Missionare alle Jahrhunderte hindurch in die weite Welt, um die Heiden zu Christus zu führen. Mit dem Kreuz in der Hand und mit dem von Christus inspirierten Opfermut im Herzen erfüllten sie diese Aufgabe.

In der Neuzeit schickten auch europäische Staaten, nicht Missionare, sondern Emissäre in die neuentdeckten Gebiete. Diese kamen zu den Ureinwohnern, nicht mit dem Kreuz, sondern mit Feuerwaffen in der Hand. Sie suchten die Eingeborenen, nicht wie die Missionare, mit Worten zu überzeugen, sie unterwarfen sie mit überlegener Feuergewalt. Den Ureinwohnern wollten sie nicht etwa Gutes bringen. Sie raubten ihre Bodenschätze und setzten sich in den fruchtbarsten Gebieten als Eigentümer fest. Jeder Aufstand der Ureinwohner wurde blutig niedergeschlagen. Engländer, Franzosen, Spanier, Portugiesen, Niederländer und auch Deutsche schufen mit Feuerwaffen ihre „Kolonien“. Das Deutsche Kaiserreich griff spät, erst 1854, zu. Namibia und das Hererogebiet wurden mit Gewalt besetzt und auch ausgebeutet. Bei Aufständen der Ureinwohner wurden schätzungsweise 65.000 Hereros und etwa 10.000 Nama getötet. Es war Völkermord! Nun will die Bundesrepublik die Ururenkel dieser Opfer irgendwie entschädigen. Besser spät als gar nicht.

Schlimm trieben es die Engländer in Indien, Afrika und Australien, die Franzosen in Afrika, die Spanier und Portugiesen in Süd- und Mittelamerika. Nicht nur Bodenschätze wurden geraubt, fruchtbare Gebiete entrissen, sogar viele Ureinwohner wurden als Sklaven ausgebeutet und sogar verkauft. Bei vielen europäischen Auswanderern in Nordamerika galt der Spruch: „Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer!“ So sehen die Zivilisationsfrüchte beutegieriger Nationen aus.

Welch ein gewaltiger Unterschied zwischen dem Wirken der Missionare der Kirchen und dem der Emissäre und Kolonisatoren der macht- und beutegierigen Nationen tut sich da auf! Die Missionare erweckten in den Ureinwohnern die Menschenwürde‚ brachten ihnen Seelenkultur bei und heilten als Ärzte auch ihre Krankheiten. Die Kolonialmächte raubten, plünderten und töteten Ureinwohner. Die Missionare brachten ihnen das Bewusstsein bei, dass sie gleichberechtigte Kinder Gottes seien, die Kolonisatoren sahen in ihnen nur ausbeutungswürdige Objekte und verachtenswerte Kreaturen.

Welche Früchte brachte das Wirken der Missionare hervor? Ein Bericht erhellt dies: Als die Trappisten das Land der Kaffern in Südafrika betraten, sahen sie nur finstere Urwälder mit Schlangen und wilden Tieren, reißende Wildbäche ohne Brücken, weite Flächen voll Dorngesträuch und Disteln, arme, übelriechende Kraale, unwissende und schmutzige Frauen, mordlustige Männer, fetischanbetende Kinder und Sklaven. Wie sah es nach ihrer Bekehrung aus? Gerodete Wälder, überbrückte Flüsse, geebnete Wege, breite Straßen, freundliche Häuser, Schulen und Kirchen; drinnen gesittete Menschen, fröhliche Kinder, fleißige und geschickte schwarze Arbeiter, fromme Eltern. Aus diesen Menschen waren fromme Christen geworden. So sahen die Früchte christlicher Mission aus.

Ein geradezu in die Augen springender Beweis vom Segen christlicher Mission ist das Wirken der Mutter Teresa und ihrer Mitschwestern. Sie nennen sich „Missionarinnen der Nächstenliebe“. Zunächst nahmen sie sich in Kalkutta der Ärmsten der Armen an: Der Leidenden und Sterbenden auf den Straßen. Mit ihrem Einsatz suchten sie den Verlorenen letzte Liebe auf Erden zu erweisen und ihnen die Tür zu Gott zu öffnen. Ein Mann, mit Maden bedeckt, den Mutter Teresa auf der Straße auflas, sagte: „Ich habe wie ein Tier auf der Straße gelebt, aber nun werde ich wie ein Engel sterben, geliebt und umsorgt!“ Das haben Abertausende an sich erfahren und werden es auch weiterhin in vielen Ländern erfahren. Welche Löhne erhalten sie dafür? Sie sind „Dienerinnen ohne Lohn“! Die Missionare erobern keine Länder, sondern Menschen, nicht mit Feuerwaffen, sondern mit der „Frohbotschaft Christi“. Sie sind „Eroberer ohne Land“!