„Festivals sind zum Trend geworden“

Empfehlungen für Festivals rund um das Jahr

Bogdan Munteanu und seine beiden Kolleginnen bei „Electric Castle“, einem der größten Musikfestival des Landes | Foto: privat

Das „Culmea“-Festival zur Umwelt schließt auch Kinder ein. | Foto: Culmea Festival

Der Sommer ist DIE Gelegenheit zu reisen, an Konzerten in den Bergen teilzunehmen oder Filme am Meeresstrand zu sehen. Das Angebot an Festivals und Kulturveranstaltungen im Land ist sehr groß, sodass man manchmal die Qual der Wahl hat. Die Plattform „Zile și Nopți” (Tage und Nächte) bietet einen Überblick über all die Festivals und Veranstaltungen in Groß- und Kleinstädten sowie in Dörfern: von Bukarest, über Temeswar/Timișoara, Drobeta-Turnu Severin und Konstanza über Birthälm/Biertan, Viscri/Deutsch-Weißkirch, Târgu Ocna, Homorăciu (Prahova) bis hin zu Darabani (Botoșani) oder Corcova (Mehedinți).  Ob Kunst-, Musik- oder Filmfestivals, Food- oder Lifestyle-Ereignisse, es ist für jeden etwas dabei.

Wer nicht sicher ist, welche Events lohnenswert sind, kann auf Empfehlungen zurückgreifen. Die wohl größte Plattform dafür, „Zile și Nopți”, bietet seit rund einem Jahrzehnt auf zilesinopti.ro Tipps. Es gibt aber auch Begeisterte, die mit Freunden zu zahlreichen Festivals gehen und auf ihren Internetseiten, Blogs oder in den sozialen Medien darüber berichten. Einer davon ist Bogdan Munteanu. Er kennt die meisten Festivals aus erster Hand. Seit Jahren fährt er zu unterschiedlichsten Events und stellt sie auf seiner Webseite munteanurecomanda.ro (Munteanu empfiehlt) und in den sozialen Medien vor. Nachdem er vor sieben Jahren seine Arbeitsstelle in einem Unternehmen gekündigt hat, hat er begonnen, Kulturereignisse zu organisieren und ist jetzt Manager mehrerer Musiker und Bands, darunter auch „Omul cu Șobolani”, Corina Sîrghi oder „Moonlight Breakfast“. Im Frühjahr dieses Jahres hat er sich entschieden, alle Festivals, die es zwischen April und Oktober im Land gibt, vorzustellen. Allerdings mit Unterstützung zweier Kolleginnen, die jene besuchen, die er selbst nicht schafft. „Die Anzahl der Festivals steigt Jahr für Jahr. Es gibt immer mehr auch kleine, nette Festivals in unterschiedlichen Kreisen und viele davon bieten nicht nur Film, Theater, Musik oder Tanz an, sondern ein bisschen von allem, auch Debatten und Vorlesungen”, bemerkt der Mittdreißiger. Eine lange Liste mit den Festivals, die vom Frühling bis zum Herbst stattfinden, sind auf seiner Webseite zu finden.

Welche Veranstaltungen man für das nächste Jahr bereits einplanen sollte und was Munteanu für die nächste Zeit empfiehlt, ist hier zusammengefasst.

Festivals mit allem drum und dran

Das bereits bekannte TIFF, Transilvanian International Film Festival in Klausenburg/Cluj-Napoca, das jährlich zu Sommeranfang abläuft, verpasst Munteanu nie. Außer den Streifen gibt es Treffen mit Filmemachern, Regisseuren, Schauspielern von nah und fern, Performances, Konzerte, Partys und Überraschungen. „Ich mag es, auf Festivals zu gehen, wo ich ein breites Angebot habe”. Diese Vielfalt an Events hat auch den Vorteil, ein vielseitigeres Publikum anzuziehen, das dort Interesse auch für andere Zweige der Kultur entwickeln kann.

„Ich ziehe Festivals vor, die sich außerhalb der Stadt abspielen, damit ich der Betonwüste entkommen kann”, begründet der Manager seine Vorliebe für das beliebte „Jazz Festival“ in Gărâna, im Kreis Caraș-Severin, das gewöhnlich Juli stattfindet oder das „Anonimul”-Filmfestival im Donaudelta, das vor Kurzem beendet wurde. Sie bringen die Fans inmitten der Natur zusammen, um gute Filme und Musik zu genießen, tolle  Menschen zu treffen, schöne Gegenden zu sehen und einfach zu entspannen.

Bogdan Munteanu liebt seinen Job. Und er versucht, bei jedem Festival, das er besonders mag, mehrere Tage zu verbringen und live zu berichten. „Es gibt viele Leute, die sich in letzter Minute entscheiden, ihr Wochenende außerhalb der Stadt zu verbringen und dann hilft so eine Empfehlung.“

Eine Garantie für Qualität

„Festivals sind zum Trend geworden und die Leute wählen eher Veranstaltungen, die im Rahmen eines Festivals stattfinden, statt jene, die an einem einzelnen Tag oder Wochenende irgendwo organisiert werden”, erklärt Bogdan Munteanu. Allein das Wort Festival ziehe Menschen an und biete eine gewisse Garantie für Qualität. Munteanu sieht zwar in manchen Fällen Probleme bei den Veranstaltungen, der Organisation, dem Angebot, ist aber zuversichtlich, dass der Boom der Feste sich mit der Zeit wieder zurechtschrumpfen wird, sodass nur die besten erhalten bleiben. „Dieser Trend kommt aus dem Ausland und ist bei uns erst einige Jahre später eingetroffen.” Insbesondere im Bereich der Nachhaltigkeit der Festivals sei in Rumänien noch sehr viel nachzuholen, meint er. „Es wird sehr viel verschwendet bei großen Ereignissen, es gibt viel Plastik, der Transport ist nicht gesichert, das heißt, man kann nicht mit dem Bus oder Fahrrad dorthin gelangen, sodass die Leute mit dem eigenen Auto kommen müssen”, bedauert er. So wie langsam, aber sicher immer mehr Rücksicht auf die Umwelt genommen wird, bedenken viele Veranstalter auch, ihr Programm für Familien mit Kindern anzupassen. Denn oft sind Konzerte, Debatten oder Tanzvorführungen nur für Erwachsene zugänglich, sodass Eltern mit kleinen Kindern viel verpassen. 

Für Familien

Doch die Anzahl der Festivals, die die Kinder in ihr Programm einschließen, steigt. Es gibt entweder Spielecken oder gar eigens für sie errichtete Spielplätze, meist unter Aufsicht der Veranstalter. Beim Musikfestival „Electric Castle“, einem der größten des Landes, das Mitte Juli am Banffy-Schloss in Bonțida (Klausenburg) läuft, sind auch Kinder willkommen, ebenso wie bei „Summerwell” in Buftea (Ilfov). „Hier haben die Veranstalter während der Konzerte Kopfhörer für Kinder bereitgestellt, in denen sie Musik für ihr Alter anboten, während ihre Eltern die Musiker live auf der Bühne hörten, aber die Kinder dabei hatten”.

Auch beim „Camper Van Fest“, das ebenfalls Mitte August stattfindet,  geht es kinderfreundlich zu. Wohnwagen- und Wohnmobil-Begeisterte können ihre Sprösslinge in Rosenau/Râșnov (Kronstadt) frei spielen lassen, während sie Ideen für Reisen austauschen. Ein weiteres Festival, das sehr kinderfreundlich ist und sogar ein Extra-Programm für Kinder bietet, ist das „Waha“-Festival. Dieses hat Anfang dieser Woche seine 10. und auch letzte Ausgabe abgeschlossen und in einem Wald im Kreis Covasna, wo kein Internetempfang ist, Tausende im Namen der Freude am Sein und Zusammensein versammelt. Sie haben gemeinsam Musik gehört, gesungen, getanzt und gespielt sowie verschiedene Methoden für ein besseres Wohlbefinden erlernt und ausprobiert. Bei „Waha Kids” konnten die Kleinen mit Naturmaterialien basteln, aber auch tanzen und Musik machen. 

Ein weiteres Festival, das bei Kindern sehr gut ankommt und keinesfalls verpasst werden sollte, ist das „Lynx Film Festival”, das am ersten Juniwochenende in der Zinnenstadt Naturliebhaber zusammenbringt. Sogar Vorschüler haben spannende Dokumentarfilme über Tiere, Pflanzen oder Insekten verfolgt und bei den Diskussionen nach den Vorführungen sehr neugierig dazu gefragt.

Für junge Menschen mit kleinem Budget

„Festivals, wo man zelten kann, sind immer gut”, meint Bogdan Munteanu. Geringe Übernachtungs- und Verpflegungskosten ermöglichen es nämlich auch jungen Leuten, etwa Studenten ohne große finanzielle Möglichkeiten, sich am Kulturangebot zu erfreuen. Für den nächsten Sommer sind „Out of Doors” in Costinești zu beachten, ein Festival für Rock und elektronische Musik, sowie „Posada Rock” in Câmpulung, „die auch finanziell sehr zugänglich sind”, sagt Munteanu.

Für Senioren

„Ich habe bemerkt, dass die Jazz-und Blues-Festivals sehr gut auch bei den älteren Zuschauern ankommen”, meint Bogdan Munteanu. Das „Jazz & Blues Festival Kronstadt”, das vergangene Woche Abertausende vor mehreren Bühnen versammelt hat, ist eines der Festspiele, das alle Alterskategorien anspricht. Für Kinder sind abwechslungsreiche Veranstaltungen vorbereitet, das Programm richtet sich aber auch an Jugendliche und Erwachsene, wobei Senioren die Musik ihrer Jugend finden können.

Indoor im Herbst

Der September beginnt mit „Undercloud” in Bukarest, einem Festival für unabhängiges Theater, das kulturelle Erfahrungen, Treffen mit bedeutenden künstlerischen Persönlichkeiten und verschiedenste Vorführungen verspricht. Das Publikum kann sich an Theatervorführungen aus Hermannstadt/Sibiu, Klausenburg oder Jassy erfreuen, sowie an Auftritten von Ada Milea, Maia Morgenstern oder Ofelia Popii. Das Festival sieht auch Tanzvorführungen vor und Lesungen der Poeten Ligia Keșișian, Iulian Tănase oder Cosmin Perța.

Im Oktober steht das Animationsfilm-Festival „Animest” auf dem Programm. Zwischen dem 4. und 13. Oktober werden Zeichentrickfilme rund um das Thema „Stadt” gezeigt und mit Filmemachern und Künstlern besprochen, besondere Veranstaltungen wie Konzerte sind auch angekündigt. Die Filme sollen zum Nachdenken einladen und vielleicht dazu verhelfen, in der Stadt eine gewisse Freude an der Gemeinschaft zu finden.

Empfehlungen für den restlichen Sommer

Für dieses Wochenende empfiehlt der Festivalkenner die „Abende des rumänischen Films” in Jassy/Iași, die auch Debatten, Musik und Partys einschließen. „Momente de Ogradă“ öffnet seine Tore am ersten Septemberwochenende, vom 6. zum 8. September, in Merișani (Argeș), wo Interessenten ihr Backtalent und rumänische Gerichte ausprobieren können. Konzerte, eine Fotoausstellung und eine Lesung stehen auf dem Programm. 

Derzeit ist Munteanu in Hermannstadt, bei „Focus in the Park” im Erlenpark/Parcul Sub Arini, das bis diesen Sonntag, dem 25. August, alternative Musik im Freien anbietet. Goran Bregovic & His Wedding and Funeral Orchestra zählen zu den auftretenden Künstlern.

Tipp von Munteanu

„Ich empfehle den Leuten, auf Festivals verantwortungsbewusst zu handeln und Spaß zu haben. Wenn man schon seine Freizeit auf einem Festival verbringt, sollte man mit der richtigen Einstellung hingehen, sich wohlfühlen und die Erfahrungen zu Hause mit Freunden teilen, vielleicht Bands, Künstler und Orte weiterempfehlen.” Die herrlichen Landschaften und Dörfer im Land können dank der Festivals auch bekanntgemacht werden. Informationen zu den jeweiligen Festivals gibt es auch direkt auf den Internetseiten oder Facebook-Seiten der Festivals.