Freiwillig „eierlegende Wollmilchsäue“ für Kirchenburgen gesucht!

„Ambulanța pentru Monumente“ möchte 2022 nach Galt, Abtsdorf, Radeln und Hamruden

Die Kirchenburg von Alzen/Alțîna, woher auch Architekt Eugen Vaida selbst stammt
Fotos: Wikimedia

Auch die Kirche von Felldorf/Filitelnic im Kreis Muresch gehört zu den Projekten von „Ambulanța pentru Monumente“.

Architekt Eugen Vaida aus Alzen/Alțîna im Harbachtal/Valea Hârtibaciului im Kreis Hermannstadt weiß genau, wie schwierig es aktuell in Rumänien ist, Experten zu finden, die sich im Auftrag staatlicher Behörden kompetent um sachgerechten Umgang mit gefährdeten Kulturgütern verdient zu machen bereit sind. Die Verwaltungs-Leitstelle des Kulturministeriums (Direcția Județeană de Cultură, DJC) im Kreis Hermannstadt/Sibiu, zu deren Geschäftsführung noch keine geeignete Person berufen werden konnte, liefert einen recht schlagenden Beweis für den allgemein herrschenden Fachkräfte-Mangel. 
Bert Ludwig aus Berlin, Direktor des in Weimar ansässigen Vereins „European Heritage Volunteers“, teilt die Meinung von Eugen Vaida und bestätigt, wie auch der Vorsitzende des im Jahr 2016 gegründeten Vereins „Ambulanța pentru Monumente“, dass „eierlegende Wollmilchsäue“ schwer zu finden sind.  Habe man aber endlich einmal welche gefunden, sei es „sehr wichtig, sie zu pflegen.“
Etwa fünfzig Zuhörende loggten sich am vergangenen Dienstag, den 2. November, in das Kirchenburgen-Gespräch um 20 Uhr rumänischer Ortszeit ein, zu dem die Stiftung Kirchenburgen der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR) online eingeladen hatte. 

Ruth István, Stiftungs-Referentin für Fachtourismus und Öffentlichkeitsarbeit, Philipp Harfmann als Geschäftsführer der Stiftung und EKR-Referent für Öffentlichkeitsarbeit Stefan Bichler lagen erwartungsgemäß richtig mit dem Tipp, Eugen Vaida und Bert Ludwig als Gäste in das Boot des Kirchenburgen-Gesprächs unter dem Motto „Freiwillige vor“ zu holen. 

Die Heimatortsgemeinschaften (HOG) der Dörfer Großau/Cristian, Hamruden/Homorod, Holzmengen/Hosman, Schönberg/Dealul Frumos, Kirtsch/Curciu, Großpold/Apoldu de Sus, Dobring/Dobîrca, Deutschkreuz/Criț, Neithausen/Netu{, Abtsdorf/Apo{, Scharosch bei Fogarasch/Șoarș, Seligstadt/Seliștat und des Repser Ländchens waren durch mindestens je eine zuhörende Person im Teilnehmer-Feld auf der digitalen Plattform Zoom vertreten. Zugeschaltet war auch Phoenix-Projektleiter Georg Fritsch aus Felldorf/Filitelnic.

Rettung und ein nicht zu knapper Bildungsfaktor lauten die beiden großen Stichworte freiwilligen Handanlegens an vielen baufälligen siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen. Bert Ludwig betont, dass sie nicht gegeneinander ausgespielt zu werden brauchen, sondern einander durchaus ergänzen. 

„Jeder hat einen Platz in der ,Ambulanța´“, ermutigt Eugen Vaida, dessen Verein bereits die Zahl von 400 Freiwilligen erreicht hat. Längst nicht alle von ihnen sind gestandene oder noch in Ausbildung stehende Experten. Denn auch für fachlich unqualifizierte Hilfskräfte falle an jedem neuen Ort stets Arbeit genug an, sei es die Reinigung eines Daches oder das Abladen von Steinen und weiteren Baumaterialien aus einem LKW. 

Und dem Chef-Rettungssanitäter der „Ambulan]a pentru Monumente“ schwebt das hehre Ziel vor Augen, nicht allein die Eliten, sondern auch die breite Bevölkerung für das Kulturerbe von Region und Land zu sensibilisieren. Anfang September verpasste Eugen Vaida es um ein Haar, als Mitglied in Rumäniens Nationaler Kommission für die UNESCO aufgestellt zu werden. Er war Ende August von der USR-PLUS dafür vorgeschlagen worden, die sich jedoch erbost aus der letztlich gescheiterten Regierungskoalition zurückzog.