Fulminantes Konzert des Nationalen Jugendorchesters Rumäniens in Berlin

In der Reihe „YOUNG EURO CLASSIC“ begeisterte dieses Orchester im Konzerthaus in Berlin am 7. August 2021

Dirigent Cristian Mandeal und sein Orchester erhielten nach dem Konzert Standing Ovations des Publikums im Konzerthaus.
Fotos: der Verfasser

Der Große Saal bietet im Parkett und den zwei Rängen rund 1500 Zuschauerinnen und Zuschauern Platz und ist eine vergrößerte Adaption des ursprünglichen Konzertsaals. Er gehört akustisch zu den besten symphonischen Konzertsälen der Welt.

Das ehemalige „Königliches Schauspielhaus“ wurde in den Jahren 1818 bis 1821 von Karl Friedrich Schinkel erbaut. Im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, wurde es von 1976 bis 1984 außen originalgetreu und innen in historisierender Form als Konzerthaus wiederhergestellt, nachdem 1976 die SED-Führung beschloss, den seit 1950 „Platz der Akademie“ genannten Gendarmenmarkt zu einem „geistig-kulturellen Zentrum der Kunst und Wissenschaft“ zu rekonstruieren. Hier konnte das Publikum die Konzerte der diesjährigen Ausgabe der YOUNG EURO CLASSIC live mitverfolgen.

Endlich, nach einjähriger Unterbrechung bedingt durch die Pandemie, findet das Festival „YOUNG EURO CLASSIC“ wieder statt. Dieses Festival wurde 2000 vom „Deutschen Freundeskreis europäischer Jugendorchester e.V.“ ins Leben gerufen. YOUNG EURO CLASSIC ist ein ganz besonderes Format für Jugendsinfonieorchester mit klassischem und zeitgenössischem Repertoire. 

In der über 20-jährigen Geschichte ist es zu einer großen Plattform für die besten jungen Orchestermusikerinnen und -musiker aus der ganzen Welt gewachsen. In diesem Jahr findest es vom 30. Juli bis zum 15. August mit 20 Veranstaltungen statt, traditionsgemäß gestaltet auf hohem Niveau mit Künstlerinnen und Künstler aus einer Vielzahl von Ländern wie etwa Rumänien, Frankreich, Schweden sowie Österreich.

Jugendorchester Rumäniens zum 5. Mal im Konzerthaus in Berlin 

Obwohl die Geburt des Nationalen Jugendorchesters Rumäniens erst 13 Jahre zurück liegt, zählt es bereits zu einem der besten Orchester Rumäniens. Kenner meinen: Sogar zu den besten überhaupt. Mit Standing Ovations bekundeten die Besucher des Konzerthauses im Herzen Berlins am 7. August ihre Begeisterung für die jungen Musikerinnen und Musiker zwischen 18 und 28 Jahren, die nicht vom Notenblatt stoisch abspielen, sondern mit Herzblut und sichtbarer Freude spielen, deren Funken zum Publikum überzuspringen und mitzureißen vermögen.

Ein Ausdruck der hohen Wertschätzung des Orchesters ist auch die mehrfache Einladung zum George Enescu-Festival in Bukarest und Gastspiele etwa in Rom, Paris und Wien sowie Istanbul, zudem zu Festivals im italienischen Ravello. Nicht zuletzt spricht für die hohe künstlerische Qualität dieses Jugendorchesters, dass es seit seiner ersten Teilnahme 2012 jetzt das 5. Mal am YOUNG EURO CLASSIC teilnimmt. Gegründet wurde das Nationale Jugendorchester Rumäniens 2008 auf Initiative des Cellisten Marin Cazacu als künstlerisches und pädagogisches Programm mit dem Ziel, die talentiertesten jungen Musikerinnen und Musiker zu Instrumentalisten in einem Sinfonieorchester auf hohem Leistungsniveau zu fördern und auszubilden.

Die außerordentliche hohe Qualität basiert in hohem Maße auf der systematischen Aufbauarbeit des international erfahrenen Dirigenten Cristian Mandeal (Jahrgang 1946) in Teamarbeit mit der Crew des Orchestermanagements sowie Marin Cazacu. In deren Arbeitsmittelpunkt stehen nicht nur die Vermittlung des handwerklichen Know-hows, sondern auch von Motivation und Begeisterung für die klassische Musik an alle im Orchester. Der Dirigent Cristian Mandeal absolvierte ein Studium an der Musikakademie in Bukarest und vervollständigte dann seine Ausbildung bei Herbert von Karajan in Berlin und Sergiu Celibidache in München. Von 1987 bis 2009 wirkte er als Chefdirigent und Generalmusikdirektor der Bukarester Philharmonie. 

Konzerte erstmals Open Air inmitten historischer Kulisse

Dass die Begeisterungswellen so hoch schlugen, überraschte nicht, gastierte das Nationale Jugendorchester Rumäniens doch bereits 2012, 2014, 2018 und 2019 im Rahmen der Reihe „YOUNG EURO CLASSIC“ in Berlin, wo es die Besucher im vollbesetzten Konzerthaus begeisterte und Vorfreude auf das abermalige Gastspiel der jungen Künstlerinnen und Künstler am 7. August weckte – und auch diesmal nicht enttäuschte. Allerdings konnten bei weitem nicht alle Kartenwünsche der Festspielfans erfüllt werden: Ein Großteil der Sitze im Konzertsaal muss wegen noch geltender Corona-Abstandsregeln unbesetzt bleiben. Kurzerhand hat die Festivalleitung in diesem Jahr deswegen einen Teil des Gendarmenmarktes vor dem Konzerthaus in eine Open-Air-Bühne umgewidmet, wo Liebhaber sinfonischer Musik dank der Übertragung des Konzertes aus dem Saal auf einen riesigen Videobildschirm dennoch die Möglichkeit erhalten, am Konzertgeschehen live teilzunehmen – und zwar inmitten historischer Kulisse auf dem geschichtsträchtigen Gendarmenmarkt mit dem Deutschen und Französischen Dom sowie dem imposanten Konzerthaus im Blick.

So ist es auch 7. August abgelaufen, als das Nationale Jugendorchester Rumäniens im Konzerthaus und virtuell Open Air auf dem Gendarmenmarkt live gastierte. Wie jedes Konzert in der Reihe „YOUNG EURO CLASSIC“ wurde auch das Konzert des rumänischen Jugendorchesters mit der „Young Euro Classic festival hymn“ eröffnet. Dem folgten Stücke von Constantin Silvestri sowie von Dimitri Schostakowitsch und Robert Schumann unter Leitung des Dirigenten Cristian Mandeal, bejubelt vom Publikum. 

Publikumsliebling: Pianist Daniel Ciobanu

Zum Publikumsliebling des Konzertabends avancierte der 30-jährige Pianist Daniel Ciobanu, der virtuos und mit Professionalität brillierte. Daniel Ciobanu ist ein international gefeierter Künstler, der in einer Vielzahl bedeutender Konzertsäle für Liebhaber klassischer Musik gastierte, etwa in der Carnegie Hall New York, und Preisträger verschiedener internationaler Klavierwettbewerbe. Gerade bei seinen Solo-Einlagen am dunklen Bechstein-Flügel, kontrastiert durch seine weiße rumänische Trachtenbluse, zog es die Blicke des Publikums umso mehr in den Bann des Pianisten, der es mit seinem virtuosen Spiel verstand, mit der Magie der Musik die Seelen der Menschen zu berühren, zu Ovationen zu animieren. Für die großartige Gesamtleistung des Nationalen Jugendorchesters Rumäniens unter dem Dirigenten Cristian Mandeal bedanke sich das Publikum mit Standig Ovations und Bravo-Rufen. Nach mehreren Zugaben dann der Abschied, aber mit der Gewissheit auf ein Wiedersehen. La revedere!

Im Anschluss an das Konzert fand in der rumänischen Botschaft ein Empfang für das Jugendorchester statt, wo dem Dirigenten Cristian Mandela und dem Pianisten Daniel Ciobanu sowie den Musikerinnen und Musikern Dank und Anerkennung für die großartige Teamleistung ausgesprochen wurde. Als Kooperationspartner des Veranstalters fungierte das Rumänische Kulturinstitut Berlin. 

Young Euro Classic befördert mit seinen Orchestern aus aller Welt die Wertediskussion. Das Orchester als utopisches Miteinander, als Gesellschafts- und Gemeinschaftsmodell der Teilhabe: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Hier wird auf höchstem Niveau von jungen Musiker_innen das gepflegt, was die europäische Orchesterkultur seit Jahrhunderten auszeichnet, nämlich ihre grenzüberschreitende und integrative Funktion – im Zeichen von Begegnung, von Austausch, von einem Miteinander in friedlicher Koexistenz. In diesen krisenhaften Zeiten sind diese Werte – in Europa und weltweit – eine wichtige Botschaft. (young-euro-classic.de)