Geoblocking: „Kein Zugriff“

Minderheiten-Dachorganisation FUEN sitzt mit Film- und Fernsehindustrie an einem Tisch

Symbolbild: pixabay.com

(Pressemitteilung der FUEN)

Es ist ein Ärgernis: Während man sich auf Reisen (wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht) oder in Onlineshops gefühlt grenzenlos durch Europa bewegen kann, fällt beim Zugang zu Fernsehangeboten oft die Länderschranke – „kein Zugriff“, heißt es dann, oder das Angebot steht gar nicht zur Auswahl. 

Dahinter steckt das sogenannte Geoblocking: Multimedia-Inhalte im Internet sind meist nur innerhalb der Grenzen eines Landes zugänglich. Wer in Dänemark den „Tatort“ in der Mediathek streamen möchte, schaut in die Röhre. Auch bei kostenpflichtigen Plattformen wie Netflix ist das Angebot je nach Land extrem unterschiedlich: Während etwa Zuschauer in Deutschland Zugang zu 43,1 Prozent der in der EU verfügbaren Filme haben, sind es in Slowenien nur 0,3 Prozent. Technisch funktioniert das über die IP-Adresse, welche Nutzerinnen und Nutzern wie eine Postanschrift einem Land zuordnet. Wählt man sich aus dem „falschen“ Land ein, greift die Sperre. 

Das ist problematisch für alle mehrsprachigen Menschen, die gern Medien in einer anderen als ihrer Muttersprache konsumieren, vor allem aber für Angehörige nationaler Minderheiten: Sie sprechen häufig eine Sprache, die in einem anderen europäischen Land die Mehrheitssprache ist. 

Da ihre Bevölkerungsanzahl innerhalb ihres Landes oft zu gering ist, um eine vollwertige eigene Medienlandschaft aufzubauen, sind diese Menschen auf die Medien der Länder angewiesen, die dieselbe Sprache sprechen. Ohne Zugang zu deren audiovisuellen Inhalten ist es für Angehörige nationaler Minderheiten sehr schwierig, ihre Muttersprache und Kultur zu bewahren und weiterzuentwickeln. 

Aus diesem Grund hat sich der Minderheiten-Dachverband FUEN, die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten, bereits vor Jahren im Rahmen der Minority SafePack-Initiative dafür eingesetzt, dass der grenzüberschreitende Zugang zu audiovisuellen Inhalten verbessert wird. 

Nun kommt aber endlich Bewegung in die Sache: Die Europäische Kommission hat einen Stakeholder-Dialog ins Leben gerufen, die sich bei mehreren Treffen bis März 2022 mit Möglichkeiten einer Liberalisierung des Zugangs zu audiovisuellen Inhalten befassen soll. Konkret geht es dabei um die audiovisuelle Unterhaltung – vor allem Video-Streaming sowie den Zugang zu Online-Inhalten der TV-Sender. Das Ergebnis des Dialogs zwischen Interessenvertretern aus der Film- und Rundfunkindustrie und Verbänden der Zivilgesellschaft soll nach Angaben der EU-Kommission sein, „mögliche spezifische Ziele zu definieren, um die Verbreitung audiovisueller Werke in der EU zu erhöhen“. 


  • Innerhalb der EU werden europäische Filme im Durchschnitt in drei Länder exportiert.
  • Im Durchschnitt sind nur 14 Prozent der Filme in den Video-on-Demand-Diensten eines Mitgliedslandes verfügbar.
  • Eurobarometer-Umfrage: Mehr als ein Drittel der Internetnutzer sind an einem grenzüberschreitenden Zugang zu audiovisuellen Inhalten interessiert.

Quelle: Bericht der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen über die erste kurzfristige Überprüfung der Geoblocking-Verordnung (2020)