„Haltet den Kopf hoch und seid glücklich!“

Feierliche Überreichung der Abiturzeugnisse bei der Deutschen Spezialabteilung

Die Klasse 12 B des Goethe-Kollegs

Die Klasse 12 C des Goethe-Kollegs | Fotos: die Verfasserin

Die Absolventinnen und Absolventen des Jahrgangs 2024 aus den Klassen 12 B und C der Deutschen Spezialabteilung (DSA) am Deutschen Goethe-Kolleg Bukarest haben am Monatsanfang ihre lang ersehnten Abiturzeugnisse im feierlichen Rahmen überreicht bekommen. Der bewegenden Abiturfeier im Festsaal des Crowne-Plaza-Hotels haben Vertreterinnen und Vertreter der Schulleitung, des Bildungsministeriums, der Schulaufsichtsbehörde, der Deutschen Botschaft, des Demokratischen Forums der Deutschen in Bukarest (DFDB) sowie die Lehrkräfte und Eltern der zu Feiernden beigewohnt. Für die musikalische Umrahmung sorgten die jüngeren Mitschüler aus der 11. Klasse, Erika, Ștefan und Nick (klassische und elektrische Gitarre).

Elmar Wulff, der Leiter der Deutschen Spezialabteilung, begrüßte alle Gäste zum Auftakt der Abiturfeier. Er hob unter anderem die gute Zusammenarbeit zwischen dem Vorstand des Goethe-Kollegs und der deutschen Leitung der Spezialabteilung hervor und übergab das Wort seinem Amtskollegen Sebastian Stoica.

Der seit diesem Frühjahr amtierende neue Leiter des Goethe-Kollegs bedankte sich bei den deutschen und rumänischen Lehrkräften, die einen großen Beitrag zum Erfolg der Abiturienten geleistet haben, für ihr Engagement und ihre Leidenschaft. Direktor Sebastian Stoica sprach über die doppelte Bedeutung des Abiturs als Zeichen der schulischen Errungenschaft, Symbol persönlicher Entwicklung und Reife. Er riet den Absolventen: „Vergesst aber nie die Werte, die ihr hier am Deutschen Goethe-Kolleg gelernt habt: Respekt, Verantwortung und Integrität. Diese sind nicht Schlagworte, sondern Leitlinien, die euch durchs Leben führen sollen. Egal welchen Weg ihr einschlagt, haltet an diesen Prinzipien fest!“ Direktor Stoica regte die Absolventen noch an, mit Zuversicht und Begeisterung in die Unijahre zu gehen, aber auch ihre alte Schule, die ehemaligen Lehrerinnen und Lehrer, immer wieder mal zu besuchen sowie ihre jüngeren Kolleginnen und Kollegen zu begrüßen.

Max Goldbeck und Bene-dikt Festring, Klassenlehrer der 12 B, beziehungsweise der 12 C, verliehen die Preise für besonders gute Ergebnisse im bereits beendeten Schuljahr. 

Prinzipien und Ratschläge

Monica Florescu, Elternsprecherin der 12 B, erwies sich in ihrer Rede als gute Kennerin der Teens, die sie auch persönlich begleitet hatte. Der Schulabschluss stelle die Krönung ihrer 12-jährigen harten Arbeit und einen Moment der Besinnung dar, welches das Ende einer Etappe und den Anfang von etwas Neuem markiere, gab sie den Abiturienten zu verstehen. Für ihren weiteren Lebensweg teilte sie ihnen zehn Ratschläge mit, die sie selbst als Teenager hätte bekommen wollen, aber erst später erfahren hat.

Als nächster Redner beschrieb Theodor Ricman, Elternsprecher der 12 C und selbst ein „Produkt“ der Deutschen Spezialabteilung, diese als „Lunge des Deutschen Goethe-Kollegs“ in Bezug auf die deutsche Sprache. Er bedankte sich bei den Lehrkräften: „Sie waren echte Schmerzensgenossen und Mentoren – offen, hilfsbereit, freundlich aber ernst, streng, jedoch warm – und  haben den Schülern neben Kenntnissen auch Ordnung beigebracht.“ Den Abiturienten legte er abschließend ans Herz:„Freut euch auf alles, was auf euch zukommt, lasst eure Träume nicht los! Gießt eure Freundschaften wie feine Blumen, sie gehören zu euren Wurzeln.“ 

Weiter ergriff Christian Plate, Gesandter der Deutschen Botschaft, das Wort. Er pries zunächst  das Engagement von Christiane Cosmatu  für die DSA, u. a. ehemalige Unterstaatssekretärin für interethnische Beziehungen an der Regierung Rumäniens, bis März dieses Jahres Vorsitzende des DFD Bukarest, wofür er 2022 die Ehre hatte, ihr das Bundesverdienstkreuz zu überreichen. 

Das Goethe-Kolleg und die Spezialabteilung seien, so Plate, ein besonderes Netzwerk. „Es ist unglaublich beeindruckend, wie viele Leute aus dem Bildungsministerium, dem Kulturbereich und der Wirtschaft diese Ausbildung absolviert haben, die auch Sie genossen haben“, gestand er den Abiturienten mit Begeisterung. „Ich bin mir sicher, wenn ich in ein paar Jahren schauen werde, was aus Ihnen geworden ist, werde ich genauso beeindruckt sein“, ergänzte er. Auch über die vielen Türen, die ihnen mit diesem Abiturzeugnis offen stehen, darunter Studienangebote im In- und Ausland, das Erasmus-Programm, die Austausch-Programme und Stipendien des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), erzählte er ihnen.

Im Namen des Bildungsministeriums sprach Dr. Alexandru Szepeși, Leiter des Amtes für das Minderheitenschulwesen, über einige Tugenden, die alle große Herausforderungen im Leben erfordern, wie etwa Ausdauer, Resilienz, Wille, Arbeitskraft, Toleranz, Empathie und vor allem Vertrauen. Er sei zuversichtlich, die jungen Erwachsenen werden solche, bei der DSA, neben den Kenntnissen, erworbene nachhaltige Fähigkeiten und Fertigkeiten sicher gut gebrauchen und in ihrem Leben anwenden. Schließlich riet er ihnen: „Setzt euch hohe Ziele und verfolgt sie hartnäckig!“

Seitens der hauptstädtischen Schulaufsichtsbehörde dankte Alexandrina Peter den Lehrkräften für ihren Einsatz und ihre Hingabe. Die Jugendlichen bezeichnete sie als „unseren Stolz und unsere Hoffnung auf eine bessere Zukunft für das Land und die Europäische Union“ und forderte sie auf, ihre Zukunft mit Zuversicht und Begeisterung anzunehmen.

Als Nächste beglückwünschte Dr. Alexandra Nicolaescu, rumänische Prüfungsbeauftragte, Prodekanin für internationale Beziehungen an der Fremdsprachenfakultät der Universität Bukarest und in erster Linie selbst Absolventin der DSA, die Abiturienten. In ihrer Ansprache unterstrich sie nicht nur die erworbenen Kompetenzen, sondern auch ein gewisses Angehörigkeitsgefühl, das sie im Milieu der DSA empfand, wofür sie persönlich dankbar sei.

Dankbarkeit, Nostalgie und Zukunftsträume

Auch die Vertreterinnen der beiden Klassen kamen zu Wort. Zakia Alloub, Klassensprecherin der 12 B, zählte einige Ereignisse der letzten vier Jahre auf, die ihre gemeinsame Schulzeit zu einer „Grenzerfahrung“ machten, mit Fokus auf die Wiederanpassung an den Klassenunterricht nach coronabedingten Bildschirmstunden. Allmählich wurden Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen. „Ich bewundere jeden einzelnen von euch und bin mir sicher, dass wir alle auf dem richtigen Weg sind. Bleibt euch treu und geduldig, egal wie hart das Leben sein wird!“ Abschließend bedankte sich die Klassensprecherin bei ihrem Klassenlehrer, Max Goldbeck: „Sie haben nicht nur mich, sondern auch meine Kolleginnen und Kollegen in einer Weise beeindruckt, wie ich es nie einem Lehrer zugetraut hätte“, sagte sie bewegt.

Auch Sabina Ricman, Klassensprecherin der 12 C, pries ihre Lehrerinnen und Lehrer, die im Laufe der Schuljahre „zu unseren Eltern, Brüdern und Schwestern wurden. Vom Reden über Höhen und Tiefen, Machtergreifung, Humanismus, bis hin zum Fußballspiel vom Vorabend. Die DSA ist eine andere Art von Schule, die nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sondern uns auf das Leben vorbereitet. Die Note im Abitur führt euch die Arbeit und das Wissen, das wir im Laufe der Zeit erworben und geleistet haben, vor Augen. Also haltet den Kopf hoch, damit eure Krone nicht fällt und seid glücklich!“, ermunterte sie ihre Kollegen.

Petra Stoian, ebenfalls von der 12 C, blickte in ihrer poetischen Rede, die sie mit Sinnbildern zierte, auf die Schuljahre und die Bedeutung der Geschichte und Literatur zurück. „So einen großartigen Augenblick sollte man nicht vergessen, sodass ich jetzt alle beisammen noch einmal anschaue, die 12 B, die 12 C, unsere Lehrerinnen und Lehrer, unsere Familien. Doch wie jede Jugendliche, die bereit ist, die Welt zu umarmen und mit ganzem Wesen zu spüren, richte ich den Blick in die Zukunft. Wir sind bereit, als gebildete Menschen der Welt beizutreten, sie sogar zu gestalten“, hieß es zum Schluss.  

Augen offenhalten – aber auch mal zudrücken

Als Letzter sprach Elmar Wulff, Leiter der DSA, die Absolventen an. Ganz im Sinne des Leitspruches „Das Auge war vor allen anderen das Organ, womit ich die Welt fasste“ von Johann Wolfgang von Goethe, ließ er ihnen allen Schlüsselanhänger in Form von Augen aushändigen und gab ihnen drei Gedanken im Zusammenhang mit den Augen auf den Weg.  

Erstens: „Haltet eure Augen offen!“ Dabei wurde den jungen Erwachsenen empfohlen, aufmerksam durch die Welt zu gehen, ihre Augen weder vor Problemen noch Herausforderungen, noch vor der Schönheit und den Freuden des Lebens zu verschließen. „Mit dieser sinnlichen Wahrnehmung ist mehr verbunden als nur das Leben zu genießen. Die Welt mit allen Sinnen wahrnehmen und wertschätzen, heißt auch, dem Leben einen Sinn geben“, erklärte Wulff.

Der zweite Ratschlag war: „Traut nicht allein euren Augen!“ Die Jugendlichen wurden angeregt, ihren Verstand, ihre Fähigkeit zum kritischen Denken, aber auch ihr Herz mit Gefühl und Menschenliebe zu nutzen, wenn sie beurteilen wollen, was sie sehen, oder was man sie sehen lassen will.

Drittens schlug ihnen ihr Schulleiter vor, auch mal ein Auge zuzudrücken. „Nehmt nicht immer alles allzu genau, seid barmherzig, seid bereit, anderen zu vergeben und vergesst nicht, auch mit euch selbst nachsichtig zu sein. Fehler und Rückschläge gehören zum Leben dazu. In der Schule haben wir versucht, euch alle drei Ebenen beizubringen, die ihr braucht, um ein Leben voller Verantwortung für euch selbst und andere zu führen. Der Schlüssel dazu liegt in der Verbindung von sinnlicher Wahrnehmung, rationaler Prüfung und humanistischer Beurteilung“, meinte Wulff.

Zu guter Letzt überreichten Elmar Wulff, Christian Plate und die beiden Klassenlehrer den Jugendlichen ihre Abiturzeugnisse, die Präsente, gestiftet von der Deutschen Botschaft als Zeichen der Wertschätzung, eine weitere Anerkennung für die zehn Absolventinnen und Absolventen, die Bestnoten beim Abitur erlangt haben und Blumen für die Mädchen.