In Rumänien wurde vor wenigen Wochen das erste Handbuch für Investoren der Hotelindustrie herausgebracht. Das Buch bietet konkrete Informationen für die Vorbereitung, Organisation und Verfolgung eines Hotelprojekts, beinhaltet Informationen aus allen damit verbundenen Bereichen, reicht Hotelmanagern eine helfende Hand in Zeiten der Pandemie und soll zur Ausbildung künftiger Beschäftigter in der Hotelindustrie beitragen. Zur Entstehung dieses kostenlosen Handbuchs hat der rumänische Verband der Hotelbetreiber beigetragen.
„Das beste Produkt, das Rumänien im Ausland verkauft, ist das Land als touristisches Reiseziel. In dieser Hinsicht müssen wir mehr und viel effizienter investieren“, sagt Călin Ile, der Vorsitzende des Hotelierverbands gegenüber der ADZ. „Die Idee eines Handbuchs für die Herangehensweise an ein Investment im Hotelbereich entstand aus der Notwendigkeit, solide, strukturierte Investments mit langfristiger Wirkung zu fördern“, setzt er fort.
Investitionen in Tourismus dringend notwendig
Die Tourismuslage in Rumänien lässt sich im Vergleich zu den benachbarten Ländern beobachten: Laut Daten des Nationalen Statistikamts (INS) gab es am 31. Juli 2019 in Rumänien insgesamt 1625 Hotels mit zwei bis fünf Sternen. Das bulgarische Tourismusministerium dagegen verzeichnet auf seiner Website, dass es im Juli 2019 über 2300 Hotels in den gleichen Kategorien gab.
„Fehlerhafte öffentliche Richtlinien in der Zeitspanne 1990–2020 haben Rumänien dazu gebracht, sich als touristisches Reiseziel nicht richtig wertzuschätzen. Es wurde sehr wenig in moderne Unterkunftsmöglichkeiten investiert. Vor allem in den meistbesuchten Zonen – an der Schwarzmeerküste wie auch im Gebirge – kann man das bemerken: Touristen müssen immer noch in alten sanierungsbedürftigen Hotels aus den Zeiten des Kommunismus übernachten. Natürlich gibt es auch neue Hotels und Gaststätten mit modernen Bedingungen, aber im Durchschnitt sind diese zu wenig. Durch das neue Handbuch hoffen wir, mehr Investoren zu überzeugen, in diesem Bereich intelligent zu investieren und somit die ausgetretenen Pfade zu verlassen“, sagt der Verbandsvorsitzende Călin Ile.
Der Verband der rumänischen Hotelbetreiber wurde 1990 gegründet und stellt den ersten Verein im rumänischen Tourismusbereich nach der Wende dar. Der Verband besteht aus Unternehmern aus der Hotel- und Gaststättenindustrie und vertritt somit die Interessen der Akteure in diesem Bereich in Rumänien. Davon ausgehend ist das Handbuch für bereits vorhandene, aber auch neue Investoren in der Hotelindustrie entstanden.
Das Handbuch für Hotelbetreiber
„Wir hatten schon eine ganze Weile das Handbuch in Planung gehabt, da wir beobachten konnten, dass sehr viele Investoren auf viele, manchmal ähnliche Probleme gestoßen sind. Sie wussten nicht, wo sie relevante Informationen finden könnten. So haben wir – langjährige Hotelinvestoren, Architekten und Fachleute mit Erfahrung in Hotelketten aus dem In- und Ausland – unser Know-how eingesetzt. Ein jeder, der dieses Handbuch durchgeht, kann sich somit eine allgemeine Meinung darüber bilden, was eine Investition dieser Art bedeutet: Branding, Organisierung, Konzept usw. Interviews, konkrete Beispiele und Schritte sind Teil des Buches“, erklärt Ile.
Das 250-Seiten-Handbuch ist sowohl elektronisch als auch analog erhältlich. Auf der Webseite ghidhotel.ro ist es kostenlos abrufbar. Einige Exemplare wurden auch auf Papier gedruckt. Diese Broschüren werden demnächst an Berufsschulen sowie rumänienweit an die Tourismusmanagement-Abteilungen der jeweiligen Partneruniversitäten, darunter auch an die West-Universität Temeswar, verteilt und sollen als didaktisches Material dienen.
„Wir würden uns freuen, wenn wir eine Anregung für Investitionen sind, die sich derzeit noch in der Entscheidungsphase befinden. Aber wir möchten durch dieses Handbuch auch einen ersten Schritt in die Erziehung des Marktes machen. Der Hotelverband nimmt sich für das kommende Jahr vor, ein weiteres Handbuch zu veröffentlichen. Dies soll eines mit guten Praxisbeispielen sein – für Auszubildende, die Praktika in Hoteleinheiten absolvieren. Des Weiteren soll jedes Jahr Material zu didaktischen und Bildungszwecken herausgebracht werden“, sagt Călin Ile.
Der Vorsitzende des rumänischen Hotelindustrieverbandes ist General Manager des Ibis Hotels in Temeswar/Timișoara. Das Hotel wurde in diesem Frühling eröffnet, Ile selbst hat rund 20 Jahre Erfahrung in der Hotelindustrie: Vor knapp 13 Jahren war er General-Manager von Ibis Gara de Nord Bukarest und anschließend von Ibis Konstanza/Constanța.
Tourismus in Temeswar
Bezüglich Temeswar ist Călin Ile der Meinung, dass der Stadt das Selbstvertrauen in deren touristisches Potential fehlt. „Die Bürger, aber auch die Behörden vor Ort sind sich leider nicht bewusst, welche Gelegenheit der Europäische Kulturhauptstadttitel der Stadt bieten kann. Das Jahr 2023 soll eine große Feier für uns alle sein. Es ist wahr, dass von den Unterkunftseinheiten her die Stadt nicht die große Nachfrage für so ein Ereignis decken kann, doch ich bin mir sicher, dass die gesamte Region dazu beitragen wird – auch die Unterkunftsmöglichkeiten in den benachbarten Groß- und Kleinstädten, wie Arad, Lugosch/Lugoj oder Busiasch/Buziaș, wie auch das Sharing Economy-Netzwerk und Mietwohnungen. Jetzt, in letzter Minute, komme ich, als Neuling in der Hotelindustrie in Temeswar, mit einem Aufruf an alle: Lasst uns das allgemeine Interesse über das individuelle stellen! Damit wir die erwünschte Anzahl von über eine Million Touristen im Jahr auch realistisch erreichen können, sollte spätestens im Frühling des kommenden Jahres der Veranstaltungskalender für 2022 und 2023 bekannt gemacht werden“, schließt Călin Ile.
