„Jede Blüte ist für ihn wie ein Porträt“

„Der magische Garten“ des österreichischen Fotokünstlers Norbert Kopf

Fotos: Norbert Kopf, mit freundlicher Genehmigung

Der Botanische Garten in Bukarest (Șoseaua Cotroceni 32) beherbergt seit Mitte des Frühlings, wie damals angekündigt, die atemberaubenden Blumenbilder des österreichischen Fotokünstlers Norbert Kopf. Die teils im Ausstellungsraum am Eingang, teils auf der Hauptallee zur Schau gestellten Fotografien aus der Reihe „Der magische Garten“ sind im Zeitraum 2017-2021 entstanden. Die von Margit Zuckriegl und Sissi Munz gemeinsam kuratierte Ausstellung wird dank der Partnerschaft zwischen dem Botanischen Garten „Dimitrie Brândz²“ der Universität Bukarest, dem Österreichischen Kulturforum Bukarest und der Österreichischen Botschaft in der rumänischen Hauptstadt gezeigt. Diese wurde in Anwesenheit des Fotografen, der Co-Kuratorin Sissi Munz, I.E. Margit Bruck-Friedrich, Botschafterin Österreichs zu Bukarest, des Leiters des Österreichischen Kulturforums, Leopold Unger und der Gastgeberinnen Dr. Ing. Eugenia Niță und Biologin Anca Monica Paraschiv eröffnet und steht nun kurz vor Schließung. Die Fotos sind noch bis Sonntag, dem 30. Juni, täglich von 8 bis 20 Uhr zu sehen.

Norbert Kopf wurde 1961 in Salzburg, Österreich, geboren. Er hat seine Ausbildung im Bankwesen gemacht und in diesem Bereich bis 2013 gearbeitet, als er sich völlig der Fotografie widmete. Heute wirkt Kopf als freischaffender Fotograf und Traumgärtner, wie er sich selbst bezeichnet, in seinem Geburtsort. Seine Fotoprojekte konzentrieren sich auf Blüten, Spiralen und weiter auf den Mysterien der Geburt, Liebe und des Todes. Zudem hat Norbert Kopf mehrere Bücher und Bildbände veröffentlicht, darunter „Hoffnung XII“, „Mein Gartenjahr. Jahreskreisbetrachtungen eines Gärtners“ sowie „Garten Eden. Unser Klostergarten“. Für verschiedene Projekte hat der Fotograf Reisen in die Schweiz, nach Deutschland, Ghana, Peru und Japan unternommen. Kurz vor der Eröffnung der Ausstellung in Bukarest war er von einer Fotoreise in die Amazonasregion zurückgekehrt. 

Schönheit steckt im Detail

Mit Zartheit und Präzision führt die Kamera des österreichischen Fotokünstlers den Betrachter direkt ins Innere der zerbrechlichen Blumenkronen und enthüllt eine Welt der Formen und Farben, die bloßen Auge manchmal nur schwer zugänglich ist. 

Die Fotografien von Norbert Kopf unterstreichen die Schönheit und das Geheimnis der abgebildeten Blumen. Der Künstler spielt meisterhaft mit dem Licht und hilft dem Betrachter, aus der Nähe winzige Strukturen wie zum Beispiel Staubgefäße zu erkennen. Aus einem bestimmten Blickwinkel sehen sie wie kleine Männchen aus, die in bunten Büscheln versammelt sind. Die fast surreale Schönheit dieser überdimensionalen Blumen regt die Fantasie an, auch den Geruchssinn, und sublimiert so die Düfte der Pflanzen, die den Botanischen Garten in Bukarest zieren.

„Der Salzburger Fotograf erschafft eine Wunderwelt. Seine Fotografien leben von der Struktur, der Farbe, der Lebendigkeit seiner Blüten, die sich zu einem ‚magischen Garten‘ zusammenschließen. Die Wunder der Natur, der Wechsel der Jahreszeiten, die Pracht von Dahlien, Tulpen, Kamelien, Calla lassen sich in seinen Fotos ablesen. Jede Blüte ist für ihn wie ein Porträt, lebt durch ihre eigene Charakteristik“, so die Co-Kuratorin Margit Zuckriegl.

Zusammenspiel von Licht und Dunkel

Anwesend bei der Ausstellungseröffnung, verriet die andere Kuratorin, Sissi Munz, dass sie Norbert Kopfs Werk, seine Foto- und künstlerische Traumgartenprojekte im In- und Ausland schon seit vielen Jahren verfolge und immer wieder fasziniert sei von der Magie der Natur, die er in seinen Fotografien zum Ausdruck bringe. Wichtig bei seiner Arbeit sei die Suche nach Licht und Schatten, hob sie hervor. 

Wenn man seine Fotografien aufmerksam betrachtet, kann man nicht umhin, die Ähnlichkeit in der Herangehensweise an das pflanzliche Sujet zwischen ihm und den Porträts des niederländischen Meister der Malerei Rem-brandt zu bemerken. In den Bildern von beiden tritt das Chiaroscuro oder der Hell-Dunkel-Effekt auf. Vor einem stockdunklen Hintergrund stehen die Sujets sanft beleuchtet. In Rembrandts Gemälden stammt das zarte Licht von Kerzen und in den Fotografien von Norbert Kopf handelt es sich um das milde Sonnenlicht der Morgendämmerung. 

„Das Licht ist meist am frühen Morgen oder am Abend vor Sonnenuntergang sanfter. Wenn der Tag beginnt, liegt oft eine Art Magie in der Natur. Dies ist seine Lieblingszeit zum Fotografieren von Pflanzen und Blumen. Er wartet auf einen ganz speziellen Moment, um neue Impulse und Muster zu erkennen. Er ist immer auf der Suche nach höchster Ästhetik. Der Schwung hält oft nur sehr kurz an. Alles verändert sich ständig, die schönsten Blumen kommen und gehen“, erzählte Sissi Munz. Norbert Kopf liebt die Fülle der Natur und der Schatten gehört dazu, hieß es noch. Bedeutend sei dem Fotografen auch die Reise in die Tiefe. Die Wiederholung des Fotografierens ähnlicher Motive über die Jahre führe den Künstler in die Tiefe seiner Sujets. „Fotos, die er vor vielen Jahren geschossen hat, werden durch neue Bilder ergänzt und bilden schließlich eine Matrix“, erklärt die Kuratorin. Norbert Kopf ist auch künstlerischer Gärtner und er bezeichnet sich selbst als „Traumgärtner“, denn „ein Projekt führt ihn oft zum nächsten und daraus können sich wahre Traumgärten entwickeln, von Blüten zu Spiralen, von der Geburt zum Tod, Gedanken an das Paradies und wieder zurück zu Neuanfängen, Knospen und Blüten“. Sissi Munz beendete ihre Rede mit einem Zitat des österreichischen Dichters Rainer Maria Rilke, der die Kraft und Energie der Natur beschreibt, besonders im Frühling, wenn alles zu blühen beginnt: „Alles ist Warten, aber nicht geduldig. Da ist keine Demut in Verharren und die Frühlingsfarben sind ein Sturm, ein Ansturm, ein Erdbeben ein Meersturz und ein Weltuntergang“.

Die Themenwelt von Norbert Kopf umfasst nicht nur Blumenfotografie, sondern ganze Fotoreihen, in denen er sich mit dem Begriff des Ursprungs, mit den unterschiedlichen Etappen des Kreislaufs des Lebens bei Menschen und Pflanzen mit Fokus auf Geburt und Tod, mit der Weiblichkeit usw. einschließlich der ästhetischen Mitteln der Aktfotografie auseinandersetzt. Besonders beeindruckend wirken auch seine Porträts von Erwachsenen, Kindern und Zirkuskünstlern hinter den Kulissen. Norbert Kops Internetseite traumgaertner.at bietet einen ausführlichen Einblick in sein Werk.