Kein Punkt, nur ein Semikolon

Zum 90. Geburtstag von Prof. Dr. h. c. Hermann Pitters

„Wir stehen alle im Dienste des Herrn. Prof Dr. h.c. Hermann Pitters.“ Fotos: der Verfasser

Gattin Helga Pitters

Dr. Thomas Pitters

„Ich teile mit vielen Weggefährten die große Freude, ihn als Freund und Begleiter, als Theologen und Pfarrer, als Historiker und Wissenschaftler, als Professor und Dekan, als Publizisten und Ökumeniker, als Gründerpersönlichkeit und Mann der ersten Stunde nach dem Umschwung zu kennen und auf diese Weise zu ehren“, schreibt Reinhart Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien im Geleitwort zu „Leben in Fülle. Festschrift für Hermann Pitters zum 90. Geburtstag“.

Am 8. Oktober 2022 wurde Prof. Dr. h. c. Hermann Pitters anlässlich seines 90. Geburtstages im Bischofspalais der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien in Hermannstadt/Sibiu geehrt. Sein vielseitiges Wirken im Dienst der Evangelischen Kirche, des Demokratischen Forums der Deutschen, der Ökumene, der theologischen Ausbildung, der Evangelischen Akademie Siebenbürgen waren Thema und Inhalt des Abends.

Seinen 90. Geburtstag feierte Hermann Dankwart Pitters am 25. Januar 2022 in kleiner Runde, da die damals sich noch in Kraft befindenden Sicherheitsmaßnahmen im Rahmen der Pandemie keine größeren Feierlichkeiten erlaubten. Symbolisch wurden die Feierlichkeiten am Samstag mit dem Eröffnungsgottesdienst des Studienjahres 2022/2023 des Evangelischen Theologischen Instituts, mit dessen Geschichte das Leben und Wirken von Hermann Pitters für über 50 Jahre verbunden war, in der Evangelischen Stadtpfarrkirche eingeleitet.  

In seiner Ansprache, im feierlichen Rahmen im Festsaal des Bischofspalais, bezeichnete Bischof Reinhart Guib die Tätigkeit Hermann Pitters als „einen Segen für die Kirche“, denn diese machte sich nicht nur nach innen in die Kirche und die deutsche Minderheit bemerkbar, sondern machte diese auf europäischer und weltweiter Ebene bekannt.

Im Rahmen der Festveranstaltung stellte Pfr. Gerhard Servatius-Deppner, Leiter des Zentrums für Evangelische Theologie Ost (ZETO), den Interviewfilm „Prof. Dr. h. c. Hermann Pitters zum 90. Geburtstag.  Brückenbauer zwischen Konfessionen und Menschen“ vor. Das Interview wurde zwei Wochen nach dem Geburtstag des Jubilars in dessen Haus aufgenommen. Die über zweieinhalb Stunden Filmmaterial stellten die Autoren vor die Qual der Wahl, was könnte man wegschneiden, ohne auch nur einen Teil der unglaublichen Tragweite des Lebens von Hermann Pitters unbeleuchtet zu lassen. Am liebsten hätten sie die Aufnahmen unbearbeitet gelassen.

Pfr. Servatius-Deppner beschrieb den Film als „einen Rückblick mit offenem Ende“ und zitierte dabei Pitters: „Es ist nie ein Punkt, sondern ein Semikolon“. Im Film lässt „der Reporter“ den Interviewten sein Leben selbst reflektieren und die Meilensteine seines Wirkens aus persönlicher Sicht darstellen. Pitters spannt einen  faszinierenden Bogen von seiner Geburt in Klosdorf/Cloa{terf, der Kindheit in Hermannstadt, dem Studium der Theo-logie in Klausenburg/Cluj-Napoca, seiner Pfarramtszeit in Zied/Veseud, seinem Lehrauftrag an dem Theologischen Institut, welches er als Dekan zwischen 1986 und 1998 leitete, der Redaktion der „Kirchlichen Blättern“, der Gründung des Demokratischen Forums der Deutschen noch während der Tage der Wende im Dezember 1989, sein Mitwirken an dem evangelisch-orthodoxen Dialog auf den unterschiedlichsten Ebenen, der Übersetzung der Dogmatik von Dumitru Stăniloae, bis hin zu der Gründung und Leitung der Evangelischen Akademie Siebenbürgen. Rückblickend auf die letzten 30 Jahre sagt der Jubilar betreffend die Zukunft der deutschen Minderheit während des Interviews: „es hat sich gezeigt, dass wir als kleine Gruppe eine Aufgabe und dadurch eine Berechtigung haben“.

Anschließend stellte Dr. Thomas Pitters die Festschrift: „Ein Leben in Fülle. Festschrift für Hermann Pitters zum 90. Geburtstag“ vor. Die Herausgeber wählten den Titel ausgehend von dem Vers des Johannes Evangeliums: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben – und es in Fülle haben“. In den zehn Beiträgen wird das facettenreiche Leben und Wirken von Dr. Hermann Pitters dokumentiert. „Eine Festschrift von allgemeinem zivilgesellschaftlichem Interesse“ bezeichnete der Herausgeber die Publikation.

Im Rahmen der Feierlichkeiten folgten Grußworte der Vertreter der unterschiedlichsten Institutionen und Kirchen, mit denen und für welche der Jubilar im Laufe der Jahre gewirkt hat.
Nicht unerwähnt darf seine Gattin und Wegbegleiterin Helga Pitters bleiben. Nicht nur haben die beiden die Herausgabe der „Kirchlichen Blätter“ über viele Jahre zusammen koordiniert, „welche wir bemüht waren, vor einer Politisierung zu bewahren“, erinnert sich Hermann Pitters in dem erwähnten Interview, sondern sie war ihm als stetige treibende Kraft zur Seite, wobei sie ihm immer den Rücken freigehalten hat, wie sich ihr Sohn Andreas in seinem Beitrag in der Festschrift erinnert. Die Beziehung der beiden zu einander beschreibt der Sohn wie folgt: „Zu unserer lieben Mutter Helga hat Vater ein ausgesprochen inniges Verhältnis. Mögen zwar Abnutzungserscheinungen, die in jeder langjährigen Ehe stattfinden, auch bei ihnen die eine oder andere geringfügige Spur hinterlassen haben, so hat ihr langes, gemeinsames Leben, ihr ständiges Miteinandersein sie beide so eng aneinander geschmiedet und zusammengeschweißt, dass der eine ohne die andere (und umgekehrt) nicht auszudenken ist.“

In seiner Danksagung brachte Prof. Dr. h. c. Hermann Pitters in seiner wohlbekannten Weise sein Wirken auf den Punkt, indem er es gleichzeitig mit einer Aufgabenstellung für alle Anwesenden verband: „Wir stehen alle im Dienst der Sache Gottes“.


Der Film „Prof. Dr. h. c. Hermann Pitters zum 90. Geburtstag.  Brückenbauer zwischen Konfessionen und Menschen“ ist auf Youtube verfügbar: youtu.be/z-5w67pEDtI.
Die Festschrift  „Leben in Fülle. Festschrift für Hermann Pitters zum 90. Geburtstag“ wurde 2022 von Thomas Pitters und Rainer Reuter im Honterus Verlag herausgegeben.