Kinderarmut: Alarmierende neue Zahlen

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Eines von fünf Kindern im ländlichen Raum sagt über sich selbst, nie oder nur selten glücklich zu sein. Diese und ähnlich alarmierende Daten enthält ein am Mittwoch veröffentlichter Bericht von „World Wide Vision România“ mit dem Titel „Bunăstarea copiilor din mediul rural în 2020“ („Kindeswohl im ländlichen Raum 2020“). Dafür wurden zwischen Juni und August dieses Jahres 2831 Kinder und 936 Erwachsene befragt.

Gründe für das fehlende Glück findet die Studie genügend: So hat offenbar eines von zehn Kindern nicht genug zu essen und geht – manchmal oder immer – hungrig schlafen. Die Häuser, in denen die Kinder leben, verfügen im Schnitt über 2,7 Zimmer auf 45,4 Quadratmetern. Acht Prozent haben niemanden, der oder die sich um sie kümmert, wenn sie krank sind.

Nur 77 Prozent fühlen sich in ihrer Gemeinschaft sicher. In der Schule geben 71 Prozent der Kinder an, Gewalt zu erfahren – wohin 17 Prozent über acht Kilometer zu Fuß gehen. Nur 74 Prozent der Kinder verfügt immer über die notwendige Schulausrüstung, und ein Viertel hat niemanden, der oder die ihnen hilft, wenn sie bei den Hausaufgaben nicht weiter wissen. 

Nur 74 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren besucht das Lyzeum. 56 Prozent derjeniger, die nach der dritten Klasse von der Schule abgehen, tun dies laut eigenen Angaben aufgrund schlechter Noten; ebenso viele können die Kosten für den Schulbesuch nicht aufbringen (2018: 51 Prozent). 40 Prozent bevorzugen es, ein Einkommen zu haben (2018: 31 Prozent), und sechs Prozent besuchen nach einer Heirat nicht weiter die Schule (2018: 11 Prozent). 

Zwar sind nur drei Prozent der Befragten der Meinung, dass Bildung für Mädchen weniger wichtig sei als für Jungen, aber 23 Prozent sind der Meinung, dass für Frauen persönliche Erfüllung wichtiger ist als berufliche.

Für viele der befragten Familien hat die Corona-Pandemie die Armut noch weiter verschärft: Während 2018 noch 29 Prozent angaben, Lebensmittel von Verwandten auszuleihen oder zu erhalten, waren es dieses Jahr 44 Prozent. 74 Prozent gaben an, kleinere Mengen Lebensmittel zu kaufen, um zu sparen (2018: 61 Prozent), und 38 anstatt der 21 Prozent vor zwei Jahren müssen an Schulausstattung sparen. 

Hilfe erhalten 71 Prozent von Nichtregierungsorgansationen, 29 Prozent vom Gemeindeamt, 20 Prozent von Verwandten und Freunden. Das Armutsrisiko für Kinder liegt in Rumänien bei 35,8 Prozent – 12 Prozentpunkte höher als im europäischen Schnitt. (ADZ)