Kunst und Klimawandel

Warum es wichtig ist, in Büchern und Filmen über Umwelt zu sprechen

Wall-E ist vielleicht eine der bekanntesten Animationen zum Thema Umweltschutz | Foto: Pixar

Durch Literatur kann Umweltbewusstsein wach werden.

Das Jahr 2039 in Alice Springs, Australien. Plötzlich fällt ein Fisch vom Himmel. Er fällt einem Mann direkt vor die Füße, mitten in der Wüste. Seit Jahren hat der Regen nicht mehr aufgehört. Ganze Kontinente stehen unter Wasser, in vielen Ländern herrscht Sintflut. So beginnt die Theateraufführung „Ende des Regens“ von Andrew Bowell, die in der Regie von Radu Iacoban auf dem Spielplan des Bukarester „Teatrul Mic“ steht. Das Stück, das 2008 geschrieben wurde, erzählt eine Familiengeschichte, die sich über 70 Jahre und zwei Kontinente erstreckt. Eigentlich steht das Thema „Klimawandel“ nur im Hintergrund, doch es ist irgendwie nicht zu übersehen. 

Auch „Roter Himmel“ des deutschen Regisseurs Christian Petzold, der in diesem Jahr mit dem silbernen Bären (Großer Preis der Jury) bei der Berlinale ausgezeichnet wurde und beim TIFF in Klausenburg zu sehen war, ist kein Klimafilm. Die Waldbrände, die in der Ferne wüten, während vier junge Leute in einem Ferienhaus einen unbeschwerten Sommer genießen, sind anfangs nur Hintergrund einer Geschichte über Freundschaft und über das Ende der Jugend. Doch bald bringt das Feuer, das den Wald ergreift, eine Tragödie mit sich.

Immer öfter setzt sich Kunst mit Umweltkatastrophen auseinander. Auch wenn das Thema nicht im Zentrum der Werke steht, ist es kaum zu übersehen. Werden Waldbrände und Sintfluten in unserem zukünftigen Leben zum Alltag gehören? Möglicherweise ja. 

Filme oder Bücher bewegen mehr als Zahlen

Ich erinnere mich an vorletzten Sommer und an eine Zugfahrt von Marseille nach Avignon, vorbei an einer apokalyptischen Landschaft mit verbrannten Wäldern. Draußen waren mehr als 40 Grad im Schatten und es kam mir vor, als würden wir durch eine Filmkulisse fahren. Dann erinnere ich mich an diesen Sommer und die Waldbrände auf Rhodos. Und an einen Winter, in dem man kaum Skifahren konnte. An einen Artikel, den ich gelesen hatte und in dem stand, dass Skifahren in 50 Jahren nicht mehr möglich sein wird. Jedenfalls nicht mehr so, wie wir es heute kennen. Werden wir in Zukunft nirgends mehr Urlaub machen können? Filme und Bücher, die sich mit der Klimakrise beschäftigen, könnten im Kampf gegen die Erderwärmung vielleicht mehr bewegen als harte Fakten. Es gibt immer mehr davon. Und auch wenn sie keine konkrete Antwort zu der Frage liefern: „Wie können wir Umweltkatastrophen vermeiden?“, so wecken sie das Umweltbewusstsein. Und dann fangen wir an, die Antworten in der Wissenschaft zu suchen. Oder versuchen, nachhaltiger zu leben. Die Klimakrise ist ein wichtiges Thema in Kunst und Kultur und sollte nicht nur Weltuntergangs-Szenarien vorstellen, sondern uns auch ermutigen und zeigen, dass wir mit kleinen Schritten etwas bewirken können, um die Erde zu retten. 

Climate Fiction 

Der erste Film, an den ich mich erinnern kann und der versuchte, unser Umweltbewusstsein zu wecken, war der Zeichentrickfilm Wall-E aus dem Jahr 2009. Er zeigt ein Szenario, das gar nicht so dystopisch ist: In ferner Zukunft ist der blaue Planet eine einzige große Müllhalde. Überall türmen sich hohe Berge aus Abfall. Weit und breit wächst keine Pflanze mehr. Die Menschen haben die verschmutzte Erde in Raumschiffen verlassen und das Aufräumen Robotern überlassen. Nach 700 Jahren ist nur einer übrig: Wall-E, ein liebenswerter Blechkamerad. Unermüdlich versucht er, Ordnung in das Müllchaos zu bringen. 

Doch Kunst hat sich schon viel länger mit dem Klimawandel befasst. Auch in John Steinbecks berühmten Roman „Früchte des Zorns“, der im Jahr 1939 geschrieben wurde, ging es um Klimaflüchtlinge. 1962 veröffentlichte der englische Science-Fiction-Autor J. G. Ballard sein berühmt gewordenes Buch „Die ertrunkene Welt“. Dort schildert er eine unbewohnbare, von Wasser überflutete Erde, eine Folge globaler Erwärmung, verursacht durch erhöhte Sonneneinstrahlung. Auch Frank Herberts „Dune“ von 1965 ist ein Beispiel für einen SciFi-Klassiker, in dem das Thema Klima und Umweltschutz eine wichtige Rolle spielt. Mittlerweile gibt es immer mehr Romane, Filme und Theaterstücke, die dieses Thema in den Vordergrund rücken. Ein ganzer Trend hat sich entwickelt, er heißt „Cli-Fi“: „Climate Fiction“. Literatur und Kunst versuchen, den Menschen die Lage bewusster zu machen und somit mehr zu bewegen als die Zahlen und Statistiken, die wir im Fernseher sehen. Heute werden auch Kinder mit Themen wie Klima- und Umweltschutz, Recycling, sparsamem Energieverbrauch und Erhalt der Artenvielfalt groß. Es ist demnächst normal, dass es auch viele Kinderbücher zum Thema Umweltschutz gibt. 

Die wahren Kosten der günstigen Mode 

Es gibt von Dokumentationen und Blockbustern bis zu Netflix-Serien ganz viele informative Filme und Sendungen, aus denen man viel lernen kann. Einer davon ist „The true cost“. Vor Kurzem hatte ich mir vier Badeanzüge für 100 Lei (Transport inbegriffen) von einem Ultra-Fast-Fashion-Konzern aus China bestellt. Nachdem ich den Dokumentarfilm gesehen habe, versprach ich mir, nie wieder von diesem Händler zu kaufen. Und auch andere davon zu überzeugen. Der Film hat meinen Blick auf Kleidung komplett verändert und vor allem die Vorstellungen darüber, wie sie hergestellt werden. 

Nachdem im Jahr 2013 eine Textilfabrik in Bangladesch einstürzte und fast 1200 Angestellte ums Leben kamen, machte es sich Regisseur Andrew Morgan zur Aufgabe, die menschlichen und ökologischen Kosten der Fast Fashion in Ländern wie Bangladesch, Indien und Kambodscha zu untersuchen. Der Film setzt sich mit dem Problem der Wasserverschmutzung in der Mode auseinander und zeigt die schrecklichen Auswirkungen, die die zur Herstellung unserer Kleidung verwendeten Chemikalien auf Flüsse in China, Bangladesch und Indien haben: Ihr Wasser kann von den anliegenden Gemeinden nicht mehr gefahrlos genutzt werden. Eines der denkwürdigsten Zitate aus dem Dokumentarfilm stammt von Orsola de Castro, Mitbegründerin der globalen Bewegung Fashion Revolution: „Es gibt einen Scherz in China: Man sagt, man kann die Trendfarbe der Saison vorhersagen, wenn man sich die Farbe des Flusses ansieht.“ 

Von Menschen und Bienen 

Ein besonders lesenswertes Buch, das den Klimawandel und die damit verbundenen Auswirkungen auf Mensch und Natur thematisiert, ist der Bestseller der norwegischen Autorin Maja Lunde, „Die Geschichte der Bienen“. Im England des Jahres 1852 kommt der Biologe und Samenhändler William auf die Idee eines völlig neuartigen Bienenstocks. 2007 in den USA arbeitet der Imker George hart für seinen Traum. Der Hof soll größer werden, sein Sohn Tom eines Tages übernehmen. Tom aber träumt vom Journalismus. Bis eines Tages das Unglaubliche geschieht: Die Bienen verschwinden.

Im China des Jahrs 2098 bestäubt die Arbeiterin Tao von Hand Bäume, denn Bienen gibt es längst nicht mehr. Als ihr Sohn einen mysteriösen Unfall hat, steht plötzlich alles auf dem Spiel: das Leben ihres Kindes und die Zukunft der Menschheit. Die drei Geschichten aus drei verschiedenen Zeiten sind miteinander verbunden in einer Geschichte von Verlust und Hoffnung, vom Miteinander der Generationen und der Geschichte der Bienen. Wie gehen wir um mit der Natur und ihren Geschöpfen? Welche Zukunft hinterlassen wir unseren Kindern? Wofür sind wir bereit zu kämpfen?

Umweltschutz für Kinder 

Die Kinder von heute werden in der Realität des Klimawandels leben. Hunderte von Kinderbücher thematisieren heute den Umweltschutz. Ein interessantes Buch ist „Gretas Geschichte. Du bist nie zu klein, um etwas zu bewirken” von Valentina Camerini. „Es war an einem Augustmorgen in Stockholm, als Greta Thunberg entschied, dass man die Lage der Erde nicht mehr länger ignorieren könne: die Veränderungen des Klimas wurden immer beunruhigender, und doch schien niemand das Problem ernst zu nehmen”. So beginnt die Geschichte der damals 15-jährigen Greta Thunberg. Die Schülerin setzte sich an einem Freitag alleine vor den Schwedischen Reichstag und begann mit ihrem Schulstreik. Mittlerweile hat die junge Klimaaktivistin viele Menschen um sich versammelt, die dazu beitragen möchten, unseren Planeten zu retten – #fridaysforfuture wird die Bewegung genannt, die in „Gretas Geschichte“ mit einfacher Sprache erklärt wird.

In der Serie „Tiny Creatures“ geht es um verschiedene kleine Lebewesen (Insekten, Nagetiere, Vögel) an verschiedenen Orten Amerikas in einer sehr ausdrucksstarken Bildsprache. Über New York lernen wir beispielsweise, dass Ameisen, Tausendfüßler und Spinnen jährlich über 950 Kilogramm Fastfood verputzen, welches die Menschen auf den Straßen liegen lassen. Kinder sollten mit dem Bewusstsein aufwachsen, Energie zu sparen und die Umwelt zu schonen. Doch aus diesen Büchern und Filmen können auch Erwachsene etwas lernen. Fiktionale Verarbeitungen können dabei helfen, die Auswirkungen der globalen Erwärmung nicht nur als eine Sammlung wissenschaftlicher Daten und Fakten zu verstehen, sondern als eine gelebte Erfahrung, die jeden Aspekt unseres Lebens berührt.