Lernen? Aus der Geschichte?

Randbemerkungen

1904 greift Russland das kleine Inselreich Japan an. Die Russen verlassen sich auf die „Rassenüberlegenheit“ der Weißen gegenüber den „Gelben“, sie überschätzen maßlos ihre militärische „Überlegenheit“ – und kassieren eine so peinliche wie erschütternde Niederlage. 1940 macht die Sowjetunion eine ähnliche Fehleinschätzung gegenüber Finnland und muss als geprügelter Hund eingezogenen Schwanzes die russische Weite suchen. 1979 verwickelt sich die UdSSR mit Afghanistan in einen zerreibenden Krieg, aus dem sie sich nach zehn Jahren, faktisch geschlagen, zurückzieht, ähnlich wie im ersten Tschetschenienkrieg 1996, wo der nordostkaukasische Zwerg (keine 17.000 km2 groß) den russischen Riesen zu einem schmählichen Abzug zwingt. Erst unter Putin und mit der heute auch in der Ukraine angewandten „Taktik“ des Wegwischens aller Zivilsiedlungen mittels Bomb(bardierung)en – die bevorzugte russische Kriegsführung unter dem KGB-Barbaren Putin – konnte es seine Pax Moscovita (auch Pax Russica/Pax Moscovica) durchsetzen.

Die Geschichtsschreibung zeigt: Der Perserkönig Xerxes unterschätzte laut Herodot maßlos die militärische Kraft der kleinen griechischen Polis und ihre demokratieimmanente Zerstrittenheit. Und wurde besiegt. Ein Sieg, der den Triumphzug der griechisch geprägten Demokratie in der zivilisierten Welt auslöste und große Aggressoren für immer der Geschichtsironie überantwortete. Die griechisch (später, zwei Jahrtausende lang, auch christlich) geprägte Zivilisation – politische und Meinungsfreiheit, präzise Bedingtheiten des Bürgers – erblühte und fruchtet bis zum heutigen Tag.

Auch Hitler erging es mit England wie Xerxes mit Griechenland (und, leicht  anders, mit der Sowjetunion), der Kriegsmaschine Japans erging es so im Pazifik, ebenso den USA und den Uno-Truppen in Korea, den USA in Vietnam, im Irak oder in Afghanistan. Die Russen ignorieren die Rückschlüsse der Jahrtausende alten Geschichtslehre. Die Brandstifter haben die ahnungslosen Biedermänner der Welt mit schäbigen Lügen hingehalten, bis sie das Feuer gezündet haben. Das „glückte“.  Jetzt versuchen sie, nach ihrem gescheiterten „Blitzkrieg“, die Taktik der kompletten Brandschatzung des zu erobernden Landes mittels ihrer zweifellos bis zu zehnfachen Übermacht. Durch ihren Krieg gepanzerter Vorstöße gegen Zivile.

Dass es den Russen/Sowjetmenschen möglich ist, ihre periodischen militärischen Vorstöße zu wiederholen – die Krim 2014 war aus heutiger Sicht bloß ein Test – das liegt an der Naivität, der Gutgläubigkeit, der Vertrauensseligkeit und der Gier – kurz: An der Dummheit der zivilisierten Welt, die nichts lernte aus der Geschichte, nicht einmal George Orwells „1984“ gelesen hat: Dass jedes totalitäre NEIN eigentlich ein JA und jedes freundlich-zerknirschte Despoten-JA im Grunde und in Wirklichkeit ein kategorisches NEIN ist. Russlands Arroganz, die allein auf maximaler Militarisierung gründet, wurde als „einfach gegeben“ hingenommen, Vertragsbrüche Russlands sind noch nie ernsthaft geahndet worden. Das hängt natürlich auch mit den Verbandelungen zusammen, die diverse Länder – Deutschland voran – an Russland koppeln: Handelskonzessionen, politisches und finanzielles Entgegenkommen, kommerzielles Kunkeln.
Der Bruch mit dieser Politikrichtung (die in Deutschland auf Reichskanzler Bismarck zurückgeht), den Kanzler Scholz vor drei Wochen verkündete, muss erst mal seine Brauchbarkeit – also Wirkung – zeigen.

Warum hat die „zivilisierte“ Welt nicht harsch und kategorisch reagiert, als Putin Grosny dem Erdboden gleichmachen ließ? Warum hat man damals Putin nicht einen Barbaren genannt und international isoliert? Warum wurde Russland nicht international so hart abgestraft, dass den Betonköpfen in Moskau ein für alle Mal klar war, dass es SO nicht geht?