Mail-Müll

E-Mail ist etwas Wunderbares. Man kann über beliebige Distanzen mit Bekannten und Unbekannten aus aller Welt in Sekundenschnelle kommunizieren – und dies, ohne dass einen ein aggressiver Klingelton brüsk aus der momentanen Beschäftigung reisst. Eine E-Mail drängt sich nicht auf. Sie ist ein geduldiges Kommunikationsangebot, auf das im passenden Moment zurückgegriffen werden kann. Einziges Ärgernis beim Mailen sind die vielen Spams!

Wie kommen mir völlig unbekannte Dienstleistungsanbieter auf die Idee, meinen Postkasten unabhängig von meinem Interessensprofil einfach elektronisch zuzumüllen? Wo kann man den Aufkleber anbringen „Bitte keine Werbung einwerfen“? Liebe Spammer: Ich bin weder daran interessiert, Prinz Simsalabim bei der Überweisung seines Erbes aus Kufnukistan nach Monte Firlefanz zu helfen, auch nicht für eine Provision in Millionenhöhe, noch möchte ich der Raifeisenkasse (tatsächlich der mit nur einem f!) aus Sicherheitsgründen meine Pin-Nummer mitteilen, und erst recht verspüre ich trotz vielfacher, reisserisch aufgemachter Angebote nicht den leisesten Wunsch, eine Penisverlängerung vornehmen zu lassen. Obwohl vielleicht praktisch beim Pinkeln, würde es an mir bloß lächerlich aussehen.

Auch denjenigen, die meine Google-Gewohnheiten korrekt ausspioniert haben und daher wissen, wofür ich mich interessiere, sei hiermit gesagt: Auf die Dienste eines „Mister Rick“ aus Hongkong, der superbillig meine Fotos bearbeiten möchte, kann ich verzichten – denn außer, dass er ein „Mister“ ist, qualifiziert ihn offenbar nichts. Das „Original“ Adobe CS5 Grafikpaket – von russischen Anbietern zum halben Preis, aber dafür im voraus zu bezahlen - möchte ich auch nicht herunterladen. Vielen Dank aber für den Virus, den ich beim irrtümlichen Anklicken einer Spam Mail mit dem persönlich klingenden Titel „Hallo, wie gehts“ völlig gratis erhalten und seither vielfach weiterverteilt habe.

Schlimm auch die lieben Menschen, die einen mit Mails bombardieren, die man superdringend innerhalb von fünf Sekunden nach dem Öffnen an mindestens 25 Freunde weitersenden muss, um dem Sender und einem selbst als Folge dieser – physikalisch ohnehin unerklärbaren – Kettenreaktion Glück und Wohlstand zu bescheren. Das Versäumnis mir selbst gegenüber kann ich ja noch verschmerzen... Aber nun ist der Zeitpunkt gekommen, meinen lieben Zusendern zu gestehen: bei mir brechen solche Kettenbriefe gnadenlos ab. Ja, ich bin verantwortlich für eure Ehekrisen, vermasselten Prüfungen und Karriereknicks, denn ich hab euch aus schnöder Ignoranz das wohlverdiente Glück vorenthalten. Asche auf mein Haupt! Ich gelobe keine Besserung...

Aus purer Verzweiflung habe ich nun einen Programmierer beauftragt, meine Mailbox in eine Selbstverteidigungsanlage umzubauen: Ab sofort bekommt jeder, der mir eine Spam-Mail schickt, diese postwendend hundertmal zurück. Bei Wiederholungstaten multipliziert sich das um den Faktor fünf. Wenn also in den nächsten drei Stunden das Internet weltweit zusammenbricht, dann bin ich das gewesen! Und wenn das immer noch nicht hilft, dann schicke ich den Spammern eine Briefbombe. Und zwar per E-Mail Anhang!