Marian Preda bleibt Rektor der Uni Bukarest

Protokoll eines spannenden Wahlkampfs

„Preda vs. Preda“ nannte man den Wahlkampf um die Leitung der Bukarester Universität. Der amtierende Rektor, Marian Preda, ehemaliger Dekan der Soziologiefakultät versprach Kontinuität. Der Anwärter auf diesen Posten und derzeitige Dekan der Fakultät für politische Wissenschaften, Cristian Preda, zählte auf seine politische Erfahrung und visierte eine Fusion mit allen anderen Bildungseinheiten Bukarests.

Die Lehrkräfte der Bukarester Universität haben am 6. Dezember das Mandat des  Rektors Marian Preda um weitere fünf Jahre verlängert. Marian Preda hat bei den Wahlen 67,7 Prozent der Stimmen erhalten - 42 Prozent mehr als sein einziger Gegenkandidat, Cristian Preda. Rund 70 Prozent der 1363 wahlberechtigten Mitglieder der Universität – 1226 Lehrkräfte sowie 137 Studentenvertreter im Senat der Universität und in den Fakultätsausschüssen – haben ihre Stimme abgegeben, teilte die Universität auf ihrer Webseite mit. Das Resultat der Wahlen sollte am 13. Dezember in der Senatssitzung der Universität bestätigt werden. Danach wird der neue Rektor per Ministerbeschluss ernannt.

Kopf-an-Kopf-Debatte

Zwei Tage vor  den Wahlen organisierte die Universität Bukarest eine vom Universitätssenatsvorsitzenden Claudiu-Paul Buglea moderierte Debatte zwischen den beiden Anwärtern. Dabei durften beide ihre Pläne vorstellen und auch alltägliche Probleme der Universität ansprechen. 

Während der amtierende Rektor einen 40-seitigen Tätigkeitsbericht vorstellte und dabei auch auf die Errungenschaften während seines Mandats trotz pandemiebezogenen Herausforderungen sowie die kurz-, mittel- und langfristige strategische Ausrichtung der Bildungseinheit unterstrich, ließ sein Gegner eher punktuelle und eher kurzfristig gedachte Änderungen in der Universitätsstrategie auf neun Seiten zur Geltung kommen, so die Plattform edupedu.ro. Während der derzeitige Rektor über die bestehende positive strategische Entwicklung der Universität referiert und auf Kontinuität setzt, also auf die Entwicklung der Bukarester Universität zu einer modernen Bildungseinheit auf europäischem Niveau mit moderner Infrastruktur und klarer Trennung zwischen verwaltungstechnischen und forschungsbezogenen Tätigkeiten, beruft sich sein Gegenkandidat auf seine politische Karriere, die ihm Erfahrung, „inklusive auf europäischer Ebene“ beschert habe, und versprach, die Universität unter die ersten 500 höheren Bildungseinheiten weltweit bringen zu können.

Ehrgeizige Pläne: Forschung und Ranking

Was Forschung und Personal angeht, spricht Cristian Preda über Entbürokratisierung und fachkundige Experten für EU-Projekte. Als Vorschläge für sein zweites Mandat würde Marian Preda Wissenschaftler aus dem In- und Ausland anwerben sowie über Weiterbildungen derzeitiger Wissenschaftler im Ausland den Fokus auf emergente Forschungsfelder und eine erhöhte Öffentlichkeitsarbeit legen. 

Während der amtierende Rektor auf der Eigenständigkeit der Bukarester Universität besteht, die er als wahren Vorteilrühmt, wobei sein Gegner die Bukarester Universität, die Politechnik, die Wirtschaftsakademie, das Institut für Bauwesen, die Architekturfakultät sowie alle anderen höheren Bildungseinrichtungen der Stadt zum größten Bildungszentrum des Landes und eines der größten Europas vereinen. Dabei sollte jede Lehrkraft höchstens 12 Studierende betreuen (nicht 21 wie derzeit). Gleichzeitig sollten die Lehrkräfte eher die Entscheidungsträger sein, nicht der Verwaltungsapparat. Im Gegensatz dazu schlägt Marian Preda mehrere Personalentwicklungsmaßnahmen und -programme vor, die zu einer Erhöhung der Qualität der Lehrkräfte und dementsprecchend auch des Image der Bildungseinheit führen sollen. 

Der amtierende Rektor versprach, im nächsten Mandat die Klausenburger Babe{-Bolyai-Universität zu „überholen“. Die Bukarester Universität hätte im letzten Jahr in den internationalen Ranglisten sehr stark aufgeholt, sowohl im QS World University Ranking wie auch im Shanghai Ranking. Sein Gegenkandidat versprach hingegen optimistischer, die Universität unter die ersten 500 der Welt zu bringen – durch Doppeldiplomprogramme und durch Exzellenzprogramme, die zusätzliche Förderungen seitens des Ministeriums bringen würden. Der amtierende Rektor beruft sich auf die Minderung der Studienabbrüche und Steigerung der Bildungsqualität durch Förderung unterschiedlicher Programme, Verbesserung der Aufnahmekriterien oder Erhöhung der finanziellen Unterstützung von Doktoranden. Ebenfalls sollte die Anzahl ausländischer Studenten erhöht werden sowie die Mobilität der akademischen Gesellschaft, wobei gleichzeitig Programme zur sozialen Verantwortung verbessert werden sollten. Marian Preda versprach eine Anpassung der Forschungsstrategie, mit Entwicklung eigener Programme im technischen oder medizinischen Bereich (jedoch ohne Fusion mit den entsprechenden Fachuniversitäten), Partnerschaften mit Forschungseinrichtungen sowie langfristige Finanzierung und Investitionen zur Förderung der Forschung auf höchstem Niveau.

Kein Geld für Gehälter –  nur für Safari

Während der Debatte sprach Anwärter Cristian Preda auch das Rentenalter und das Klammern an Führungspositionen seines Gegenkandidaten an, zumal Marian Preda seit Jahren im Senat der Universität und als Dekan tätig ist und kurz vor Ablauf des neuen Mandats in Rente gehen müsste. Andererseits warf Cristian Preda seinem Gegenkandidaten auch die mangelnde Solidarisierung mit den Lehrkräften während der Protestbewegungen im Sommer für die Erhöhung der Gehälter und Verbesserung der Arbeitsbedingungen vor (gemäß dem Slogan in Bezug auf die kürzliche Afrika-Reise des Staatspräsidenten: „N-avem bani pentru salarii, avem doar pentru safari!“/Kein Geld für Gehälter, nur für Safari). 

Als Antwort erklärte Marian Preda, dass er „keine Minute über sein Rentenalter“ hinaus im Amt bleiben wolle und nicht an Streik oder Gewerkschaften glauben würde, zumal diese nur einen Teil der Gesellschaft vertreten und insbesondere in Ländern wie Rumänien, wo die Mitgliedschaft in Gewerkschaften gering ist, das Risiko einer Polarisierung bestehe. Die Gehälter der Lehrkräfte seien tatsächlich ein Problem, jedoch sollten erst alle Verhandlungsmöglichkeiten erschöpft werden, erinnerte Marian Preda, der erst im Juli beispielhaft aus dem Landesausschuss für die Finanzierung der höheren Bildungseinheiten wegen der Unterfinanzierung der Universitäten ausgetreten ist und dabei, unter anderem, aussagte, dass „die Minderung der Bildungsqualität nötig ist, um der Unterfinanzierung stand zu halten“. 

Über Mängel in Kantine und Studentenheimen

Ein weiteres während der Debatte angesprochenes Problem war die Qualität der Mahlzeiten in den Studentenkantinen und die mangelnde Anzahl an Köchen. Dabei sprach sich Cristian Preda für die Kündigung der Köche aus, deren Mahlzeiten als mangelhaft empfunden werden, wobei sich Marian Preda auf die mangelhafte Entlohnung der Köche berief, insbesondere im Vergleich zur Privatwirtschaft. Die Universität hätte versucht, neue Stellen mit besserer Entlohnung in den Kantinen einzuführen, die jedoch per Gesetz aus Spargründen abgeschafft wurden.

Zu den Plätzen in den Studentenheimen äußerte Cristian Preda: Es sei ein Vorteil für die Universität, jedem Studenten einen Platz im Heim anzubieten, sei es auch durch Ankauf zusätzlicher Immobilien. Hingegen beschrieb Marian Preda die weitläufigen Investitionen, die bereits in Studentenheime durch Sanierung, Austausch alter Ausrüstungen wie Matratzen oder Kühlschränke getätigt wurden, sowie die geplanten Neubauten, für die es jedoch nur teilweise Finanzierung gäbe. Gleichzeitig verwies er auf die fehlenden Geldmittel für den Ankauf neuer Immobilien.