Mit Lutherrose und Geflüster

Konfirmation in Hermannstadt

Festgottesdienst in der Evangelischen Stadtpfarrkirche in Hermannstadt, am Sonntag, den 12. Mai

Stolz mit der Konfirmationsurkunde in der Hand. Nach dem Gottesdienst gingen die frisch Konfirmierten mit den Pfarrern über den Hof der Brukenthalschule zur Treppe des Stadtpfarramts (vorne: v. l. n. r.): Maria Klara Arz, Helena Boessneck (in der Frauentracht aus dem Schwarzwald), Stephanie-Viktoria Dengel, Georg Radleff; (Mitte: v. l. n. r.): Johanna Crista Chiril˛-Brenner, Ana-Maria Boariu, Beatrix Diana Paula Moldovan, Liviu Dobrot˛-Ziss, Nicholas-Paul Gross, hinten: v. l. n. r.): Stadtpfarrer Kilian Dörr, Christine Grahl, Kirchenmusikerin und Jugendreferentin, Pfarrer Hans-Georg Junesch Fotos: Aurelia Brecht

Das letzte Mal werden die Konfirmationskerzen angezündet.

Stühlerücken zu Beginn der Konfirmationsstunde. Die Ausgabe des kleinen Katechismus auf Deutsch und Rumänisch liegt auf dem Tisch. Endlich sitzen alle, die Gruppe besteht in diesem Jahr aus siebenbürgisch-sächsischen, bundesdeutschen und rumänischen Jugendlichen. Es ist die letzte Stunde vor der Konfirmation. Das Kolloquium wird am Samstag stattfinden – die Kenntnisse der Jugendlichen werden abgefragt. Das Vaterunser haben sie auf Rumänisch und Deutsch, das Glaubensbekenntnis hat jeder in seiner Muttersprache auswendig gelernt.

Heute findet im Presbyterialsaal die Generalprobe statt. Was bedeuten die zehn Gebote? Hat jeder seinen Konfirmationsspruch ausgesucht? Eine Jugendliche wird am Samstag noch getauft. Die Gruppe entscheidet, geschlossen mit dabei zu sein.

Alle haben sich vorbereitet. Abwechselnd kommen die Jugendlichen nach vorne. Jeder erklärt eines der zehn Gebote. Was bedeutet das Gebot „Du sollst nicht stehlen“ in allen Facetten? Wie sieht verantwortliches Handeln in konkreten Situationen aus? Wie kann Nächstenliebe gelebt werden? Die Gruppe bespricht gemeinsam verschiedene Varianten anhand von Beispielen und Alltagssituationen.

Was macht die Konfirmationsvorbereitung sonst noch aus? Während des Vorbereitungsjahres standen Ausflüge nach Wolkendorf/Vulcan, Schäßburg/Sighi{oara und Kerz/Câr]a auf dem Programm. Die Gruppe durfte viel besichtigen, hat Wanderungen unternommen und dabei Menschen aus anderen Kirchengemeinden kennengelernt. Während der Konfirmationszeit gab es damit auch die Möglichkeit, die Perspektive verschiedener Menschen auf Kirche kennen zu lernen.

Wie fühlen sie sich jetzt, so kurz vor der Konfirmation? Ein bisschen Wehmut schwingt in der Antwort mit, gerne hätten sie noch mehr Zeit miteinander verbracht. Die gemeinsame Zeit habe die Gruppe zusammengeschweißt, es seien Freundschaften entstanden. Treffen würden sie sich ohne Zweifel weiterhin: „Ich glaube, wir werden uns noch viel in der Kirche sehen“, sagt eines der Mädchen. Und natürlich seien sie aufgeregt, ein intensives Wochenende stehe bevor, die ganze Familie sei ja mit dabei.

Am Ende der letzten Stunde ist die Stimmung gelöst. Mit einem Augenzwinkern sagt der Pfarrer: „Dann diskutieren wir am Samstag. Kriegen wir das hin? Jeder sollte etwas sagen. Wenn ihr nichts sagt, frage ich euch trotzdem.“ Und eine Jugendliche wirft ein: Wenn einer Angst hat, flüstern wir ihm die Antwort zu! Na, wenn das nicht schon ein Akt der Nächstenliebe ist…

Dann ist Sonntag der 12. Mai. Der Tag der Konfirmation, ein festlicher Rahmen in der Evangelischen Stadtpfarrkirche. Die Befragung hat am Tag zuvor stattgefunden. Nun ist die Gemeinde versammelt. Drei der Jugendlichen sind in siebenbürgisch-sächsischer Tracht erschienen, eine Jugendliche trägt die Frauentracht aus dem Schwarzwald. Gemeinsam sitzen die neun Konfirmandinnen und Konfirmanden vor dem Altar im Halbkreis. Andächtiges Zuhören. Die Jugendlichen tragen der versammelten Gemeinde das Glaubensbekenntnis vor. Die Deutschsprachigen treten gemeinsam auf und sprechen es zusammen, die Rumänischsprachigen sind gleich danach dran. Nach dem Gottesdienst gehen die frisch gebackenen Konfirmierten mit den Pfarrern über den Hof der Bruken-thalschule zur Treppe des Stadtpfarramts. Dort entsteht traditionell das Gruppenfoto. Verantwortung, Stolz und Freude mischen sich in diesen letzten Moment des Zusammenseins.