Morgenstern in euren Herzen

Wort zum Sonntag

Umso fester haben wir das Prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.
(2. Petrus 1, 19)


Wie gut, dass jemand da ist, der uns Mut macht, der uns nicht alleine lässt mit allen Fragen und Zweifeln. Der uns einen festen Halt gibt und Hoffnung, dass es dennoch weitergehen kann, der uns Orientierung gibt in dunkelster Finsternis. Wie wichtig ist solcher Beistand, wie sehnlich wird solche Hilfe erwartet.

Jeder Mensch hat gewiss schon in seinem Leben solch dunkle Momente durchschritten. Man ist am Ende, am Boden zerstört, hat keine Kraft mehr sich zu wehren, weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll. Doch dann ist da jemand, der dich aufrichtet, der dich tröstet, der dich nicht alleine lässt. Gerade im Monat November, wenn die Tage immer kürzer werden und wir uns unserer Toten erinnern, ist solche Hilfe geradezu notwendig.

Notwendig war auch die Ermahnung des Petrus an seine Gemeinde, die müde und kraftlos geworden war. Das Feuer der Begeisterung für die frohe Botschaft von dem Heil in Jesus Christus war längst abgebrannt. Viele glaubten kaum noch an die Wiederkunft Christi und ließen sich von Irrlehrern verführen. Deshalb erfolgt die Ermahnung des Petrus an seine Gemeinde, in der er sie ermutigt, die Hoffnung nicht aufzugeben, sondern an dem Herrn Jesus Christus festzubleiben. Er erinnert seine Gemeinde an das eigene Erlebnis der Verklärung Jesu, wo ja Jesus selbst von dem himmlischen Vater als sein lieber Sohn bestätigt wurde, was Petrus auch selbst gehört hat. Dies Erlebnis ermutigt ihn, seiner Gemeinde nun selbst Mut zu machen, sie daran zu erinnern und fest bei dem Herrn zu bleiben. Das Wort des Herrn gibt einem Halt in der dahineilenden Zeit, das Wort Gottes hat Bestand in dieser unbeständigen Welt.

Wer in tiefster Finsternis unterwegs war, weiß, wie sehr man auf einen Lichtschimmer, einen Anhalts- und Orientierungspunkt angewiesen ist. Schon der kleinste Lichtschimmer kann Großes bewirken. So ermahnt auch Petrus seine Gemeinde, auf Gottes Wort zu achten, das wie ein Licht an einem dunklen Ort scheint und so der Gemeinde Orientierung gibt. Gewiss, es dauert vielleicht noch etwas, bis der Tag des Herrn anbrechen wird, aber dennoch lohnt sich das Warten, bis Christus als der Morgenstern (Griechisch: „Bringer der Morgendämmerung“ oder Lateinisch: „Lucifer“) erscheint. Gott hat alle seine Weissagungen und Verheißungen erfüllt, so wird er auch die Menschen die Wiederkunft Christi erleben lassen.

Der Liederdichter Jochen Klepper hat ein sehr tiefgehendes Adventslied geschrieben:

„Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.“
Und in der fünften Strophe heißt es dann:
„Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und  -schuld.
Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr.
Von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“


Deshalb gilt dies Wort auch jedem von uns persönlich. In den Nächten unseres Lebens mag es auch manch Finsternis geben. Augenblicke, in denen wir weder ein noch aus wissen. Wo wir kaum ein Licht am Ende des Tunnels sehen, ratlos umherirren und festen Halt suchen. Wir sind erfüllt von Trauer, von Sorge, von Hoffnungslosigkeit, vielleicht auch von Zweifeln. Als Christen dürfen wir in diesen Augenblicken an Gott festhalten, der in seinem Sohn Jesus Christus Mensch geworden ist und uns mit sich versöhnt hat. Der uns zusagt, dass er das Licht der Welt ist und wir, wenn wir ihm nachfolgen, nicht in der Finsternis umherirren, sondern das ewige Leben haben werden.

Als Christen dürfen wir auf Gott vertrauen und dürfen uns in der tiefsten Finsternis an dieser Hoffnung festhalten. Sie soll für uns wie der Morgenstern sein, der anzeigt, dass die Nacht, die Finsternis vorbei ist, dass das Licht aufgeht. Wir dürfen uns an Jesus Christus als dem Licht dieser Welt festhalten. Wir können dann am letzten Sonntag im November voll Hoffnung die erste Kerze auf dem Adventskranz anzünden und uns an ihrem Licht erfreuen.